In Zuge der Neubebauung des Nürk-Areals nehmen die Planer auch die mehrspurige Brückenstraße in den Blick. Foto: Lidl - Lidl

Auf dem Nürk-Areal in der Pliensauvorstadt soll es neben einem Lidl-Markt Platz für Wohnungen, Büros und Betriebe geben.

ES-Pliensauvorstadt Mit der Neubebauung des Nürk-Areals könnte für die Pliensauvorstädter ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Denn die Firma Lidl, die das Grundstück Ende vergangenen Jahres gekauft hat, und die Stadt Esslingen loben nicht nur einen Architektenwettbewerb aus. „Es wird auch ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben“, berichtet Bürgermeister Wilfried Wallbrecht. Und das soll vor allem auch die Fußgänger in den Blick nehmen. „Uns ist es ganz wichtig, dass wir eine ebenerdige Querung der Brückenstraße und somit auch eine gute Verbindung mit dem Stadtteil hinbekommen.“ Schließlich sei die Neugestaltung des rund 10 550 Quadratmeter großen Grundstücks „eine große Chance für den Stadtteil“, erklärt der Erste Bürgermeister, der „froh und dankbar ist, dass die Firma Lidl das genauso sieht und uns von Beginn an hervorragend in die Planungen einbezieht“.

Acht Büros konkurrieren

Da man das städtebauliche Potenzial des Grundstücks schon früh erkannt habe, „wollten wir der Stadt Esslingen eine Lösung zur nachhaltigen Entwicklung des Standortes anbieten“, erklärt Thomas Ertl, Immobilienleiter der Lidl-Regionalgesellschaft Stuttgart. Damit betritt der Handelskonzern kein Neuland. „Auch schon in anderen Metropolregionen in Deutschland haben wir städtebauliche Projekte entwickelt und realisiert“, berichtet der Immobilienleiter, dem die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden vor Ort am Herzen liegt. „Der Architektenwettbewerb ist eine gute Möglichkeit, viele verschiedene Ideen und Konzepte zu sehen und zu bewerten, um am Ende das größtmögliche Entwicklungspotenzial auszuschöpfen.“

Für den nicht öffentlichen Wettbewerb haben Lidl und die Stadt Esslingen acht Architekturbüros aus Stuttgart, München und Göppingen ausgewählt. „Das sind alles sehr hochkarätige Büros, die ihren Sachverstand im Bereich der Stadtentwicklung schon bei verschiedenen Projekten unter Beweis gestellt haben“, erklärt der Esslinger Baubürgermeister, der schon auf die Ergebnisse des Wettbewerbs gespannt ist, dessen Preisträger am 9. November bekannt gegeben werden sollen.

„Das Grundstück ist vom Zuschnitt und von der Erschließung her schon ein bisschen tricky“, sagt er. Erleichtert würden die Planungen unter Umständen dadurch, dass sich Verkäufer und Käufer inzwischen darauf geeinigt haben, dass der sogenannte Neubau – also das Gebäude, in dem unter anderem der Sonderpostenmarkt „Picks Raus“ sein Domizil hat – „jetzt doch disponibel ist“. Passt das Gebäude nicht ins Konzept, „darf es also abgerissen werden“, erklärt Wallbrecht.

Neben einer Trasse, die für eine mögliche Verlängerung der Stadtbahn frei gehalten werden muss, gilt es für die Architekten, verschiedene Vorgaben der Stadt zu berücksichtigen – unter anderem bei den geplanten Wohnungen. „Wir wissen zwar noch nicht, wie viele Wohnungen am Ende entstehen werden“, sagt Wilfried Wallbrecht. „Klar ist aber, dass das Esslinger Wohnraumversorgungskonzept angewendet wird, also auf dem Nürk-Areal Wohnungen verschiedenen Typs gebaut werden sollen.“

Nicht höher als Pliensauturm

Das ist auch Yvonne Tröger sowie ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Bürgerausschuss Pliensauvorstadt wichtig, der bereits in die Vorgespräche zum Architektenwettbewerb eingebunden war. „Da das Nürk-Areal sehr zentral zur S-Bahn und zur Stadt liegt, ist es für den Wohnungsbau bestens geeignet“, sagt die Bürgerausschussvorsitzende. „Dort dürfen aber nicht nur exquisite Wohnungen entstehen, sondern es muss auf eine gesunde Mischung geachtet werden“, betont Tröger, die als sachverständige Beraterin am Architektenwettbewerb beteiligt sein wird. In dieser Funktion will sie unter anderem darauf achten, „dass das Grundstück nicht völlig zugebaut wird und man sich mit den Gebäuden an der Höhe des Pliensauturms orientiert“.

Besonderes Augenmerk legen die Stadtteilvertreter auf die künftige Erschließung des Nürk-Areals. „Da dort hoffentlich auch in Zukunft Ärzte und Zahnärzte ansässig sein werden, sind ein barrierefreier Zugang und die Erreichbarkeit des Geländes mit dem Rad ganz wichtig“, so Tröger. Positiv sieht sie, dass das Nürk-Areal künftig über die Zollbergstraße und die Berkheimer Straße, nicht aber von der Brückenstraße aus erschlossen werden soll. „Eine städtebauliche Aufwertung und die Anbindung an die Pliensauvorstadt werden aus unserer Sicht aber nur gelingen, wenn die Fahrspuren auf der Brückenstraße reduziert werden.“

Quartier zum Wohnen, Einkaufen und Arbeiten

Gemischte Bebauung: Auf dem rund 10 550 Quadratmeter großen Grundstück ist eine gemischte Bebauung mit Wohn- und Gewerbeflächen vorgesehen. Neben einer Lidl-Filiale soll Platz für weitere Dienstleistungen und neue sowie bereits bestehende Betriebe sein. So wird auch die Firma Fliesen-Nürk „weiterhin bestehen bleiben“ sagt deren Geschäftsführer Alexander Dürr. Ein Drogeriemarkt mit rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche soll auf dem Gelände ebenfalls entstehen. In den Obergeschossen sind gemäß dem Esslinger Wohnraumversorgungskonzept Wohnungen verschiedenen Typs geplant. Zudem will man in den Erdgeschossen und Obergeschossen Platz für Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien und andere Dienstleister schaffen.

Verkehr: Mit der Neugestaltung des Nürk-Areals geht ein neues Verkehrskonzept einher. Lidl und die Stadt Esslingen möchten die mehrspurige Brückenstraße zum „hochwertigen öffentlichen Raum“ umgestalten und sie „zum Bindeglied zwischen den Quartieren“ entwickeln.

Ressourcen schonen: „Eine nachhaltige Verwendung von Ressourcen soll sich in der gesamten Planung widerspiegeln“, heißt es im Dossier zum Nürk-Areal. Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen und einen niedrigen Kohlendioxidausstoß zu erreichen, sind die acht Architekturbüros im Wettbewerb aufgefordert, „mit einem hohen energetischen Standard“ zu planen. Neben dem Einsatz nachhaltiger Baustoffe wird auf eine effiziente Wärmedämmung, energiesparende LED-Beleuchtung sowie die Wärmerückgewinnung aus Lüftungsanlagen und Kühlmöbeln Wert gelegt. Zudem ist auf dem Gelände eine Stromtankstelle für Elektrofahrzeuge vorgesehen.