Der Esslinger Gemeinderat hat den Weg frei gemacht für die Ansiedlung eines Logistikunternehmens im Gewerbegebiet Neckarwiesen.
EsslingenAlle Zeichen deuten darauf hin, dass es in Esslingen bald ein weiteres Logistikunternehmen geben wird. Ein Vorstoß von Oberbürgermeister Jürgen Zieger, genau dies zu verhindern, ist nun an einer breiten Mehrheit im Gemeinderat gescheitert. Und so wird sich auf dem 18 500 Quadratmeter großen ehemaligen Betriebsgelände der Firma Delmag an der Max-Planck-Straße im Industriegebiet Neckarwiesen wohl mit der Stuttgarter Firma Hermann Paule GmbH & Co. KG ein logistischer Systemanbieter ansiedeln.
Die Rede ist von etwa 140 Arbeitsplätzen, sofern Paule seine Ankündigung wahr macht und Teile des Areals an weitere Firmen untervermietet. Nur 140 Arbeitsplätze auf der Fläche von der dreifachen Größe eines Fußballfeldes. Darauf wies OB Jürgen Zieger am Montagabend während der Gemeinderatssitzung hin. Dem Plan der Verwaltung, durch den Erlass einer Veränderungssperre einen Speditions- und Speditionslagerverkehr an der Ecke Max-Planck-Straße/Zeppelinstraße auszuschließen, folgte das Stadtparlament nicht.
Stattdessen gab es eine deutliche Mehrheit für den gemeinsamen Antrag von CDU, Freien Wählern, Grünen, Linken und FDP, der sich gegen eine Veränderungssperre wendet. Nun soll mit der Firma Paule über einen städtebaulichen Vertrag verhandelt werden, der die künftige Nutzung des Grundstücks auch mit Blick auf die mögliche Ansiedlung weiterer Unternehmen auf dem Gelände regelt. Auf dieser Grundlage sollen sodann ein Kaufvertrag mit Paule und Mietverträge mit zwei Esslinger Firmen abgeschlossen werden.
In einem Schreiben an die Mitglieder des Gemeinderats hatte der OB im Vorfeld für einen anderen Weg geworben. Angesichts der äußerst knappen Reserve an Gewerbeflächen plädierte er für eine arbeitsplatzintensivere Nutzung durch ansässige Unternehmen, die erweitern oder ihren Betrieb absichern wollen.
140 Arbeitsplätze auf der großen Fläche haben für den OB nichts mit einer strategischen Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Esslingen zu tun, in der es um hochwertige und moderne Arbeitsplätze sowohl im gewerblichen wie auch im Dienstleistungsbereich geht. Laut OB will Paule das ehemalige Delmag-Betriebsgelände für ein Unternehmen nutzen, das Schwertransporte anbietet, als Projektspedition für kombinierte Transporte auf Straße und Schiff fungiert, Mobilkräne unterhält sowie Hubgerüste und Maschinenplattformen für Montagearbeiten. Dass Logistik zwingende Voraussetzung für eine leistungsfähige Volkswirtschaft ist, steht für den Oberbürgermeister außer Frage. Aber: „Die Stadt Esslingen trägt hierzu in der Region Stuttgart ihren Anteil schon über Gebühr bei. Sie muss sich deshalb umso mehr auf das Ziel fokussieren, den Strukturwandel wertschöpfend zu begleiten.“
Kommentar:
Der Esslinger Gemeinderat hat sich dafür entschieden, einem weiteren Logistikunternehmen den Weg in Esslingen zu ebnen. Unser Autor Christian Dörmann hält diese Entscheidung für falsch.