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Von Melanie Braun

Berlinfans aufgepasst: Vom kommenden Jahr an könnte es von Esslingen aus auf direktem Weg in die Bundeshauptstadt gehen. Denn gleich zwei Fernbusunternehmen wollen einen Halt in Esslingen in ihren Fahrplan aufnehmen – beide mit dem Ziel Berlin. Auf die wiederholte Aufforderung der CDU-Fraktion hin hatte die Stadt vor einigen Monaten bei drei Firmen nach einem solchen Stopp gefragt. Der Branchenriese Flixbus sowie das Waiblinger Unternehmen ReiseLinienVerkehr (RLV) haben reagiert – und sich nun dafür entschieden, hier Station zu machen.
Vollends in trockenen Tüchern ist die Sache allerdings noch nicht: Einige Genehmigungen von Behörden stehen noch aus. Dessen ungeachtet ist aber klar, dass sowohl Flixbus als auch RLV großes Interesse an einem Halt in der ehemaligen Reichsstadt haben. Beide Unternehmen haben die Strecke Esslingen – Berlin bereits in ihren Fahrplan für das kommende Jahr aufgenommen.

Kein Platz am ZOB

Allerdings werden die Fernbusse nicht am zentralen Busbahnhof in der Innenstadt halten können. Denn dafür sei es hier zu eng, heißt es aus dem Rathaus. „Der ZOB ist sehr stark frequentiert“, erklärt Roland Karpentier, Pressesprecher der Stadt. Und weil die Busse auf die S-Bahnen abgestimmt seien, hielten oft viele Fahrzeuge gleichzeitig. Für einen Fernbus, bei dem mit Verspätungen gerechnet werden muss und der oft längere Zeit hält, sei daher kein Platz. Deshalb sollen die Fernbusse bei der S-Bahnhaltestelle Oberesslingen in der Fritz-Müller-Straße halten.
Flixbus will Ende April mit seinem neuen Angebot starten, sofern das Vorhaben genehmigt wird. Dann könne man von Esslingen aus voraussichtlich täglich nach Berlin reisen, heißt es von dem Unternehmen. Offenbar kann man sich auch noch weitere Ziele von diesem Halt aus vorstellen – spruchreif sei allerdings noch nichts, heißt es aus der Pressestelle der Firma. Dass die Reisenden in Oberesslingen statt in der Innenstadt einsteigen müssen, sieht man nicht als Problem: Der Halt in der Fritz-Müller-Straße sei gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden und dadurch schnell vom Zentrum Esslingens aus zu erreichen, findet man bei Flixbus.

Freitags mit RLV nach Berlin

Die Firma RLV will Esslingen sogar schon ab Januar bedienen. Der Fahrplan für das neue Jahr sieht einen Fernbus vor, der freitagabends von Oberesslingen über den Stuttgarter Flughafen, Ludwigsburg, Nürnberg und Leipzig nach Berlin fährt. Zurück geht es samstagmorgens und sonntagnachmittags. Man habe den Esslinger Halt in die Linie aufgenommen, weil die Stadt das angefragt habe, heißt es von der Waiblinger Firma. Weitere Ziele oder Linien seien hier derzeit nicht geplant.
Die Firma DeinBus, bei der die Stadt ebenfalls angefragt hatte, will aktuell nicht in Esslingen aktiv werden. „In den nächsten Monaten liegen die Schwerpunkte woanders“, sagt der Geschäftsführer Christian Janisch. Man baue derzeit das Liniennetz im Raum Berlin aus. Das heiße aber nicht, dass man grundsätzlich kein Interesse an Esslingen habe. Man bevorzuge zwar zentrale Umstiegspunkte, aber wenn Oberesslingen gut zu erreichen sei, schließe DeinBus diesen Halt nicht generell aus.
Bei der CDU-Fraktion, die immer wieder darauf gedrängt hatte, die Fernbusunternehmen nach einem Halt in Esslingen zu fragen, ist man zufrieden. „Wir sind froh, dass Esslingen offenbar bald an den Fernbusverkehr angebunden ist“, betont Jörn Lingnau, Fraktionschef der CDU im Gemeinderat. Er könne sich sogar noch mehr Fernbuslinien in der Stadt vorstellen, die Stadt könne hier ruhig noch weiter mit Firmen verhandeln. Mit der Haltestelle in Oberesslingen hingegen sei man nicht ganz zufrieden. „Wir hätten uns einen Halt im Zentrum gewünscht.“ Aber offensichtlich sei der ZOB dort zu klein konzipiert worden.

Neue Buslinien erwünscht

Im Rathaus hingegen zeigt man sich vollauf zufrieden: „Wir können es nur begrüßen, dass Esslingen bald mit zwei Fernbuslinien an Metropolen in Deutschland angebunden ist“, sagt Stadtsprecher Karpentier. Man hoffe allerdings, dass nicht nur Esslinger nach Nürnberg, Leipzig oder Berlin reisen, sondern auch Menschen von dort den Bus nach Esslingen nehmen. Zudem wäre es erfreulich, wenn dieses Angebot den ein oder anderen dazu animieren würde, den Bus statt des Autos zu nutzen und so zum Klimaschutz beizutragen. Und auch weitere Fernbusse seien willkommen: „Wir freuen uns über jede neue Buslinie“, betont Karpentier.