Der Kreisverkehr in Wäldenbronn wurde mit drei Linden bepflanzt. Quelle: Unbekannt

Burkhard Nolte vom Grünflächenamt der Stadt Esslingen im Gespräch über eine ganz besondere Verkehrseinrichtung.

EsslingenFür viele sind sie eine runde Sache. Bei anderen ecken sie an. Kreisverkehre haben ihre Fans und ihre Kritiker. Garant für fließenden Verkehr, Auflockerung des Straßenbildes und Farbtupfer der Stadtsilhouette nennen sie die einen, von einem Sicherheitsrisiko, Unfallschwerpunkt und unübersichtlichem Hemmnis im Verkehrsfluss sprechen die anderen. Burkhard Nolte, Leiter des Esslinger Grünflächenamts, äußerte sich dazu im Interview mit der Eßlinger Zeitung.

Sind die Esslinger Kreisverkehre denn prägend für das Stadtbild?
Nein, wir sehen das etwas nüchterner und bodenständiger. Landauf, landab finden sich teure Lösungen auf Flächen, die nicht einmal zugänglich sind. Kreisverkehre sind für uns ein funktionaler Bestandteil des Straßenverkehrs, und wir nutzen die Innenflächen der Kreisel eher ökologisch, um mehr Grün in die Straßen zu bringen. Darum werden sie vor allem als Standorte für Bäume genutzt. Das hat viele Vorteile: Die Bäume beschatten, verdunsten und bieten Lebensraum. Die ansprechende Gestaltung der Kreisverkehre ist somit naturnah, pflegeleicht und kostengünstig. Und der Bewuchs verhindert Blendwirkung für Autofahrer, die bei Dunkelheit auf den Kreisel zufahren.

Welche Bäume verschönern denn die Kreisverkehre?
Das ist ganz unterschiedlich. Am Kreisel in Wäldenbronn haben wir zum Beispiel drei große Bäume, alles Linden, gepflanzt. Darunter befinden sich extensive Wiesenflächen. Der Kreisel in der Pliensauvorstadt wurde mit Birken bepflanzt. Das hat auch historische Gründe: In der Nachkriegszeit wurde diese Baumart bevorzugt, weil sie recht schnellwüchsig und kostengünstig war. Sie findet sich daher oft in Quartieren, die um diese Zeit entstanden sind. In Esslingen-Zell haben wir unter dem Baum eine pflegearme Staudenpflanzung angelegt.

Kunstwerke gibt es nicht in den Esslinger Kreisverkehren?

Nein. Wir sind in Esslingen der Meinung, dass Kunst keine im öffentlichen Raum verteilte „Dekoration“ oder Staffage sein sollte. Einem Konzept des Kulturamtes folgend, wurden daher bereits vor zwei Jahrzehnten Skulpturen, die zuvor an verschiedenen Plätzen im öffentlichen Raum aufgestellt waren, in der Stadt an einer Stelle zusammengefasst – im Park der Villa Merkel. Der Park wurde damit zum Skulpturenpark. Dadurch werden die Kunstwerke in einen entsprechenden Kontext zueinander gestellt.

Die Probleme anderer Städte, die die Aufbauten aus ihren Kreisverkehren aus Sicherheitsgründen entfernen mussten, hat Esslingen somit nicht?

Nein. Theoretisch besteht bei jedem Baum und bei jedem Lampenmast die Gefahr, dass jemand dagegen fährt. Aber das kann nicht das Thema sein – denn dann dürften wir ja nirgends entlang von Straßen mehr Bäume pflanzen. Die Gefahr, im innerstädtischen Raum bei korrekter Fahrweise gegen einen Baum im Kreisverkehr zu fahren, sollte sich doch sehr im Rahmen halten. Schließlich sind die Objekte ja groß genug und schon weithin sichtbar.

Wer kümmert sich denn um die Bäume in den Kreisverkehren?

Für das gesamte Grün an Straßen, also auch die Bäume und den Unterwuchs an Kreisverkehren, ist das städtische Grünflächenamt zuständig, um Straßen- und Belagsflächen und die Technik kümmert sich das Tiefbauamt. Das gilt auch für die kleineren Kreisverkehre, die von Lkw überfahren werden können.

Was ist der Vorteil eines Kreisverkehrs gegenüber einer Ampel?

Das müssten Sie natürlich die Verkehrsfachleute fragen. Kreisverkehre beschleunigen den Verkehrsfluss. Bei einer Ampel kommt es immer wieder zu Wartezeiten – auch in Zeiten, in denen wenig Verkehr herrscht. Da muss man auch früh morgens oder abends warten, wenn die Ampel auf Rot steht. Bei einem Kreisel läuft der Verkehr flüssiger und in verkehrsärmeren Zeiten kommt es zu keinen Wartezeiten. Zudem sind Lichtsignalanlagen im laufenden Betrieb teuer. sw

Das Interview führte Simone Weiß.