Der neue Streckenabschnitt der Esslinger Nordschleife ist deutlich rasanter. Alle Hindernisse können aber umfahren werden. Foto: Korell - Korell

Für Könner und solche, die es werden wollen, gibt es einen neuen, rund 500 Meter langen Abschnitt auf der Esslinger Nordschleife. Es gibt mehr Sprünge, engere Kurven. Alle Hindernisse kann man aber auch umfahren.

EsslingenEine kurze Begrüßung gibt es, bevor Joe Reiser, Abteilungsleiter Radsport des TV Hegensberg mit einer großen Heckenschere das rot-weiße Absperrband durchtrennt. Damit gibt er die neue Enduro-Line der EsNos (Esslinger Nordschleife) für die fast 30 wartenden Mountainbiker frei. Nach wenigen Metern der Hauptstrecke zweigt die anspruchsvollere Alternative rechts ab. Der neue Streckenabschnitt umfasst etwas über 500 Meter, wie Reiser angibt. Ebenso wie die vor zwei Jahren eröffnete Hauptstrecke wurde der neue Trail ehrenamt-lich von den Vereinsmitgliedern gebaut. Die Strecke umfasst mehrere Hindernisse und enge Kurven sowie größere Sprünge als die familienfreundliche Hauptstrecke und ist damit vor allem für fortgeschrittene Fahrer gedacht. „Alle Elemente können aber auch umfahren werden“, betont Reiser und bittet die Fahrer, sich erst einmal alles in Ruhe anzusehen, bevor sie mit voller Geschwindigkeit fahren. Und sein Rat wird bei der ersten Abfahrt auf der neuen Strecke auch beherzigt, doch schon beim zweiten Durchlauf wird es rasanter und einige der Fahrer trauen sich an die großen Sprünge. Unterdessen führt Reiser eine Gruppe von Zuschauern zu Fuß an der Strecke entlang und erklärt den Bau und einzelne Elemente. „Wegen des Natur- und Artenschutzes dürfen wir keine Materialien in das von der Stadt gepachtete Gebiet mitbringen“, erklärt er. Das bedeutet: Alle Steine, Holzteile und vor allem alle Erde musste vor dem Bau erst einmal im Gebiet gesammelt werden.

Regenwasser wird abgeleitet

Zudem stellte sich dem 25-köpfigen Bauteam eine weitere Herausforderung in den Weg – das Wasser. „An einigen Stellen drückt der Hang das Wasser über sie Strecke“, so Reiser. Zwar könne der lehmhaltige Boden mit Regenfällen gut umgehen und die Feuchtigkeit gut aufnehmen, kritisch wird es aber, sobald sich Pfützen bilden. „Dann kann das Wasser auf eine Fläche einwirken und macht den Boden matschig. Wenn man dann hindurch fährt, kann es passieren, dass ein Rad hängen bleibt. Auf jeden Fall wird aber eine Tiefe Furche in die Strecke gegraben“, führt Reiser aus. Also musste sich die sogenannte Trail-Crew etwas einfallen lassen, um das Wasser über Abflüsse oder Kiesbetten abzuleiten. Durch die langjährige Erfahrung einiger Fahrer, die auch vom Bau der Hauptstrecke von zwei Jahren herrührt, konnten die Probleme aber allesamt gelöst werden. Mit fast 20 Bautagen war die Bauzeit im Vergleich zur Hauptstrecke mit 30 Tagen nur unwesentlich kürzer. Besonderen Wert haben man dabei darauf gelegt, so Reiser, dass sich auch die Jugendlichen im Verein selbst am Bau der Strecke beteiligen und sich in den Elementen selbst verwirklichen konnten. So auch Adrian Kaiserauer: „Ich habe an fast allen Teilen mitgebaut.“ Von den gut 20 Bauteilen habe er nur drei verpasst. „Wir haben ja alles von Hand getragen, gegraben und festgeklopft, da keine großen Baumaschinen an die Stellen herankonnten. Das war schon eine Anstrengung, da ist man froh, wenn es am Ende so positiv ankommt.“Doch nicht nur die Erdmassen waren eine schwer zu stemmende Aufgabe, ebenso ist es die Finanzierung des Projekts. Für Bau und Instandhaltung der Strecke waren dieses Jahr rund 7000 Euro eingeplant, wie Reiser verrät. Wegen mehrerer Stürme im Frühjahr sei man dieses Jahr aber schon bei Kosten von über 12000 Euro. „Bevor wir dieses Gebiet bebauen durften, war eine der Auflagen, dass wir als Verein sämtliche Kosten tragen“, sagt Reiser. Dabei seien diverse Versicherungen noch gut zu kalkulieren, anders sehe es bei der Baumpflege aus. „Jedes Jahr muss ein unabhängiger Baumgutachter von uns beauftragt werden, das Gebiet zu prüfen. Wenn der tote Äste oder andere Gefahren und Schäden entdeckt, müssen wir wiederum einen Baumpfleger beauftragen, diese zu beseitigen.“ Zudem komme, so Reiser weiter, dass diese Prozedur nach jedem Unwetter nochmals nötig ist. In diesem Jahr führte das zu einem gewaltigen Kostenanstieg.

Spendenaktion für Unterhalt

Generell finanziert der Verein die Strecke über mehrere Sponsoren und die Mitgliederbeiträge der etwa 165 Mitglieder der Radsportabteilung. Um diese Zahl künftig noch steigern zu können, sollen dieses Jahr neue Trainer ausgebildet werden, damit der Verein sein Angebot ausbauen kann. Zwei Kandidaten hat Reiser bereits im Kopf. Dennoch startet der Verein aufgrund der Budgetsprengung eine Spendenaktion, bei der allen Spendern gesponsorte Gewinne winken.

Trotz der hohen Strapazen beim Bau und der Verwaltung der Strecken hält Reiser es dennoch für wichtig, die EsNos weiter zu betreiben. Schließlich sind legale Strecken für Mountainbiker in der näheren Umgebung ohnehin selten, besonders solche, die kostenlos nutzbar sind, auch für nicht Vereinsmitglieder.

Aber wie kommt die Strecke an? Adrian Kaiserauer muss zugeben, dass die Strecke für sein Niveau noch ein bisschen zu anstrengend ist. „Aber man kann ja alle Hindernisse auch umfahren.“ Sein Mitfahrer freut sich zudem: „Man kann natürlich gut üben, und sich gerade heute auch noch langsam an größere Sprünge herantasten.“