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EZ-Redakteurin Melanie Braun begrüßt, dass Salim Younis nun doch seine Maurerlehre antreten darf. Sie hofft allerdings, dass dieser Einzelfall auch positive Auswirkungen auf künftige Entscheidungen hat.

EsslingenJetzt also doch: Salim Younis darf seine Maurerlehre antreten. Zum Glück, kann man nur sagen. Alles andere wäre aber auch kaum zu vermitteln gewesen. Denn es gibt keine Verwaltungsvorschriften, die es dem Ausländeramt verboten hätten, Younis die Ausbildungserlaubnis zu erteilen. Und die Tatsache, dass der Asylbewerber aus dem Irak bereits die Zusagen für eine Ausbildungsstelle und einen Berufsschulplatz in der Tasche hatte, macht es schwer nachvollziehbar, warum die Behörde hier zunächst blockierte.

Von der Stadt heißt es, man habe sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, eine Ausbildung zuzulassen, ohne dass die Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Das ist verständlich. Allein: Das hat ja auch niemand verlangt. Es ging lediglich um die Frage, ob die Ausländerbehörde ihren Ermessensspielraum zu Gunsten oder zu Ungunsten von Salim Younis auslegt. Zunächst war Letzteres der Fall. Und das, obwohl der 29-Jährige bereits in verschiedenerlei Hinsicht gezeigt hatte, wie motiviert und engagiert er ist. Nicht nur hatte er bereits zwei Berufspraktika absolviert und sich dabei offenbar als sehr fähig erwiesen, sondern er hatte sich auch ehrenamtlich höchst engagiert gezeigt. Selbst im Hinblick auf seine Sprachkenntnisse – für das Ausländeramt angeblich der entscheidende Knackpunkt – hatte sich Younis sehr bemüht und bereits verschiedene Sprachkurse absolviert.

Da stellt sich die Frage: Wusste das Ausländeramt nicht um seinen Ermessensspielraum oder wollte es ihn nicht nutzen? Beides wäre fatal. Und was der wahre Grund dafür war, dass die Entscheidung nun doch zu Gunsten von Younis revidiert wurde, darüber kann man nur spekulieren. Gab es wirklich neue Erkenntnisse? Oder lag es vielleicht doch am öffentlichen Druck? Die Antwort darauf ist für diesen Fall letztlich unerheblich. Was zählt, ist das Ergebnis – und das ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Allerdings kann man nur hoffen, dass dieser Fall auch etwas für die Zukunft bewirkt. Nämlich, dass bei solchen Entscheidungen künftig die Gesamtumstände betrachtet und Einzelaspekte nicht unnötig aufgebauscht werden.