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Nachdem der Esslinger Gemeinderat einen Neubau für die Stadtbücherei beschlossen hat, wollen die Befürworter einer Erweiterung und Modernisierung des bisherigen Standorts im Bebenhäuser Pfleghof nicht klein beigeben. Eine Initiative strebt nun ein Bürgerbegehren an. Alexander Maier sagt dazu seine Meinung.

EsslingenBeim Blick auf den möglichen Grundriss eines Bücherei-Neubaus an der Esslinger Küferstraße fühlte sich Linke-Stadtrat Martin Auerbach an einen Bumerang erinnert. Er konnte nicht ahnen, dass der Vergleich mit dem krummen Wurfholz, das seinen Werfer prompt wieder einholt, rasch aktuell werden würde. Nur wenige Stunden nach der Entscheidung der Gemeinderats-Mehrheit für einen Bücherei-Neubau und gegen den aktuellen Standort im Bebenhäuser Pfleghof stellt sich der Bumerang-Effekt ein: Eine Initiative strebt ein Bürgerbegehren für Modernisierung und Erweiterung des Pfleghofs an, für die sich viele Bürger ausgesprochen hatten. Der Schritt der Initiative ist konsequent. Die Ratsmehrheit hat für sich in Anspruch genommen, nach eigenem Gutdünken zu entscheiden. Mit demselben Recht dürfen die Pfleghof-Befürworter für ihre Position kämpfen – und sich angesichts strenger juristischer Vorgaben die Unterstützung eines erfahrenen Politikers wie Wolfgang Drexler holen. Viele Bürger fühlen sich bestärkt durch Äußerungen in der Sitzung und danach. Weshalb soll bei einer Entscheidung über eine Bücherei, die ein Ort der Identifikation werden soll, Emotion keine Rolle spielen? Dass der Gemeinderat beschlossen hat, den Pfleghof nicht zu veräußern, und dass sich manche dort das Stadtmuseum vorstellen können, hat die Gemüter nicht beruhigt. Was der Beschluss wert war, hat ein Stadtrat Stunden später in seltener Offenheit auf Facebook verraten: „Wie der nächste oder vielleicht der übernächste Gemeinderat das mit dem Pfleghof sieht, werden wir wissen, wenn es soweit ist ... Wer weiß heute, ob die dann nötigen 30 Mio überhaupt im Haushalt da sein werden.“