Foto: Besonders während des ersten Bau - Besonders während des ersten Bauabschnitts auf der Zollbergstraße hatte der Durchgangsverkehr in der Mutzenreisstraße noch einmal zugelegt. Beim zweiten Teil der Hangsicherung hat die Stadt dann großräumiger umgeleitet.

Die Verwaltung will bis zum Sommer ein Konzept für die sanierungsbedürftige Mutzenreisstraße vorlegen. Die Anwohner hoffen, dass das die ersehnte Verkehrsberuhigung bringt.

Esslingen Seit langem klagen die Mutzenreissträßler über den Durchgangsverkehr, der die schlaglochträchtige 30er-Straße durch das Wohngebiet im Zollberger Westen als Querspange zwischen Zollbergstraße und Champagne nutzt. Zuletzt hatten sie besonders die lärmintensiven Lastwagen zur Deponie in der Hohenheimer Straße an den Pranger gestellt. Jetzt dürfen sie darauf hoffen, dass die Stadtverwaltung bis zum Bürgertreff des Bürgerausschusses im Sommer ein Konzept erarbeiten wird. Das hat OB Jürgen Zieger dem Bürgerausschussvorsitzenden Peter Zürn in einem Brief in Aussicht gestellt. Viel später darf es allerdings auch nicht werden. Denn die marode Mutzenreisstraße soll 2021 saniert werden. Und bis dahin muss geklärt sein, wie viel und welchen Verkehr sie künftig aufnehmen soll.

Zürn ist erleichtert. Seit langem fordert er ein Verkehrskonzept für den Stadtteil – insbesondere für den Zollberger Westen, der in den vergangenen Jahren durch die baustellenbedingte Sperrung der Zollbergstraße noch zusätzlich belastet war. Zuletzt hatte er sein Anliegen in einem Brief an den OB vor der Sitzung des gemeinderätlichen Mobilitätsausschusses im November noch einmal untermauert. Bürgerausschuss (BA) und Anwohner sind mit ihrem Anliegen nicht alleine: Die FDP hatte ein dauerhaftes Durchfahrtsverbot für Lastwagen durch die Mutzenreis- und die Eichendorffstraße beantragt. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete, Stadt- und Kreisrat Nicolas Fink hatte sich mit Briefen und Vor-Ort-Terminen eingeschaltet. Zur Vorgeschichte muss man wissen, dass sich Ordnungsamt, Anlieger und Bürgerausschuss schon lange darüber streiten, ob die Lastwagen zumindest aus Fahrtrichtung Nellingen überhaupt bis in die Mutzenreisstraße vorrücken dürfen. Denn am südlichen Ortseingang des Zollbergs steht seit Jahren ein Schild, das die Weiterfahrt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen nur Anliegern erlaubt.

Keine besondere Gefahrenlage?

Alle Beteiligten waren jedenfalls ausgesprochen unglücklich über das Ergebnis der November-Sitzung im Mobilitätsausschuss: Im Zusammenhang mit den mittlerweile abgeschlossenen Bauarbeiten auf der Zollbergstraße hatte die Stadt ein uneingeschränktes Laster-Verbotsschild am Eingang des Mutzenreiswäldchens in Richtung Deponie aufgestellt und mit dem baustellenbedingt schwierigen Begegnungsverkehr begründet. Mit der dauerhaften Etablierung dieses Schilds wäre die Sachlage zumindest in Fahrtrichtung Westen glasklar. Das könne man in Anbetracht der bevorstehenden Arbeiten am Radweg am Champagneaufstieg noch lassen, so Ordnungsamtschef Gerhard Gorzellik gegenüber der EZ. Aber ohne rechtssichere Begründung sei diese Einschränkung für den Verkehr auf Dauer nicht haltbar – hatte das Ordnungsamt dem Gremium mitgeteilt. Und in der Mutzenreisstraße würden weder die Lärmschutzwerte überschritten, noch sehe man eine „besondere Gefahrenlage“. Aber im Rahmen einer „geordneten städtebaulichen Entwicklung“ könne man auch verkehrsrechtliche Einschränkungen legitimieren. Was man sich konkret darunter vorzustellen hat, ließ die Verwaltung allerdings offen.

Im Klartext heißt das jetzt: Das Technische Rathaus muss ein städtebauliches Konzept erarbeiten, „in das eine Lösung für die Verkehrsabwicklung einfließt und das vom Gemeinderat beschlossen wird“, heißt es in dem Antwortschreiben von Wallbrecht an Nicolas Fink, das zeit- und inhaltlich annähernd deckungsgleich mit dem Schreiben des OB an den Bürgerausschuss im Büro des Landtagsabgeordneten einging. Ein Verkehrskonzept für den gesamten Stadtteil Zollberg bis hin zu seinen Fußgängerverbindungen in die Stadt, wie es der Bürgerausschuss am liebsten hätte, dauert zwar zu lange. Das hatte das Ordnungsamt schon in der Sitzung verlautbart. Und das hat Gorzellik gegenüber der EZ jetzt auch noch einmal bekräftigt. In die aktuellen Überlegungen über eine mögliche Verkehrsberuhigung in der Mutzenreisstraße müsse aber der gesamte Zollberger Westen, insbesondere die Eichendorffstraße mit ihrer Grundschule, einbezogen werden. Und es gehe natürlich auch um ihren Stellenwert im Stadtteil und im gesamten Esslinger Straßennetz. Nach der bisherigen Definition hat die Mutzenreisstraße keine überörtliche, wohl aber eine stadtteilverbindende Funktion.

Mittlerweile hat die Stadt auch die schon lange angekündigten Verkehrszählungen in der Mutzenreisstraße abgeschlossen und ausgewertet, heißt es in dem OB-Schreiben an den Bürgerausschuss. Aufgrund der angespannten Personalsituation habe man 2019 „die Problematik leider noch nicht eingehend erörtern“ können, wolle aber jetzt in einer größeren Planerrunde „ämterübergreifende Lösungsansätze“ erarbeiten.

Lkw-Verbot reicht vielen nicht

Die Mutzenreissträßler hätten natürlich am liebsten nicht nur die Laster, sondern den ganzen Durchgangsverkehr draußen aus ihrer Straße. „Doch das ist ja offensichtlich nicht möglich“, so Anwohnerin Cornelia Kling. Besonders schlimm sei es ab dem Zeitpunkt geworden, als Ostfildern im Zuge der Neuentwicklung des Scharnhauser Parks die direkte Verbindung über die Breslauer Straße zur Rinnenbachstraße nach Nellingen gekappt habe. Und man habe große Sorgen, dass die Querverbindung über die Zollberger Wohnstraße noch mehr genutzt werde, wenn in der Parksiedlung weiter gebaut werde. Mit der Sanierung müsse die Mutzenreisstraße deshalb für den Durchgangsverkehr so wenig attraktiv wie möglich werden. „Ein Lastwagenverbot alleine reicht für die Mutzenreisstraße auch nicht aus“, betont Nina Volpp, stellvertretende BA-Vorsitzende. Aber auch dem Bürgerausschuss sei es wichtig, den Straßenzug nicht isoliert zu betrachten. Es brauche ein Gesamtkonzept – und weniger Emotionen auf allen Seiten.