Prächtige Farben sind der Beweis vom nahenden Frühling. Auf dem Esslinger Wochenmarkt decken sich die Kunden derzeit mit bunten Blumen ein. Fotos: Krytzner Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krytzner

Der meteorologische Winter dauert zwar noch an, aber bereits jetzt machen sich in den heimischen Gärten erste Frühlingsboten für die milderen Temperaturen bereit. Überall schauen die ersten Spitzen der Krokusse und von anderem Frühgewächs hervor. Und die Wettervorhersage verspricht diese Woche wärmeres Wetter. Für die Gemüse- und Blumenhändler ist es höchste Zeit, dass aus Minus- wieder Plusgrade werden.

Aber trotz der lang anhaltenden Kälte sind auf dem Wochenmarkt in Esslingen viele Gemüsesorten und schon erste farbenprächtige Blumen zu erstehen. Für die Marktbesucher kommt die Vielfalt gerade richtig. Sie decken sich mit allerlei Gesundem und Schönem ein, auch wenn die Preise im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind.

Grünkohl und Lauch frisch vom Feld

Eberhard Sohn vom gleichnamigen Wein- und Gemüseanbaubetrieb erinnert sich: „Das Unternehmen gibt es seit mehr als 100 Jahren. Ich führe unseren Betrieb in der dritten Generation, da habe ich viele Winter erlebt.“ Schnell wird klar, dass früher die Winter noch kälter waren, und „es lag mehr Schnee“. Zu dieser Zeit war das Angebot geringer, da Familie Sohn am Markt nur eigenes Gemüse anbot. „Wir hatten Karotten, rote Beete, schwarzen Rettich und Kraut vom eigenen Lager.“

Früher gab es die sogenannten Erdmieten, Löcher, in denen das Gemüse frostfrei über den Winter gebracht werden konnte. „Da blieben die Sachen frisch - wie direkt vom Feld.“ Heute gibt es Kühlhäuser mit geregelten Temperaturen zwischen zwei und vier Grad Celsius. Da kaufen viele Händler Gemüse dazu. Es werden beispielsweise Blattsalat, Tomaten, Brokkoli und Blumenkohl aus Italien und Spanien auf dem Markt vertrieben. „Damit runden die Gemüsehändler das Angebot für die Marktbesucher ab. Viele Kunden verlangen die üppige Auswahl direkt.“ Sohn klagt daher über den kalten Winter: „15 Grad Minus sind wir nicht mehr gewohnt. Das war ein harter Winter.“ Zusätzlich zu den frostigen Temperaturen sorgte die trockene zweite Jahreshälfte 2016 für wenig Wachstum auf den Feldern. Zurzeit bietet Eberhard Sohn Lauch, Wirsing und Rosenkohl frisch vom Feld an. „Der Ackersalat ist noch in den Gewächshäusern.“

Preis spielt kaum eine Rolle

Die Preise für Gemüse sind durch die ungünstige Wetterlage zwar gestiegen, dennoch halten die Kunden den Marktbetreibern die Treue und kaufen munter ein. So auch Elfriede und Werner Seegmüller aus Berkheim: „Wir haben genug Läden bei uns ums Eck rum, aber wir lieben die frischen Angebote vom Wochenmarkt. Derzeit gibt es knackigen Grünkohl mit Frühlingskartoffeln.“ Günter Scholz aus der Esslinger Innenstadt erwirbt gerade frischen Rettich und freut sich, „dass es Ackersalat zu kaufen gibt“. Diesen mag er nämlich nur vom Wochenmarkt. „Und diesmal kaufe ich mir ein paar Pflanzen, damit es in der Wohnung ein wenig farbiger wird.“ Beim Marktstand der Gärtnerei Heubach aus Kennenburg dürfte der Blumenliebhaber wohl fündig werden. Dort stehen die Botschafter des Frühlings in Reih und Glied und leuchten mit ihren Farben um die Wette: Primeln, Narzissen, Osterglocken und Stiefmütterchen gibt es in verschiedenen Variationen zu kaufen.

Noch gehören Blumen ins Warme

Die Gärtnerei gibt es seit mehr als 90 Jahren, und der Seniorchef Walter Heubach (87 Jahre) führt den Betrieb gemäß Verkäuferin Gabriele Engel nach wie vor. Viel Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen, bleibt der Blumenexpertin aber nicht. Denn die Kunden stehen Schlange, um sich am Marktstand mit Primeln in kräftigen Farben einzudecken. Mit dem Winter ist Gabriele Engel alles andere als zufrieden: „Das war ein sehr kalter Winter, und alles blieb zurück. Man sieht draußen ja kaum Blumen.“

Daher sorgte die Gärtnerei in den Gewächshäusern dafür, dass Blümchen wie Stiefmütterchen, Hyazinthen und Narzissen angeboten werden können. Gabriele Engel warnt: „Die Blumen müssen zurzeit noch drinnen bleiben, sonst gibt es böse Überraschungen. Für Gärten sind Plusgrade wichtig, und dann steht der Blumenpracht und dem farbigen Frühlingsanfang nichts mehr im Weg.“