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Fast 100 Personalstellen sind derzeit in der Esslinger Stadtverwaltung unbesetzt. Die Stadt tut sich – wie viele andere Arbeitgeber – mit der Besetzung oftmals schwer.

EsslingenDie Liste ist lang, und sie eröffnet viele berufliche Chancen: Vom Beigeordneten für Ordnungs-, Sozial-, Kultur- und Schulwesen über den Facharzt für Arbeits- und Betriebsmedizin, einen Teamleiter für Kanalisation, Gärtnervorarbeiter, Baumpfleger, Sachbearbeiter für Buchhaltung, Finanzwesen oder Statistik bis hin zu pädagogischen Fachkräften, einem Teamleiter fürs Ausländeramt und Mitarbeitern im Ordnungsdienst sucht die Stadt Esslingen Personal. Fast 100 Stellen sind derzeit unbesetzt, in den städtischen Eigenbetrieben kommen weitere hinzu. „Wenn uns das nötige Fachpersonal fehlt, müssen Projekte länger in der Warteschleife bleiben“, sagt Rathaussprecher Roland Karpentier. „Das ärgert uns selbst am allermeisten.“ Die Stadt Esslingen versucht inzwischen, gegenzusteuern und ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Erste Erfolge sieht Karpentier bereits – allein in diesem Jahr sollen knapp 180 Stellen neu besetzt werden. Doch obwohl vieles in Bewegung ist, gibt es noch keinen Grund zur Entwarnung.

Etwa 1300 Personalstellen, die sich durch Teilzeit auf circa 1800 Köpfe verteilen, gibt es derzeit im Kernbereich der Esslinger Stadtverwaltung. Von den 33 neuen Stellen, die der Gemeinderat im Dezember 2018 beschlossen hat, sind bereits 90 Prozent besetzt. Aktuell läuft das Besetzungsverfahren für etwa 35 Stellen. „Wie andere öffentliche Arbeitgeber auch hat die Stadt Esslingen darüber hinaus immer einen bestimmten Sockel an unbesetzten Stellen – aktuell rund 60“, erläutert Tina Hülle, die Leiterin des Haupt- und Personalamts. Und sie nennt dafür Gründe: „Offene Stellen, vornehmlich im Bereich Kindertagesstätten und im technischen Bereich, sind zur Ausschreibung und Besetzung zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, weil zum Beispiel die neuen Kita-Gruppen erst im Laufe des Jahres 2020 eröffnen oder weil gerade im technischen Bereich Stellenbeschreibungen sich verändern. Es kann aber auch sein, dass bestimmte Stellen bewusst frei gehalten werden – zum Beispiel für Rückkehrende aus der Elternzeit oder Personen, die kurzfristig ihre Arbeitszeit ändern möchten.“

Schwieriger wird es bei jenen Stellen, die die Stadt rasch besetzen will und für die qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber fehlen. Dass sich das Haupt- und Personalamt oft schwertut, ist nicht ungewöhnlich: Quer durch die Republik buhlen öffentliche Arbeitgeber um neue Mitarbeiter – je höher die Anforderungen an Bewerber sind, desto kniffliger wird die Suche. Denn der Arbeitsmarkt boomt seit Jahren, Fachkräfte sind gesucht. „Wir konkurrieren nicht nur mit der Wirtschaft, sondern auch mit anderen Kommunen um die besten Köpfe“, weiß Karpentier. Die Situation ist in den verschiedenen Bereichen der Verwaltung unterschiedlich:

Erziehung: Der Gemeinderat hat im November 2018 ein Maßnahmenpaket zur Personalgewinnung und -bindung im Kita-Bereich beschlossen, das positive Resultate zeigt. Die Zahl freier Stellen hat sich seit dem Vorjahr um 17 reduziert. „Die weiteren Maßnahmen wie bessere Bezahlung der Leitungen oder Freistellungen auch für Stellvertretungen werden mittel- und langfristig dazu führen, Mitarbeiter länger zu binden“, ist Hülle sicher.

Technisches Rathaus: Freie Stellen besonders im Tiefbau- und Stadtplanungsamt stellen Tina Hülle und ihr Team im Zeitalter von Fachkräftemangel und Konkurrenz durch namhafte (und zahlungskräftigere) Unternehmen vor Herausforderungen. Die Stadt versucht, ihre Chancen zu erhöhen, indem Auswahlverfahren zügiger durchgezogen, Bewerber gezielt gesucht und über soziale Netzwerke angesprochen werden. Für Kandidaten aus früheren Bewerbungsverfahren gibt es einen „Talent Pool“. Hülle: „So erhielten wir in den letzten Tagen die Zusage eines Verkehrsplaners, der im Januar 2020 seine Arbeit aufnehmen wird. Auch im IT-Bereich starten im Herbst zwei neue Mitarbeiter.“

Ausbildung: Um den Nachwuchs zu sichern, hat die Stadt Esslingen ihr Ausbildungsangebot ausgebaut. Im September haben 28 neue Auszubildende begonnen, außerdem 15 Anerkennungspraktikanten im Erziehungs- und Kinderpflegebereich begonnen. Insgesamt bildet die Stadt derzeit 73 Nachwuchskräfte in unterschiedlichsten Berufen aus – 20 mehr als im Vorjahr. Tina Hülle: „Die Zahl soll weiter erhöht werden, um die hohe Anzahl an altersbedingten Abgängen zu kompensieren.“

Dass manche Arbeitgeber ihre Chancen durch höhere Vergütungen zu verbessern versuchen, macht die Arbeit des Esslinger Haupt- und Personalamts nicht einfacher. Wenn andere Kommunen vergleichbare Positionen in höhere Tarifgruppen einordnen, fällt es nicht leicht, die eigenen Leute zu halten. „Wir wollen sicher nicht Vorreiter solcher Entwicklungen sein“, erklärt Roland Karpentier. Dennoch schaue man, was die Stadt im Rahmen der tariflichen Möglichkeiten tun könne, um gute Leute zu bekommen.

Neues Personal zu gewinnen, ist eine Sache – Mitarbeiter zu halten, ist ebenso wichtig. Gezielte Zusatzangebote sollen die Stadt Esslingen als Arbeitgeber attraktiver machen. Vermehrt gibt es Vergünstigungen wie Zuschüsse zu VVS-Monatstickets. Um die beruflichen Perspektiven der Mitarbeiter zu verbessern, wird deren Fortbildungsprogramm ausgebaut, ein Führungskräfte-Entwicklungsprogramm und ein interkommunales Führungskräfte-Nachwuchsprogramm werden aufgelegt. Denn im Rathaus weiß man: Wer gute Mitarbeiter will, muss etwas dafür tun.