Nina Bußmann freut sich auf spannende Zeiten in Esslingen. Foto: Kaier - Kaier

Für ihren jüngsten Roman „Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“ wird Nina Bußmann gefeiert. Nun hat sie ihr Bahnwärter-Stipendium in Esslingen angetreten.

EsslingenWenn Kritiker Nina Bußmanns Bücher begutachten, wird mit Lob und Anerkennung nicht gespart. Als „herausfordernder Fall von Virtuosentum“ und sogar „Glücksfall“ wurde ihr jüngster Roman „Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“ gefeiert. Kein Wunder, dass die 38-jährige Autorin schon manche Auszeichnung erhalten hat – unter anderem den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2011 für einen Auszug aus ihrem Debütroman „Große Ferien“. Während der kommenden Wochen dürfte man Nina Bußmann häufiger in Esslingen begegnen: Gestern hat die Autorin ihr Bahnwärter-Stipendium angetreten. Ihre Zeit vor Ort will sie nicht nur zum Arbeiten nutzen, sondern auch, um neue Anregungen zu sammeln. Dass sie von einer so renommierten Kollegin wie Katja Lange-Müller als „Bahnwärterin“ empfohlen worden war, dürfte sie besonders freuen. Und das nächste Stipendium wartet bereits: Ein zehnwöchiger Arbeitsaufenthalt im Deutschen Haus an der New York University. „Erst Esslingen und dann New York – das ist eine Reihenfolge, mit der ich sehr gut leben kann“, meinte OB Jürgen Zieger augenzwinkernd, als er Nina Bußmann gestern begrüßte.

Alle zwei Jahre vergibt die Stadt Esslingen diese Förderung, die im jährlichen Wechsel als gezielte Nachwuchsförderung mal für Bildende Kunst und mal für Literatur vergeben wird. Im Fokus stehen für den Bereich der Literatur „junge, bereits anerkannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in deutscher Sprache schreiben“. Wer sich bewirbt, soll „die Bereitschaft mitbringen, sich während der Stipendienzeit mit einem aktuellen Thema eigener Wahl literarisch auseinanderzusetzen, die Überlegungen dem Esslinger Publikum vorstellen und das Ergebnis zur Publikation freigeben“. Das Themenspektrum kann laut Ausschreibungstext „von der Reflexion über eigene Lebenszusammenhänge bis zu identitätsstiftenden Fragen im gesamtgesellschaftlichen Kontext reichen“.

Förderungen wie das Bahnwärter-Stipendium findet Nina Bußmann gerade für junge Autoren äußerst hilfreich: „Ich bewerbe mich gerne, und wenn es klappt empfinde ich das als ein Geschenk.“ Ihre Zeit in Esslingen möchte sie nutzen, um Neues kennenzulernen und Eindrücke zu sammeln – was keineswegs bedeuten muss, dass daraus gleich ein Esslingen-Roman entsteht: „Ich weiß, dass manche hoffen, dass ihre Stadt dann literarisch verarbeitet wird“, sagt Bußmann. „Aber das lässt sich schlecht planen. Auf jeden Fall nimmt man viel mit, wenn man für einige Zeit nicht in seinem gewohnten Umfeld ist. Oft erinnert man sich Monate später plötzlich an Dinge, die einem aufgefallen sind und die plötzlich wieder präsent sind.“ Für ihre Zeit in Esslingen hat sie sich bereits einiges an Arbeit mitgebracht: „Das ist ein Projekt, an dem ich schon länger arbeite.“ Mehr will sie noch nicht verraten: „Das ist gerade ganz schwierig, weil ich noch mitten in der Arbeit bin – und da bin ich abergläubisch.“ Dass Esslingen nicht das schlechteste Pflaster für junge Autoren ist, gab der Oberbürgermeister der Stipendiatin gestern mit auf den Weg, als er ihr „einen spannenden Aufenthalt in einer spannenden Stadt“ wünschte.

Bei den Esslinger Literaturtagen LesART wird Nina Bußmann ihren jüngsten Roman „Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“ am Donnerstag, 22. November, ab 19.30 Uhr im Kutschersaal der Stadtbücherei vorstellen.