Benutzerfreundlich ist das E-Learning der Bibliotheken im Kreis aus der Sicht der Esslinger Bibliothekarin Kathrin Hellerich. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Lebenslanges Lernen ermöglichen 30 Büchereien im Kreis Esslingen ihren Leserinnen und Lesern. „Mit den 2200 E-Learning-Kursen, die wir im Angebot haben, fällt das Zeitproblem für viele weg“, sagt Katrin Hellerich, die das Angebot bei der Esslinger Stadtbücherei koordiniert. Personalführung können die Nutzer da ebenso lernen wie Spanisch oder Französisch.

Im grünen Innenhof der Stadtbücherei demonstriert Hellerich, wie einfach der Zugang zum E-Learning aus ihrer Sicht ist. Mit dem Jahresausweis der Bibliotheken und ihrer Ausweisnummer melden sich die Nutzer an. Dann haben sie die Qual der Wahl zwischen Sprach-, Computer- oder Personalführungskursen. Am heimischen Bildschirm lernen die Nutzer, wie man den Photoshop richtig nutzt, oder wie man Präsentationen professionell vorbereitet.

„Alleine könnten wir uns den Einstieg ins E-Learning nicht leisten“, sagt Hellerich. Deshalb zogen Bibliotheken aus den Kreisen Esslingen und Göppingen bei der Anschaffung der Software an einem Strang. Mit im Boot sind unter anderem die Bibliotheken in Aichtal, Aichwald, Altbach, Deizisau, Denkendorf, Donzdorf, Ebersbach, Eislingen, Esslingen, Filderstadt, Frickenhausen, Geislingen, Gingen, Göppingen, Köngen, Leinfelden-Echterdingen, Nürtingen, Reichenbach, Süßen, Uhingen, Wäschenbeuren, Wendlingen, Wernau, und Wolfschlugen. Auch die Büchereien der beruflichen Schulen des Landkreises sind mit im Boot.

Lernperspektive für Berufstätige

Die Esslinger Bibliothekarin ist überzeugt, dass sich das E-Learning bei den Nutzern schnell durchsetzen wird. Begeben sich die Büchereien da nicht in eine Konkurrenz zu den Volkshochschulen? „Das ist ein ganz anderer Adressatenkreis“, kontert sie. Denn viele Berufstätige hätten gar nicht die Zeit, sich für einen zehnwöchigen Kurs anzumelden. Umgekehrt gebe es auch schon jetzt viele Volkshochschulen und Bibliotheken, die gemeinsame Sache machten. Aus Hellerichs Sicht bieten sich zum Beispiel die Sprachkurse dafür an, Themen im Kurs zu vertiefen.

Die Kurse sind auf digitales Lernen angelegt. Die Lerninhalte werden mit Videos vermittelt. Mit Fragebögen haben die Teilnehmer dann die Möglichkeiten, Inhalte zu vertiefen und ihr Wissen zu überprüfen. Am Ende der Kurse gibt es auf Wunsch sogar Zertifikate über die erfolgreiche Teilnahme. Dennoch ist das Angebot nach Hellerichs Ansicht nur für einen bestimmten Personenkreis geeignet. „Viele Kursteilnehmer brauchen einfach einen erfahrenen Pädagogen, der persönlich auf ihre Bedürfnisse eingeht“, sagt Hellerich. Andere dagegen lernten gerne alleine.

Dass jeder sein Lerntempo selbst bestimmen kann, sieht die Bibliothekarin ebenfalls als Vorteil an. Wer mit seinem Büchereiausweis eine der kostenlosen Lizenzen erwirbt, darf ein Jahr lang die Angebote auf der E-Learning-Plattform der Büchereien nutzen. Wenn‘s im Beruf oder in der Schule stressig wird, sind Pausen jederzeit möglich. Wer schneller lernen möchte, muss sich nicht nach den anderen Teilnehmern richten.

