Die Diskussion um die Busanbindung des Egert ist in verschiedenerlei Hinsicht vorbildlich, findet EZ-Redakteurin Melanie Braun.
EsslingenDie Diskussion um die Busanbindung des Egert ist in verschiedenerlei Hinsicht vorbildlich. Die Vorgeschichte ist zwar sicher keine Glanzleistung: Dass eine ökologische Mustersiedlung jahrelang nicht ans örtliche Busnetz angebunden ist und die Bewohner energieeffizienter Passivhäuser damit aufs Auto angewiesen sind, ist natürlich kein Ruhmesblatt für die Stadt. Sehr wohl aber die Auseinandersetzung mit dem Thema in den vergangenen Monaten.
Schon, dass sich der Jugendgemeinderat der Sache angenommen hat, verdient Respekt – gerade angesichts der Tatsache, dass Änderungen beim Busverkehr in der Regel eine zähe Angelegenheit sind und sich daran schon andere die Zähne ausgebissen haben. Aber auch, dass Gemeinderat und Stadtverwaltung das Anliegen der Jungpolitiker ernst genommen und umgehend angepackt haben, ist lobenswert. Nicht nur, weil deren Forderung berechtigt ist, sondern auch, weil das Nachwuchsgremium so die Erfahrung macht, dass es etwas bewirken kann.
Darüber hinaus kann man vor der Akribie, mit der sich Bürgermeister Ingo Rust in der Sache vorbereitet hat, nur den Hut ziehen – ebenso vor der Offenheit und Transparenz, mit der er die Zwänge der Stadtverwaltung, aber auch die Schwächen seiner Lösung aufgezeigt hat. So muss die Kommunikation in der Kommunalpolitik sein, damit auch Außenstehende Entscheidungen oder Vorschläge verstehen, die nicht auf den ersten Blick einleuchten. Hier hat es funktioniert: Der Jugendgemeinderat, der die provisorische Buslinie der Stadt vor der Ausschusssitzung sehr kritisch sah, kann sich jetzt die Einrichtung der Übergangslösung durchaus vorstellen.
In der Vergangenheit hat die Stadt öfter mal versäumt, ihre Standpunkte und Entscheidungen eingehend zu erklären. Ein gutes Beispiel dafür ist die Diskussion um die Umleitung des Autoverkehrs durch die Weinberge während der Sperrung der Geiselbachstraße. Monatelang kam dieses Thema immer wieder aufs Tapet. Am Montag hat sich die Verwaltung endlich die Zeit genommen, en détail zu erklären, warum eine solche Umleitung nicht möglich ist. Das war überzeugend und nachvollziehbar. Davon kann Esslingen in Zukunft mehr gebrauchen.