Mit Büchern hatte schon einer der ersten Ferienjobs von Krimiautorin Martina Fiess zu tun. Foto: Andreas Kaier - Andreas Kaier

Die Esslinger Krimiautorin Martina Fiess findet Schüler- und Ferienjobs wichtig, um die eigenen Interessen auszuloten.

Kreis EsslingenDass sie etwas mit Sprache machen würde, hat sich für die Esslinger Krimiautorin Martina Fiess schon früh abgezeichnet. „Ich habe mit 14 angefangen, in der Nachbarschaft Nachhilfe zu geben“, sagt die 48-Jährige. „Erst in Englisch und Latein, aber später auch in Deutsch.“ Doch auch in handwerkliche Berufe schnupperte die Autorin in ihrer Jugend hinein. „Mein Großvater hatte einen Friseursalon, da durfte ich schon früh im Salon sein und zum Beispiel Kundinnen bedienen oder Lockenwickler sortieren“, sagt Fiess. „Und immer freitags habe ich abends den Salon geputzt. Dafür wurde ich auch ganz gut bezahlt, mein Großvater war ein spendabler Mann.“

Das Geld gab Fiess dann für Dinge wie Kleider oder Schallplatten aus – oder wenn sie abends mal ins Kino gehen wollte. „Es ist schon wichtig, dass man sich auch mal selber was kaufen kann“, so Fiess. Einige Jahre lang ging dieses Arrangement gut. „Ich habe das in sehr guter Erinnerung. Beim Putzen habe ich gesehen, was ich geschafft habe und das Geld hat mir eine gewisse Unabhängigkeit von meinen Eltern gegeben“, so Fiess. „Das mit der Arbeit beim Opa hat dann aufgehört, als ich angefangen habe, an den Perücken das Haareschneiden zu üben.“ Wenige Jahre später war es wieder ein handwerklicher Beruf, der Martina Fiess in den Ferien beschäftigte – zunächst jedenfalls. „Ich habe öfter in der Firma ausgeholfen, wo mein Vater gearbeitet hat“, erinnert sich die 48-Jährige. „Der war in der Metallforschung in einem Betrieb der Edelmetallbranche.“ Zunächst war sie als Jugendliche in der Qualitätskontrolle eingesetzt. „Da haben lauter Frauen in einem Raum um einen Tisch herum gesessen und acht Stunden am Tag kleine Metallteile sortiert. Arbeitsbeginn, Pausen und Feierabend waren da so richtig mit der Stechuhr geregelt. In den Pausen staute es sich richtig an der Stechuhr. Diese Arbeit war schon beeindruckend – vor allem, wenn man überlegt, dass die Frauen das Jahr um Jahr jeden Tag gemacht haben. Die Vorstellung, mein ganzes Leben unter Kunstlicht in so einem Raum zu sitzen, hat mir aber schon gezeigt, dass ich etwas anderes machen will.“

Fiess musste nicht ihr ganzes Leben in der Qualitätskontrolle am Arbeitsplatz ihres Vaters verbringen – nicht einmal die ganzen sechs Wochen des Ferienjobs. „Ich durfte dann irgendwann die Bibliothek in dem Unternehmen betreuen, da gab es unter anderem sehr viele Bücher über Physik. Das war hochinteressant“, sagt Fiess. Bestimmt habe sie sich das eine oder andere Mal mit einem Buch in eine Ecke verkrümelt, gesteht die Autorin.

Ihr erstes eigenes Geld auf Konto überwiesen zu bekommen, war für die 48-Jährige eine prägende Erfahrung. „Die Einstellung habe ich wohl von meinem Vater übernommen. Der hat immer gesagt, was für ein tolles Gefühl es ist, sein eigenes Geld zu verdienen. Das ging mir schon als Jugendliche genauso.“ So prägend war diese Erfahrung, dass Fiess seit ihrer frühen Jugend eigentlich nie ohne Nebenjob dastand. „Ich war damals Kunstturnerin und habe für ganz junge Kinder auch Ballettkurse gegeben“, erinnert sie sich. „Es war sehr schön, den Kleinen die Freude an der Bewegung beizubringen.“

Für Martina Fiess waren die Ferienjobs eine einmalige Gelegenheit, ihre Interessen zu erkunden. „Es hat Spaß gemacht, dass ich als Schülerin mal sehen konnte, was es so für Arbeitsbedingungen gibt“, sagt sie. „Man hat, wenn man das Gymnasium besucht, oft wenig Ahnung, wie Menschen eigentlich ihr Geld verdienen. Ich fand es in der Schulzeit jedenfalls sehr schwierig, mir zu überlegen, was ich beruflich machen will.“

In der nächsten Folge berichtet der ehemalige Oberamtsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart, wie er sein erstes eigenes Geld verdiente.