Das breit gefächerte Angebot der Bücherei umfasst allein 1800 Kurse von Lynda.com, einem der führenden Anbieter im E-Learning. Mit im Portfolio sind auch Sprachkurse für Geflüchtete und andere Ausländer, die Deutsch als Fremdsprache lernen. Gerade für diese Männer, Frauen und Kinder, die sich in die fremde Gesellschaft integrieren müssen, ist das Angebot aus Sicht der Bibliothekarin eine große Chance. „Ergänzend zu den Kursen können die Geflüchteten so Kenntnisse vertiefen.“ Die Kooperation der Bibliotheken beim E-Learning begrüßt Tanja Ley, die Leiterin der Köngener Bücherei. Zwar pendle sich die Zahl der Nutzer in ihrem Haus „noch im niedrigen zweistelligen Bereich“ ein, aber das liegt nach Leys Ansicht auch daran, „dass wir noch viel intensiver dafür werben müssen“. Mit Flyern werben die Köngener für die E-Learning-Kurse.

Das breit gefächerte Angebot findet Ley gut - gerade im Bereich der Sprachen. Von einer Konkurrenz zu den Volkshochschulen kann daher aus ihrer Sicht keine Rede sein. „Wir ergänzen uns ideal.“ Gerade mittelgroße VHS-Zweigstellen wie jene in Köngen hätten nicht alle Fremdsprachen oder Berufsbildungskurse im Portfolio. Da biete E-Learning „eine gute Chance für jene, die gerne selbstständig lernen.“ Vom neuen Angebot profitiert auch Susanne Münz, die Leiterin der Ortsbücherei in Wolfschlugen. „Da haben wir als kleine Bücherei Zugang zu Medien, die wir uns sonst nicht leisten könnten.“ Deshalb findet sie es gut, dass die Bibliotheken in den Kreisen Esslingen und Göppingen da kooperieren. Insgesamt seien E-Medien bei Besuchern der Bibliothek im Kommen. „Aber es gibt viele, die das haptische Erlebnis der Buchlektüre brauchen.“ Deshalb sind Sprach- oder sonstige Lehrbücher in Wolfschlugen weiter im Angebot.

Deutschkurse für Flüchtlinge

35 Lizenzen hat Heike Schepp, die Leiterin der Stadtbücherei Ostfildern, für die E-Learning-Kurse vergeben. Sie sieht das Angebot als große Bereicherung. „Es gibt viele Nutzer, die gar keine Zeit hätten, einen Kurs zu festen Terminen zu belegen.“ Für sie biete sich jetzt die Chance auf „lebenslanges Lernen“. Gerade im Bereich des interkulturellen Lernens ist E-Learning nach Schepps Ansicht „ein unverzichtbarer Baustein“. Die Deutschkurse für Flüchtlinge bietet ihre Bibliothek an Lernstationen an - interkulturelles Lernen ist im E-Learning ebenfalls wichtig.

Spanisch lernen aM eigenen Tablet

Gut strukturiert: Der Kurs für fortgeschrittene Anfänger in Spanisch von Lingua TV ist gut strukturiert. Wer möchte, kann vorher einen Einstufungstest machen, um den eigenen Kenntnisstand zu überprüfen. Dann geht es auch schon mit dem Lernen los. Sprachpraxis ist ganz wichtig - deshalb sehen die Teilnehmer zunächst ein Video. Dessen Handlung ist praxisorientiert - Lateinamerikaner besuchen die spanische Hauptstadt Madrid. Die Vokabeln, die in dem Video-Beitrag verwendet werden, sind am Rand aufgeschrieben. So kann man nach dem Anschauen des Videos büffeln, bis alle Vokabeln im Kopf sind.

Digitales Lernen: Die E-Learning-Kurse schöpfen alle Möglichkeiten der digitalen Medien aus. Ein gesondertes Video erklärt pro Lektion jeweils ausgewählte grammatikalische Probleme. Die Trennung von Grammatik und Sprachpraxis macht Sinn. Mit beiden Teilen der Lektion kann man parallel arbeiten. Zwar ist kein Lehrer da, der etwaige Fehler kontrolliert. Mit Fragen zum Ankreuzen ist aber eine Selbstkontrolle gut möglich. Am Ende der Kurse gibt es für erfolgreiche Teilnehmer ein Zertifikat.