Der Philharmonische Chor in der Frauenkirche. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Mozarts Große Messe in c-Moll ist eine Herausforderung für jeden Chor. Der Philharmonische Chor hat sich ihr mit Bravour gestellt.

EsslingenMozarts Große Messe in c-Moll ist ein Monolith, dem leider wichtige Teile fehlen. In den angelegten Dimensionen ist das Werk Bachs Messe in h-Moll und Beethovens Missa Solemnis durchaus ebenbürtig. Mozart hat die Messe aus Dankbarkeit für die Eheschließung mit seiner Frau Constanze begonnen und ihr gewidmet. Vermutlich hat der tragische Tod des erstgeborenen Sohnes im Säuglingsalter die Fortsetzung der Komposition verhindert.

Das Werk ist für jeden Chor eine Herausforderung, vier- bis achtstimmige Sätze, schnelle Koloraturen, aufgetürmte Akkordschichtungen, ständige Höhenlagen für die Soprane. Der Philharmonische Chor nahm die Herausforderung an und war offensichtlich sehr gut vorbereitet worden. So klang bereits der erste „Kyrie“-Aufschwung selbstverständlich und sicher. Dirigentin Sabine Layer forderte ihren Chor, der mit hör- und sichtbarer Musizierfreude folgte, ob in den dramatisch- düsteren Klangwellen des „Qui tollis“ oder im sprudelnden achtstimmigen „Hosanna“, immer agierten die Choristen reaktionsschnell, sauber intonierend und homogen.

Glockenklang zum Abschluss

Die Süddeutschen Kammersolisten (Konzertmeister: Albert Boesen, Orgel: Manon Parmentier) begleiteten souverän und zeigten mit der „Maurerischen Trauermusik“ zu Beginn des Konzerts Farbenreichtum und kultivierten Orchesterklang. Dank ihrer Lehrtätigkeit an der Stuttgarter Musikhochschule hat Sabine Layer direkten Zugriff auf erstklassigen Solistennachwuchs. Mozarts anspruchsvolle Partitur verlässt das übliche Sopran- Alt-Tenor- Bass- Solistenschema und verlangt zwei absolut gleichwertige Soprane. Diese Partien waren mit Johanna Pommranz und Hannah Gries (beide aus der Gesangsklasse von Prof. Ulrike Sonntag) perfekt besetzt. Schon im wunderbaren Lamento- „Kyrie“ zeigte Johanna Pommranz im Dialog mit dem Chor bewegliche Zartheit und Ausdrucksstärke. Im „Et incarnatus est“, das Mozart seiner jungen Frau Constanze auf den Leib geschrieben hat, spann sie goldene Tonfäden im pianissimo bis zum hohen C, in inniger kammermusikalischer Verschlingung mit den hervorragenden Holzbläsern Amanda Chominsky, Flöte, Sarah Weinbeer, Oboe und Dorothea Kölle, Fagott. Man hätte in der voll besetzten Kirche eine Stecknadel fallen hören können. Hannah Gries brillierte im koloraturschäumenden „Laudamus te“, danach fanden beide Solistinnen im virtuosen „Domine Deus“-Duett zu perfektem Gleichklang zusammen. Die Partien der männlichen Solisten sind klein, sicher hätte Mozart bei Vervollständigung der Messe noch Tenor- und Bassarien in Planung gehabt. Simon Frank, Tenor und Malte Fial, Bass ergänzten das Solistenensemble zu einem homogenen und klangschönen Quartett, wie man im „Benedictus“ hörte.

Nach dem letzten jubelnden „Hosanna“ erklangen anstelle des fehlenden „Agnus Dei“ die Glocken der Frauenkirche, ein Moment des Innehaltens, bevor lang anhaltender Applaus die Ausführenden belohnte.