Christian Dörmann Foto: bulgrin/ - bulgrin/

Wolfgang Drexler verkörpert jenen Schlag von Politikern, die vom Aussterben bedroht sind – kommentiert EZ-Lokalchef Christian Dörmann.

EsslingenMan kann politisch geerdet sein, wie man will: Es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass Wolfgang Drexler jenen Schlag von Politikern verkörpert, die vom Aussterben bedroht sind. Er hat Herz, die Sorgen anderer Menschen sind ihm nicht gleichgültig, und er ist sich für nichts zu schade. Ob es um eine zu tief angebrachte Bank im Wartehäuschen, um ein verdorrtes Bäumchen oder um einen Neubau für die Hochschule geht – Wolfgang Drexler hat ein Gespür für Leute, Themen und Effekte gleichermaßen. Dass er in Ehrenämtern geradezu versinkt, ist ihm während der vergangenen Jahre gelegentlich zu Recht vorgehalten worden. Aber er hat sich halt gekümmert, manchmal zu viel, und auf Kosten seiner Gesundheit.

Drexlers Kolleginnen und Kollegen im Landtag sprechen mit Respekt über den Abgeordneten aus Esslingen. Auch weil er geneigt ist, Dinge anzupacken, die richtig weh tun können. Als Sprecher des Bahnprojektes Stuttgart 21 hat er kräftig Prügel bezogen und als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses wird man auch nicht gerade mit Glückwunschtelegrammen überhäuft. Drexlers selbst gewählter Rückzug aus der Landespolitik ist honorig und darf gerade vor dem Hintergrund, da andere an ihren Posten kleben, durchaus als beispielhaft gelten.

Nicolas Fink tritt in große Fußstapfen. Und dabei ist seine politische Zukunft nur für den Rest der laufenden Legislaturperiode sicher. Sein Amt als Aichwalder Bürgermeister muss er abgeben und niemand weiß, ob es der SPD gelingt, sich in zweieinhalb Jahren aus dem Stimmungs- und Stimmentief zu retten. Dass Nicolas Fink die Idylle der in jeder Hinsicht gesunden Gemeinde Aichwald eines Tages zu eng werden wird, hat sich abgezeichnet. Er hat vom Typ und vom politischen Instinkt her sehr wohl das Zeug, auch längerfristig an Drexlers Stelle zu treten – wenn man ihn lässt.