„Uns steht das Wasser bis zum Hals“, klagen die Pädagogen im Kreis Esslingen. Zu wenig Krankheitsvertreter, zu wenig Ressourcen - das widerspricht aus ihrer Sicht klar der Forderung nach Qualitätsentwicklung. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

(red) - Für die Lehrer im Raum Kirchheim hat sie in der vergangenen Woche bereits stattgefunden - gestern haben sich die Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulpädagogen aus dem Raum Esslingen zur Personalversammlung in der Berkheimer Osterfeldhalle getroffen. Und wie in Kirchheim, wo die Lehrergewerkschaften GEW und VBE nach der Veranstaltung zur Protestaktion aufgerufen hatten, machten auch Lehrkräfte und Schulleiter aus dem Raum Esslingen gegen die schlechte Personalversorgung an den Schulen sowie an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (früher: Sonderschulen) mobil. Mit der Aktion „Bildung. Weiter denken.“ forderten sie eine bessere Ausstattung mit Personal und Ressourcen.

„Wenn nächste Woche eine Lehrerin mit einem vollen Lehrauftrag erkrankt oder in Mutterschutz geht, gibt es keinen Ersatz. Wenn das an einer Grundschule geschieht, fehlen 28 Stunden“, erläuterte Hans Dörr, der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Problematik, die sich in den vergangenen Monaten an vielen Schulen im Kreis Esslingen gezeigt hat. „Weil an der Verlässlichen Grundschule kaum Unterricht ausfällt, müssen diese 28 Stunden durch Notmaßnamen ersetzt werden. Die Schüler der fehlenden Lehrkraft werden zum Beispiel auf andere Klassen verteilt. Dies belastet nicht nur die Lehrkraft, die dann vielleicht 30 oder mehr Grundschüler unterrichten muss. Es beeinträchtigt auch die Schüler beim Lernen.“

Bernd Kerner, der stellvertretende Kreisvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), illustrierte, wie die Mangelsituation aufgefangen wird: „An den Realschulen unterrichtet in diesen Fällen ganz oft ein Lehrer zwei Klassen - in einer Klasse erteilt er Unterricht, die Klasse nebenan beaufsichtigt er nebenher. Dass die Qualität des Lernangebot darunter leidet, ist ja klar.“ Der stellvertretende GEW-Kreisvorsitzende David Warneck: „Wenn durchschnittlich sechs Prozent der Lehrkräfte abwesend sind, brauchen wir eine Einstellung von 106 Prozent. Alles andere ist Flickschusterei, bei der die Gesundheit der Lehrkräfte und Schulleitungen und die Qualität auf der Strecke bleibt.“

Als großes Problem werteten die Pädagogen die fehlenden Ressourcen, um die Inklusion an den allgemeinbildenden Schulen umzusetzen. Gerade hier wiege ein Lehrerausfall schwer. Um einer Überforderung der Kollegen vorzubeugen, müsse es für den kranken Kollege umgehend Ersatz geben.