„Gemeinsames Lachen hat therapeutische Wirkung“, findet die Kabarettistin Maria Vollmer. Foto: Ulrike Reinker - Ulrike Reinker

Nur wenige Tage nach der Premiere stellt sie dort ihr neues Programm „Tantra, Tupper & Tequlia“ am Freitag und Samstag, 15. und 16. November, jeweils ab 20 Uhr vor.

EsslingenSie lebt mit ihrer Familie in Köln, ist auf vielen Kleinkunstbühnen dieser Republik zuhause, und sie ist im Esslinger Kabarett der Galgenstricke immer wieder gern zu Gast. Erst vor wenigen Tagen hat Maria Vollmer im Kölner Senftöpfchen ihr neues Programm „Tantra, Tupper & Tequila“ vorgestellt. Eines ihrer ersten Gastspiele feiert sie nun bei den Galgenstricken – am Freitag und Samstag, 15. und 16. November, jeweils ab 20 Uhr. Im Gespräch mit unserer Zeitung plaudert Maria Vollmer vorab aus dem Nähkästchen.

„Tantra, Tupper & Tequila“ – sind damit die Eckpunkte eines Frauenlebens Anfang 50 adäquat beschrieben?
Oh, wir Frauen sind ja sehr vielschichtig. Ich habe aber festgestellt, dass die drei Begriffe auf jeden Fall einige Bereiche abdecken. Tantra steht im Programm für: Sex ab 50 – geht da noch was? Tupper ist für mich der Inbegriff von Ordnung, dem Drang, sein Leben irgendwie noch in den Griff zu bekommen. Und im fortschreitenden Alter reicht nicht mehr nur Prosecco, da müssen auch mal härtere Sachen her.

Viele Frauen leiden still an ihrem Dasein – Sie bringen all das ungeniert auf die Bühne. Hat Kabarett heilsame Wirkung – für die Künstlerin und fürs Publikum?
Wunderbar ist, dass Lachen tatsächlich eine therapeutische Wirkung hat, vor allem auch das gemeinsame Lachen. Wenn Menschen nach der Vorstellung zu mir kommen und sich ganz befreit fühlen nach dem Abend, weil sie sich in so Vielem wiedererkannt haben, dann denke ich: alles richtig gemacht.

Sie hatten erst kürzlich Premiere. Haben die Frauen im Publikum anders reagiert als die Männer?
Die Frauen können sich in meinen Themen natürlich noch mehr wiederfinden und lachen dann auch laut und herzhaft. Da sind die Männer anfangs oft etwas zurückhaltender, weil sie nicht so genau wissen, was sie hier erwartet. Aber wenn sie dann Feuer gefangen haben, sind sie auch ganz begeistert. Einmal meinte ein Zuschauer nach der Vorstellung: „Eigentlich wollte ich nur bis zur Pause bleiben und dann Champions League schauen, aber Sie sind so toll, dass ich geblieben bin.“

Ihr Programm ist gespickt mit Beispielen aus dem Alltag. Stammt das alles aus Ihrem eigenen Erfahrungsschatz?
Ich beginne immer bei den Themen, die mich und mein direktes Umfeld beschäftigen. Da brauche ich nur bei den Nachbarn über den Gartenzaun zu schauen. Auch einen Mann in den Fünfzigern zu haben reicht als Inspiration für mindestens drei Kabarettprogramme.

Probieren Sie neue Nummern vor der Premiere bei „Testpersonen“ aus oder gehen Sie beim ersten Mal ohne Netz und doppelten Boden auf die Bühne?
Vor einer Premiere gibt es immer ein paar Testläufe des Programms vor Publikum. Da fliegt dann auch die eine oder andere Nummer wieder raus, oder es muss noch etwas verändert und umgeschrieben werden. Kabarett lebt ja vom Zusammenspiel mit dem Publikum. Das hört auch nach der Premiere nicht auf.

