Besucher der Nacht der Ausbildung konnten bei der Eßlinger Zeitung Interviewtechniken üben. Dazu wurden verschiedene Situationen simuliert. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Zum ersten Mal wurde in Esslingen am Donnerstag die Nacht der Ausbildung auf die Beine gestellt. Jugendliche konnten sich dabei am Beruflichen Schulzentrum und bei 29 Teilnahmebetrieben über berufliche Möglichkeiten informieren. Die Kreativität der Betriebe war groß – und auch die Eßlinger Zeitung war mit dabei.

EsslingenKein Schultag wie jeder andere. Auf dem Parkplatz des Beruflichen Schulzentrums Esslingen stehen kleine Lkw, Lieferwagen, Autos mit Firmenlogos und Unternehmensadressen. Und Männer in der schicken Montur der Zimmerleute gehen über die Parkfläche. Vor dem Schulgebäude selbst herrscht Highlife. Eine Premiere! Zum ersten Mal wird in Esslingen die Nacht der Ausbildung veranstaltet. Von 15 bis 21 Uhr können Jugendliche sich am Donnerstag auf einer Jobbörse auf dem Schulgelände umschauen oder mit einer der fünf Buslinien direkt zu den 29 Teilnahmebetrieben fahren. Etwa 1 000 Teilnehmer würden erwartet, erklärt Dieter Proß von der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen. Aber er hofft natürlich auf mehr. Finanziert werde die Aktion von der IHK und Beiträgen der mitmachenden Betriebe. Und etwa ein Dreivierteljahr Vorbereitungszeit stecke in dem von den Wirtschaftsjunioren initiierten Event. Zu Beginn der Veranstaltung gibt es am Beruflichen Schulzentrum Hektik: Autos haben trotz Verbotsschildern in der Steinbeisstraße geparkt, die Shuttlebusse kommen nicht durch, die unbefugt parkende Autos werden abgeschleppt. Damit Jugendliche nach ihrem Schulabschluss beruflich ebenfalls gut durchkommen, gibt es die Nacht der Ausbildung. Sie seien von der Schule zum Besuch verdonnert worden, berichten einige Jugendliche. Andere sind freiwillig da, um sich über Ausbildungsberufe zu informieren, Kontakte zu knüpfen, Vorstellungen und Illusionen zu korrigieren und vielleicht einen Praktikumsplatz zu ergattern. Eine 16-Jährige hat auf einem Stick ihre Bewerbungsunterlagen mitgebracht. Für alle Fälle.

Und die Teilnahmebetriebe haben sich einiges einfallen lassen. Viele Sinne werden bei Geiger & Schlesinger bedient: Essen für den Geruchs- und Geschmacksinn, Musik fürs Ohr, der geschmückte Betrieb für das Auge, das Bilden von Gipsfiguren für den Tastsinn. „Bei so einem Event muss man mit am Start sein“, erklärt Andreas Schlesinger von dem Malerbetrieb. Schräg um die Ecke stellen Maarten Eulberg und Marcel Hoppe beim Autohaus Jesinger ihren hypermodernen Ausbildungsberuf vor – Mechatroniker in System- und Hochvolttechnik kümmern sich auch um Elektrofahrzeuge.

Zurück am Berufsschulzentrum drehen Besucher auf Segways rasante Runden im Parcours. Auch ein Ausbildungsberuf? Nein, jedenfalls keiner der über drei Jahre geht, erklärt Stefan Kadelbach von der Event-Firma. Aber Guides und Trainer könne er immer brauchen. Bestens geeignet für nebenberufliche Tätigkeiten. Noten sind egal, Menschenkenntnis ist Trumpf. Ach ja, und bei der Nacht der Ausbildung ist die Event-Firma vor allem für den Fun-Faktor da. Der kommt auch in den Teilnahmebetrieben nicht zu kurz. Bei Kiesel Bauchemie riecht’s nach Popcorn. Aber Ferdinand Kiesel vom PR-Management verweist auch auf einen Mitmach-Part: Hier können Besucher – ähnlich wie Goldwäscher – durch Sieben Material prüfen und analysieren. Gegenüber bei der Bayer Maschinenfabrik erfahren junge Leute, was bei einer Mechatroniker-Ausbildung auf sie zukommt: Abschlussarbeiten aus allen drei Lehrjahren werden präsentiert, erklärt Martin Heißenbüttel. Und auch die Eßlinger Zeitung stellt ihre Arbeitsweise vor: Besucher können sich hier als rasende Reporter versuchen und Interviews mit Mitarbeitern führen. Dazu werden Situationen simuliert, erklärt Volontärin Simone Lohner: Befragt werden kann zum Beispiel ein fiktiver Fußballtrainer nach einem hoch verlorenen Spiel.

Viele Ideen. Viele Ansätze. Viel Kreativität bei der Nacht der Ausbildung. Bei Erfolg kann sich Dieter Proß von der IHK eine Wiederholung im nächsten Jahr vorstellen. Dann vielleicht, so betont er, mit einem veränderten oder einem erweiterten lokalen Schwerpunkt – etwa mit einer Einbeziehung des gesamten Landkreises Esslingen.