Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Nicht selten ist eine innovative Technik dazu angetan, Probleme zu lösen und gleichzeitig neue zu schaffen. Der Elektroantrieb für Fahrräder gehört dazu, weil er immer mehr und vor allem ältere Menschen dazu animiert, sich in den Sattel zu schwingen. Das hält fit und entlastet die Straßen. Eigentlich geschieht durch den E-Bike-Boom das, was sich verantwortungsvolle Verkehrsplaner viele Jahre lang vergeblich gewünscht haben: der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad, mit dem man umweltfreundlich und platzsparend unterwegs ist. Die hierzulande vorherrschende Topografie mit permanenter Berg- und Talfahrt hat den Umstieg nicht gerade begünstigt, doch nun wird die Fahrt mit dem Rad von der Esslinger Innenstadt aus aufs Jägerhaus selbst für ungeübte Pedaltreter zu einer lösbaren Aufgabe - dank Elektromotor.

Zu den Problemen gehört tatsächlich das, worauf Thomas Rumpf vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club hinweist: Die Städte und Gemeinden auch im Landkreis Esslingen haben sich ganz überwiegend bisher schon schwer getan, den Bedürfnissen der Radler mit der angemessenen Infrastruktur zu begegnen: sichere Radwege möglichst ohne Hindernisparcours, Radspuren oder gar Fahrradstraßen nicht nur als große Ausnahme.

Der Rückenwind für das Elektrofahrrad erhöht den Druck auf die Verkehrsplaner, bei der Entwicklung von Konzepten für Pedaleure ein höheres Tempo vorzulegen als bisher, und dies meist unter schwierigen finanziellen Bedingungen. Das Unfallgeschehen mit Beteiligung von Pedelec-Fahrern dokumentiert vor allem in den größeren Städten Handlungsbedarf.

Aber es liegt auch an den E-Bikern selbst, wie sicher sie unterwegs sind. Eine eingehende Beschäftigung mit der Technik muss selbstverständlich sein, ebenso eine ausführliche Probefahrt beim Fachhändler und die Erkenntnis, wonach das Fahrrad nicht immer voll unter Strom stehen muss, um möglichst schnell voranzukommen. Denn schließlich sind es mehrheitlich Zweiradfahrer, die für einen Unfall verantwortlich sind. Radfahrer haben im Landkreis zuletzt 55 Prozent und Pedelec-Fahrer 56,4 Prozent der Unfälle selbst verursacht. So sind neue Radwege eben nur eine Seite der Medaille, wenn es um Sicherheit geht.