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Fährt bald ein Elektrobus durch die Esslinger Altstadt? Linke, Bürgerausschuss Innenstadt, City-Initiative und Seniorenrat sind dafür. Die Stadtverwaltung wartet erst mal ab.

EsslingenBequem einkaufen, kurze Wege zu Arzt und Apotheke oder zu Behörden, weniger Feinstaub und CO2“ – der Bürgerausschuss Innenstadt sieht gute Argumente für den Vorschlag, einen Altstadtbus in Esslingen einzurichten. Nachdem die Linken unlängst einen entsprechenden Antrag im Esslinger Gemeinderat eingebracht hatten, nahm der Bürgerausschuss den Gedanken auf. In einer gemeinsamen Runde mit den Antragstellern sowie Vertreterinnen und Vertretern der City-Initiative, des Stadtseniorenrats und der Gemeinderats-Fraktionen von Freien Wählern, Grünen und SPD, die der Einladung gefolgt waren, wurden Vorteile, mögliche Hürden auf dem Weg zu einem Altstadtbus sowie Möglichkeiten der Realisierung diskutiert. Hinterher zog Barbara Frey, die Vorsitzende des Bürgerausschusses, eine positive Bilanz des Gesprächs.

In vielen Punkten sei man sich einig gewesen – etwa darin, dass ein Altstadtbus in Esslingen den Park-Such-Verkehr in der Altstadt signifikant reduzieren und die Mobilität verbessern könne – sei es für Menschen mit Gehproblemen, für Kunden mit schweren Einkaufstaschen oder für Mütter und Väter mit kleinen Kindern. Ein Altstadtbus könne zur Inklusion beitragen, weil er auch Platz für Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen biete. Er könne helfen, Feinstaub und CO2 und damit die Umweltbelastung gerade in der stark beanspruchten Innenstadt zu reduzieren. Zudem sei ein solches Angebot attraktiv für Touristen auf Stadtbesichtigung, und es bringe dem Einzelhandel Vorteile, indem Kaufkraft in der Stadt gehalten werde.

Mit Blick auf diverse Baustellen, die sich für die kommenden Jahre bereits ankündigen, sahen die Teilnehmer der Gesprächsrunde die Chance, deren Auswirkungen durch die Verlagerung des Individualverkehrs auf den öffentlichen Nahverkehr zu mildern. Das alles trage unter dem Strich dazu bei, die Aufenthaltsqualität in der Altstadt zu verbessern. „Natürlich war allen klar, dass es noch einiges zu klären und zu diskutieren gibt – angefangen von den Pollern, die nötig sein dürften, bis hin zu Taktzeiten, Fahrtrouten oder Haltestellen“, erklärt die Bürgerausschuss-Vorsitzende Barbara Frey. Dennoch sei sich die Runde einig gewesen, „das Thema weiterzuverfolgen, damit die Realisierungschancen steigen“. Nachdem die Linken mit ihrem Antrag zur Einrichtung eines Altstadtbusses den Stein ins Rollen gebracht hatten, brauche es nun „Offenheit in Gemeinderat und Verwaltung und den in die Zukunft gerichteten Mut, die Idee umzusetzen“. Dass die City-Initiative und der Stadtseniorenrat genau wie der Bürgerausschuss Innenstadt einen Esslinger Altstadtbus befürworten würden, bestärkt Barbara Frey und ihre Mitstreiter in ihrer Entscheidung, am Ball zu bleiben.

Beispiele, dass ein solches Konzept funktionieren kann, gebe es bereits. So verweist Barbara Frey etwa auf den Elektrobus „Emil“, der seit eineinhalb Jahren in der Regensburger Altstadt unterwegs sei und sich großer Beliebtheit erfreue. „Nach anfänglichen ‚Kinderkrankheiten’ hat sich unser Pilotprojekt, die erste Elektrobusflotte in Bayern zu bedienen, zu einem echten Erfolgsprojekt entwickelt“, resümiert Manfred Koller, der Geschäftsführer der Stadtwerke Regensburg (SWR). „Es war ein wichtiger Schritt in die Zukunft, den Einstieg in eine emissionsfreie Technik zu wagen. Auch unsere Gäste fahren gerne mit dem Emil durch die Altstadt.“ Insgesamt haben die fünf Elektrobusse im ersten Jahr fast 60 000 Kilometer zurückgelegt. Weil die Regensburger Altstadtbusse zu 100 Prozent mit Ökostrom angetrieben werden, haben die dortigen Stadtwerke etwa 25 000 Liter Diesel und damit rund 65 500 Kilogramm Kohlendioxid eingespart. „In Sachen Umweltbilanz sind die Emils unschlagbar unterwegs“, erklärt das Unternehmen.

Stadt Esslingen wartet erst mal ab

Untersuchung: Während der Bürgerausschuss Innenstadt Stellung bezogen hat, hält man sich in der Verwaltung mit Aussagen und Prognosen zum Thema Altstadtbus zurück. Ingo Rust, Finanzbürgermeister der Stadt Esslingen und zuständig für den öffentlichen Nahverkehr, sagt zu dem Vorschlag: „Wir werden das zusammen mit Verkehrsexperten des Landkreises Esslingen sowie dem Verkehrsverbund Stuttgart untersuchen.“

Zeitplan: „ Eine Bewertung des Themas durch die Verwaltung wird seriöserweise erst nach der Untersuchung erfolgen.“ Das werde jedoch einige Monate in Anspruch nehmen. Rust: „Wir erwarten die Ergebnisse im vierten Quartal des Jahres.“ Der Bürgermeister kündigt zudem an, auch im kommenden Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU), bei dem die Altstadtbusse unter Tagesordnungspunkt 7 besprochen werden, nicht mehr dazu sagen zu können. „Wir wollen ja seriöse Zahlen, Daten und Fakten vorlegen – das ist zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht möglich“, so Ingo Rust. (jds)