Sie sind mit dem Kabarettisten Peter Vollmer verheiratet. Ehepartner sind nicht immer der perfekte Maßstab – Ihr Mann hat beim Programm mitgearbeitet. Wie funktioniert das bei Ihnen?
Wir können sehr gut zusammenarbeiten, und er liefert mir im Grunde die besten Pointen bei den Männerthemen, denn da kennt er sich ja viel besser aus. Die Perspektive einer Frau ist manchmal anders als die ihres Göttergatten. Hören Sie von Ihrem Mann auch mal: „Na, ganz so schlimm bin ich auch nicht?“
Das Leben einer Frau besteht ja zum Glück nicht nur aus ihrem Mann. Aber mein Mann nimmt in seinen Programmen auch mich aufs Korn. Insofern gleicht sich das wieder aus (lacht).

Eltern sind ihren Kindern von Natur aus „sooo peinlich“. Ist es für Ihre beiden Kinder nicht noch viel schwieriger, wenn die Eltern Kabarettisten sind und der Verdacht naheliegt, dass nicht alles in ihren Nummern blanke Fantasie ist?
Etwas peinlich finden sie es schon. Vor allem, wenn wir Sätze von ihnen im Programm verwenden. Mein Jüngster sagte mal: „Mama, warum schminkst du dich denn? Die Nachbarn wissen doch sowieso, wie du in Wirklichkeit aussiehst.“ Das habe ich eingebaut. Aber unsere Kinder finden auch irgendwie cool, was wir machen. Das würden sie natürlich nicht zugeben.

Zehn Jahre lang traten Sie mit Eva-Maria Michel als Duo First Ladies auf – seit 2010 stehen Sie alleine auf der Bühne. Ist es einfacher, solo Kabarett zu machen?
Es ist anders. Ich hatte eine tolle Zeit mit den First Ladies. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander, auf und neben der Bühne. Das ist der Vorteil bei einem Duo, man hat jemanden zum Austauschen, auch wenn man auf Tour ist. Aber man muss sich auch ständig auseinandersetzen. Das ist manchmal anstrengend. Als Solistin kann ich alles selbst entscheiden, kann die Themen bestimmen, die ich auf die Bühne bringen möchte, habe mehr Freiheit im Umgang mit dem Publikum. Das gefällt mir im Moment sehr gut.

Eben hatten Sie Premiere in Köln, nun geht’s nach Esslingen. Reagiert das Publikum überall ähnlich?
Jeder Abend ist anders. Ob im Sauerland oder in Schwaben. Das macht es auch spannend. In Esslingen bin ich besonders gerne, da ich ja auch aus der Gegend komme. Und im Kabarett der Galgenstricke habe ich das Publikum immer als sehr aufgeschlossen und lachfreudig erlebt.

Das Interview führte Alexander Maier.

Maria Vollmer und ihr neues Programm

Die Künstlerin: Maria Vollmer (52) wurde in Heidelberg geboren und lebt mit ihrem Ehemann, dem Kabarettisten Peter Vollmer, und ihren beiden Kindern in Köln. Ausgebildet an der Musicalschule in Hamburg und an der Rotterdamse Dansacademie, war sie zunächst zehn Jahre lang Tänzerin, ehe sie mit Eva-Maria Michel das Kabarett-Duo First Ladies gründete, mit dem sie zahlreiche Kleinkunstpreise gewann. Durch die Verbindung von Gesang, Sprache und Bewegung entwickelte sie ihre eigene Art der Comedy. 2010 entstand ihr erstes Soloprogramm. Ihre selbstironischen Geschichten einer Frau, die sich mit Charme und Witz ins turbulente Leben wirft, sprechen Frauen wie Männern aus der Seele. Dies und die mitreißenden Songs und Tanzeinlagen machen den besonderen Reiz ihrer Programme aus.

Das Programm: „Tantra, Tupper & Tequila“ heißt Maria Vollmers jüngstes Bühnenprogramm. Darin geht sie der Frage nach, was eine Frau um die 50 tut, wenn zwei pubertierende Teenager und ein midlife-kriselnder Ehemann das Geschehen zuhause bestimmen wollen. Maria Vollmers Antwort: Sie kümmert sich nicht drum. Sie gönnt sich vielmehr Friseurbesuche, die so viel kosten wie die Leasingraten fürs Auto. Und sie spürt die im Zimmer der Söhne versteckten Drogen auf – um sie gleich mal auszuprobieren. Denn sie hat erkannt: „Eine Frau sollte nicht darauf warten, auch etwas vom Kuchen abzubekommen, sondern den Tortenheber selbst in die Hand nehmen.“