Dank einer Ampel kommen Fußgänger sicher über die viel befahrene Ulmer Straße zum Oberesslinger Bahnhof. Foto: Bulgrin - Bulgrin

In unserer Mobilitätsserie geht es heute um Oberesslingen. Der Stadtteil ist zwar gut durch Bus, Bahn und die Fahrradstraße erschlossen. Trotzdem wälzt sich täglich eine Blechlawine über die Schorndorfer Straße.

ES-OberesslingenOb es die Oberesslinger in die Innenstadt, nach Stuttgart, neckar-aufwärts oder Richtung Schurwald zieht: „Man muss sich nicht ins Auto setzen. Denn durch die Busse und die S-Bahn sind wir wirklich gut angebunden“, sagt Heike Horlacher, Vorsitzende des Bürgerausschusses Oberesslingen. So fahren gleich mehrere Stadtbuslinien durch Oberesslingen und erschließen auch die Lerchenäcker sowie die Gartenstadt. „Es ist ein Vorteil, dass wir so nah an der Innenstadt sind. Da findet man immer einen Bus, der in die Stadt rein- oder rausfährt.“ Zudem halten die Schurwaldbusse im Stadtteil.

Dass möglichst viele Oberesslinger in Busse und Bahnen steigen oder sich aufs Fahrrad setzen, dafür werben die Stadtteilvertreter immer wieder. Denn die Schorndorfer Straße gehört mit zu den verkehrsreichsten Strecken in Esslingen. Dass an der Blechlawine jedoch nicht nur die Pendler schuld sind, die vom Schurwald herunterkommen, sondern auch aus dem Stadtteil eine Menge Autos auf die Hauptverkehrsachse drängen, zeigt eine Verkehrszählung. Die hatte die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben. Am Ortseingang von Oberesslingen wurden innerhalb von 24 Stunden 11 700 Autos und 400 Laster gezählt. Nach der Einmündung der Hergensberger Straße in die Schorndorfer Straße waren es bereits 18 000 Autos und 500 Lastwagen. Und an der Kreuzung der Schorndorfer Straße mit der Ulmer Straße wurden 25 300 Autos und 600 Laster gezählt.

Wie man die Schorndorfer Straße entlasten kann, was etwa eine Pförtnerampel am Ortseingang oder ein Durchfahrtverbot für Laster bringen würde, darüber wird in Oberesslingen zwar seit vielen Jahren diskutiert. „Ob wir viel oder wenig darüber reden. Es passiert gar nichts“, sagt Heike Horlacher. Der stationäre Blitzer, der im Bereich des Ziegelhofs aufgestellt worden ist, trage nicht zur Lösung des Verkehrsproblems bei. „Der bringt wohl vor allem nachts etwas, wenn die Straße frei ist“, vermutet die Vorsitzende des Bürgerausschusses.

Der Oberesslinger Bahnhof und der unterirdische Zugang zu den Gleisen gehören zwar nicht zu den Schmuckstücken des Stadtteils. Da die Bahn diesen Haltepunkt schon vor geraumer Zeit mit Aufzügen ausgestattet hat, können auch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt oder mit dem Kinderwagen unterwegs sind, mit der S-Bahn fahren – „wenn die Aufzüge denn funktionieren“, sagt Heike Horlacher. Sie ist froh, dass die Fußgänger inzwischen sicher über die viel befahrene Ulmer Straße zum und vom Bahnhof kommen. „Dass dort endlich eine Drückampel installiert wurde, ist ein Fortschritt.“

Dank der Fahrradstraße in der Hindenburgstraße sind die Oberesslinger auch auf zwei Rädern mobil. Zwar gebe es immer noch einige neuralgische Stellen. „Aber es hat sich eingespielt und ist nicht mehr so gefährlich wie am Anfang“, weiß Heike Horlacher, die selbst passionierte Radfahrerin ist, aus Erfahrung. Die Straße wird „super angenommen, allerdings auch von den Autos, die teilweise doch recht zügig durchfahren“. Durch die Fahrradstraße sei der Radweg entlang der Plochinger Straße mittlerweile verzichtbar. Zwar hat die Stadtverwaltung schon vor einiger Zeit angekündigt, dass der Radweg zugunsten von Parkplätzen zurück gebaut werden soll. Dass der für Radler reservierte Streifen aber noch immer „halblebig“ als Radweg markiert ist, findet die Vorsitzende des Bürgerausschusses gefährlich.

Für viel Ärger hatte beim Bürgerausschuss sowie im Theodor-Heuss-Gymnasium und in der Realschule Oberesslingen die Entscheidung der Stadt gesorgt, den Radweg entlang der Breslauer Straße aufzuheben und die Radler – darunter viele Schülerinnen und Schüler – auf die Straße zu verbannen (die EZ berichtete). „Da soll es jetzt im Juli einen Vor-Ort-Termin mit der Stadt geben, zu dem auch die Schulen und der Bürgerausschuss eingeladen sind“, berichtet Heike Horlacher. Die Verwaltung hat die Entscheidung mit der Straßenverkehrsordnung begründet, die in Tempo-30-Zonen weder sogenannte benutzungspflichtige – und somit explizit markierte Radwege – noch Rad-Schutzstreifen zulässt. Im Vorfeld des Termins hat sich die Bürgerausschussvorsitzende ein wenig umgehört und erfahren, „dass es in Fellbach in einer vergleichbaren Straße sehr wohl einen markierten Radweg gibt“.

Nachholbedarf sieht die Vorsitzende des Bürgerausschusses bei den Radwegen auf den Schurwald. „Durch die E-Bikes ergeben sich ja ganz neue Möglichkeiten, vor allem auch für Leute, die mit dem Rad zur Arbeit fahren.“ Damit mehr Berufspendler aufs Velo statt ins Auto steigen und somit auch die Schorndorfer Straße entlasten, müsse nach Wegen gesucht werden, auf denen die Radler fix durch Oberesslingen kommen. „Denn auf der Schorndorfer Straße mit dem Rad zu fahren, das kann man wirklich niemandem empfehlen.“

In unserem nächsten Beitrag am Mittwoch, 20. Juni, geht es um den Stadtteil Zell.