Der Stuhl des Esslinger Dezernenten Markus Raab ist derzeit verwaist – nun will der Gemeinderat die Nachfolge regeln. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Seit Ende August ist der Stuhl des langjährigen Bürgermeisters Markus Raab im Esslinger Rathaus verwaist. Nun will der Gemeinderat am 11. November die Nachfolge regeln.

EsslingenEnde August hat sich mit Markus Raab der langjährige Esslinger Bürgermeister für Ordnungswesen, Soziales, Kultur, Schule und Sport in den Ruhestand verabschiedet – seither ist sein Schreibtisch im Esslinger Rathaus verwaist. Ein erster Anlauf, seine Nachfolge zu regeln, war im Juli im Gemeinderat gescheitert – nun soll der letzte Akt im Dezernenten-Wahl-Drama folgen. 14 Bewerberinnen und Bewerber machen sich Hoffnungen auf die Raab-Nachfolge. Die besten Chancen werden dem Leiter des Amtes für Soziales, Familie und Jugend in Friedrichshafen, Yalcin Bayraktar, eingeräumt.

Bayraktar wird von den Grünen favorisiert, aus anderen Fraktionen wurde im Vorfeld signalisiert, deren Vorschlagsrecht zu respektieren, wenn eine akzeptable Personalie präsentiert werde. Dass manche Beobachter der kommunalpolitischen Szene trotzdem gespannt auf den Ausgang der Wahl am Montag ab 16 Uhr in öffentlicher Gemeinderatssitzung warten, liegt nicht nur an den Unwägbarkeiten geheimer Wahlen, sondern auch am Bewerberfeld. Denn da finden sich weitere Namen, die einen zweiten Blick verdienen.

Bis zur Kommunalwahl schien alles klar zu sein: Die CDU war eine der drei stärksten Ratsfraktionen – und damit fiel ihr das Vorschlagsrecht für diese Position zu. Mit der Gundelsheimer Bürgermeisterin Heike Schokatz hatten die Christdemokraten bereits eine Kandidatin ausgeguckt, doch nach der Kommunalwahl war plötzlich alles anders: Die Grünen waren an der CDU vorbeigezogen und reklamierten nun ihrerseits das Vorschlagsrecht für die Raab-Nachfolge – Schokatz zog zurück. Noch ehe die Grünen ihren Favoriten präsentieren konnten, war jedoch mit Brigitte Häfele ein (parteiloses) Mitglied ihrer Ratsfraktion vorgeprescht und hatte ihren Hut in den Ring geworfen. Das brachte ihr das Missfallen ihrer Fraktionskolleginnen und -kollegen ein. Mittlerweile haben sie ihr das Amt der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden entzogen – „einstimmig“, wie es in einer Mitteilung der Fraktionsvorsitzenden Carmen Tittel heißt. Dennoch gehen Kenner davon aus, dass Brigitte Häfele in geheimer Wahl die eine oder andere Stimme holen könnte – immerhin werden ihr exzellente Kontakte auch zu anderen politischen Lagern nachgesagt. Umso mehr wird in Esslingen spekuliert, ob Häfele Mitglied der Grünen-Ratsfraktion bleiben oder eventuell die Seiten wechseln wird.

14 Kandidaten erhalten am Montag Gelegenheit, sich im Gemeinderat zu präsentieren. Ob alle antreten, wird sich wohl erst kurz vor der Sitzung zeigen. Die meisten Namen auf der Bewerberliste gelten in der Esslinger Kommunalpolitik als unbeschriebene Blätter. Wer in der öffentlichen Ratsvorlage blättert, findet jedoch einen weiteren Namen, der vielen in Esslingen wohlbekannt ist: Regina Liebe-Tumbrink. Die promovierte Verwaltungswissenschaftlerin, die im Esslinger Landratsamt im Sachgebiet Migration und Integration arbeitet, hat sich auch als Kirchengemeinderätin und Musikerin engagiert. Im Vorfeld der Wahl hat sie sich öffentlich bedeckt gehalten, intern aber durchaus Gespräche mit Ratsmitgliedern gesucht.