Das Netzwerk Kultur bringt den alten ZOB als Bücherei-Standort ins Gespräch. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Noch im Dezember hatte sich der Sprecherrat des Netzwerks Kultur für einen Neubau der Stadtbücherei ausgesprochen. Nun hat er seine damalige Haltung korrigiert.

EsslingenIn der Debatte über die Zukunft der Esslinger Stadtbücherei meldet sich das Netzwerk Kultur, ein Zusammenschluss freier und städtischer Kulturinstitutionen, zu Wort. Nachdem sich die Netzwerker im Dezember klar für einen Bücherei-Neubau in der Küferstraße und gegen den Verbleib der Bibliothek am bisherigen Standort im Bebenhäuser Pfleghof ausgesprochen hatten, korrigieren sie ihre damalige Einschätzung: „Nach Bekanntwerden aller Fakten stellt sich nun heraus, dass weder der alte noch der neue Standort in der Küferstraße den eigentlichen Anforderungen einer zeitgemäßen und zukunftsorientierten Stadtbücherei gerecht wird.“ Deshalb fordert das Netzwerk nun, die Standortdebatte „zeitnah und mit einem schnellen Ergebnis erneut zu öffnen“. Der Vorstoß kommt überraschend – immerhin haben sich bei einem Bürgerbegehren eben erst 12 485 Unterzeichner für einen Bürgerentscheid zur Erweiterung und Modernisierung des Bebenhäuser Pfleghofs ausgesprochen.

Der Sprecherrat des Netzwerks erklärt in seiner Pressemitteilung, schon jetzt sei abzusehen, „dass einige wenige Jahre nach der Neueröffnung die zur Verfügung stehenden Flächen – egal an welchem Standort – zu klein sein werden“. Deshalb seien beide Lösungen „nur ein Kompromiss, der den kulturellen und sozialen Aufgaben einer Stadtbibliothek der Zukunft kaum gerecht werden kann.“ Schon Mitte der 80er-Jahre habe die damalige Bücherei-Leiterin Sibylle Weit beim Umzug in den Bebenhäuser Pfleghof eindringlich darauf hingewiesen, dass die neuen Räumlichkeiten zu klein für die Realisierung einer zeitgemäßen Konzeption für eine Bücherei seien. Das habe sich schon kurz darauf bestätigt. „Man sollte doch meinen, dass mehr als drei Jahrzehnte später nicht der gleiche Fehler wiederholt wird“, erklärt der Sprecherrat.

Das alte ZOB-Gelände, das vor Jahren ins Gespräch gebracht wurde, damals aber auch vom Netzwerk nicht forciert worden war, könne „ein sehr gut geeigneter Standort“ sein. Dort sei „eine Stadtbücherei mit angemessener Größe“ möglich, die „am verkehrsgünstigsten Platz der Innenstadt“ ein Treffpunkt für alle Menschen werden könne. Ferner biete sich dort die Möglichkeit, ein Produktionszentrum zu verwirklichen. Das Bürgerbegehren zur Stadtbücherei zeige, dass die Menschen in Esslingen in der Kultur mitgestalten wollten. Allerdings betont der Sprecherrat seine eigene Sicht der Dinge: „Gesellschaftlich wirksame Kulturpolitik sollte weder das Schöne, Wahre und Gute nur um seines Selbst willen bewahren, noch das Neue nur um der Neuerung willen befördern, sondern immer im Kontext zur gesellschaftlichen Realität die bestmöglichen Rahmenbedingungen bieten, um Kunst und Kultur soziokulturell und stadtpolitisch relevant werden zu lassen.“ Kulturpolitik müsse wieder mehr als Gesellschaftspolitik gelebt und definiert werden. Die neue Stadtbücherei biete dafür eine große Chance.