Von Hermann Dorn

Für Festredner, die sprachlich gerne Anleihen aus der Welt des Fußballs nehmen, ist derzeit Vorsicht geboten. Wenn sie von Halbzeit, Steilvorlage und Elfmeter reden, um eigene Anstrengungen in ein positives Licht zu rücken, denkt das Publikum möglicherweise an den Niedergang des VfB Stuttgart und den jüngsten Misserfolg des FC Bayern München. Vor einem solch negativen Beigeschmack seiner Assoziationen musste Landrat Heinz Eininger jetzt ausdrücklich warnen, als er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen geladenen Gästen den Neubau auf dem Vogelsang-Areal vorstellte. Dort sowie mit der fast abgeschlossenen Sanierung des „Falken“ in der Bahnhofstraße sieht sich der Finanzdienstleister mit seinem Investitionsprogramm in der Halbzeitpause auf der Siegerstraße.

Eininger lobte das Bauwerk, in dem seit einigen Wochen rund 300 Beschäftigte ihrer Arbeit nachgehen, als gelungenen Wurf. „Es wertet in der Nähe der Maille das gesamte Quartier auf“, betonte er. Inzwischen richtet sich die Aufmerksamkeit verstärkt auf den Neubau der Zentrale in der Bahnhofstraße. Er soll im Sommer 2018 den Abschluss eines Investitionsprogramms bilden, das sich die Kreissparkasse in Esslingen insgesamt 65 Millionen Euro kosten lässt. Von einem „Bekenntnis zum Stammsitz“ war ebenso die Rede wie von dem sichtbaren Zeichen, dass es sich um den führenden Finanzdienstleister im Kreis handelt.

Für einen Moment stand nun der Neubau auf dem Vogelsang-Areal noch ganz im Mittelpunkt. Mit seinen Giebeldächern fügt er sich nahtlos in die historische Umgebung ein. Viel war vom Einklang zwischen Moderne und Tradition die Rede. Für diesen Anspruch steht der Verzicht auf großflächige Verglasungen der Fassade. Stattdessen hat sich die Architektengemeinschaft Weinbrenner, Single, Arabzadeh für 420 schmale, hohe Fenster entschieden. Im Inneren des Gebäudes dominieren dagegen verglaste Raumteiler. Die Offenheit der Räume soll - so beschreibt es Afshin Arabzadeh - die Kommunikation fördern. Dieses Anliegen bezieht auch den Vorstand ein, dessen Büros ebenfalls mit gläsernen Wänden umgeben sind.

Überraschende Wahrnehmungen

Obwohl es sich um einen reinen Verwaltungsbau handelt, wollten Bauherren und Architekten kein banales Gebäude. Arabzadeh verweist stolz auf die Komplexität der Räume, die weite Blicke und überraschende Wahrnehmungen erlaubten. Weil es mit Offenheit allein nicht getan ist, gibt es auf jedem Geschoss zwei Begegnungsorte mit Teeküche, Stehtisch und Garderobe. Die Arbeitsplätze gruppieren sich um diese sozialen Zentren.

Burkhard Wittmacher, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, rückte die Vorteile des Investitionsprogramms in den Blick. Mit der Konzentration der 700 Arbeitsplätze in Esslingen auf zwei Standorte - bisher sind es fünf - seien Synergien verbunden. Kurze Wege gehören für ihn zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft. Wittmacher bekräftigte bei dieser Gelegenheit die enge Verbundenheit mit der heimischen Region. Diesen Anspruch löse das Unternehmen gegenwärtig auch ein, wenn es die meisten Aufträge an Handwerker aus der näheren Umgebung erteile.

Oberbürgermeister Jürgen Zieger verfolgt die Investitionen mit großer Sympathie. Er sprach von einem „Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung“, dankte für die intensiven Bemühungen um den „Falken“ und freute sich über die positiven Folgen, die mit dem Engagement der Kreissparkasse für Esslingen verbunden sind.