Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Jahrelang hat die Esslinger Kultur auf einen konzeptionellen Wegweiser in die Zukunft gewartet. Jetzt ist er da, und im Gemeinderat sind alle zufrieden. Dass so viele Kultur-Akteure schon lange auf eine neue Kulturkonzeption gewartet hatten, ist kein Zufall: Viele erinnern sich noch gut an die hoch qualifizierten kulturpolitischen Debatten der 90er-Jahre. Davon kann schon lange keine Rede mehr sein. Die Arbeit an einer neuen Kulturkonzeption hätte die Chance geboten, den kulturpolitischen Dialog in der Stadt neu zu beleben und zu vertiefen. Doch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt: Allzu häufig wurde hinter verschlossenen Türen beraten - wirklich substanziell wurde in der Öffentlichkeit lediglich in einer Informationsveranstaltung der Stadt und einer Anhörung der SPD-Fraktion diskutiert. Ansonsten blieben die Bürger meist außen vor. Dass manchen Kultur-Akteuren offenbar noch gar nicht klar war, dass das Papier und die darin formulierten Schwerpunkte bereits in der jüngsten Gemeinderatssitzung beschlossen wurden, spricht nicht gerade für ein glückliches Händchen in der Bürgerbeteiligung. Wieder mal.

Gemeinderat und Verwaltung bestimmen den kulturpolitischen Kurs der Stadt, und das will ihnen keiner nehmen. Doch eine intensivere Debatte hätte die Chance geboten, Bedeutung und Perspektiven der Esslinger Kultur über unverbindliche Worte hinaus im Bewusstsein der Stadt zu verankern. Daran hätte gerade die Kulturverwaltung ein lebhaftes Interesse haben müssen, schließlich steht die Forderung nach einem Beitrag zur Haushaltskonsolidierung noch immer drohend im Raum. Eine intensive kulturpolitische Debatte, wie man sie anlässlich der Konzeption der 90er-Jahre geführt hat, hätte auch die Chance geboten, gute Argumente gegen Kürzungen deutlich zu machen.

Das Papier, das der Gemeinderat nun verabschiedet hat, ist eine verdienstvolle Beschreibung der Situation. Wesentlich mehr allerdings nicht. Deshalb kann diese Konzeption nur ein erster Schritt sein, denn beim Blick in die Zukunft hält sich die Stadt bislang eher zurück - mal abgesehen von der nicht sonderlich überraschenden Feststellung, dass man eine modernisierte und erweiterte Bibliothek und Personal für die Kulturpädagogik braucht. Dabei hätte die Kultur durchaus träumen und auch mal kühne Gedanken formulieren dürfen. Wer, wenn nicht die Kultur? Sparsamen Gemeinderäten dürfte diese vornehme Zurückhaltung gefallen. Für die künftige Entwicklung der Stadt hätte man viel mehr erreichen können.