Klinik-Chef Bernd Sieber. Quelle: Unbekannt

Geschäftsführer Bernd Sieber verlässt nach über zehn Jahren das Klinikum Esslingen. Sieber wird Vorsitzender der Geschäftsführung des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz.

Esslingen (cid)Es sind erst wenige Monate vergangen, seit Bernd Sieber auf sein zehnjähriges Wirken als Geschäftsführer des Klinikums Esslingen zurückgeblickt hat. Nun teilt Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Klinikum Esslingen GmbH mit, dass Sieber geht. Er wechselt als Vorsitzender der Geschäftsführung zum Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz. Der ist mit 3600 Mitarbeitern doppelt so groß wie das Esslinger Klinikum. Wann Sieber geht, ist noch unklar. Im Moment könnte es auf Ende dieses Jahres hinauslaufen. Sein Ausscheiden hängt auch davon ab, wie schnell es gelingt, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden.

„Ich fühle mich sehr wohl hier“, lässt Bernd Sieber keinen Zweifel daran, dass ihm der Abschied „aus dieser attraktiven Stadt“ sehr schwer fallen wird. Doch der Ruf vom Bodensee her hat die Gedanken des 52-Jährigen beflügelt, ob es nicht doch eine Option wäre, noch einmal etwas Neues anzufangen. Sieber hat sich für den großen Karriereschritt entschieden und wird als Chef der Geschäftsführung den Gesundheitsverbund im Landkreis Konstanz führen, der 3600 Mitarbeiter, 1300 Betten und neben vier Krankenhäusern weitere Einrichtungen der stationären und ambulanten Gesundheitsversorgung umfasst.

Bodensee ist kein Neuland
Für den in Freiburg geborenen Diplom-Volkswirt Bernd Sieber ist die Bodenseeregion kein Neuland. In Konstanz hat er studiert und er freut sich auf die Rückkehr „in eine wunderschöne Umgebung“. Dort wird er sodann in einer anderen Liga spielen als in Esslingen in einem Haus mit 1700 Mitarbeitern und 662 Betten. Siebers Entschluss, zu gehen, wird allenthalben mit Bedauern aufgenommen. Nicht nur von Oberbürgermeister Jürgen Zieger, der dem Esslinger Klinik-Chef attestiert, er habe die immer neuen Herausforderungen, denen das Gesundheitssystem unterworfen sei, „im Sinne des Klinikums und des Gesellschafters Stadt Esslingen stets mit hoher fachlicher Expertise, Empathie und Augenmaß gemeistert“. Auch in der Belegschaf des Esslinger Krankenhauses wird das absehbare Ausscheiden ihres Geschäftsführers als „schmerzhaft“ empfunden. So lobt ihn die Betriebsratsvorsitzende und Angehörige des Aufsichtsrats Beate Müller als einen „brillanten strategischen Denker und humorvollen Menschen“. Für den Betriebsrat sei er ein kompromissbereiter Partner gewesen. „Wir stehen in der Region als Krankenhaus der Zentralversorgung sehr gut da und es wird nicht einfach sein, die Lücke, die Bernd Sieber hinterlässt, zu schließen“, unterstreicht Beate Müller.

Ihr deutlicher Hinweis, wonach die kommunale Trägerschaft für Betriebsrat und Belegschaft weiterhin oberste Priorität hat, kommt in diesem Zusammenhang nicht von ungefähr. Schließlich war auch in Esslingen darüber diskutiert worden, das Haus an einen privaten Krankenhausbetreiber zu übergeben. Solche Überlegungen sind freilich längst vom Tisch und Bernd Sieber macht deutlich: „Das ist kein Thema“.

Geplatzte Fusion bleibt Ärgernis
Das Jahr 2014 hatte für das Klinikum und für dessen Geschäftsführer eine besondere Bedeutung, nachdem das Bundeskartellamt die zumindest planerisch schon weit vorangeschrittene Fusion des Esslinger Krankenhauses mit den damaligen Kreiskliniken untersagt hatte. „Eine Entscheidung bar jeder Vernunft“ – diese Auffassung vertritt Bernd Sieber bis heute. Was die aktuelle Situation in seinem Haus angeht, so wird Sieber nicht müde, darauf zu verweisen, dass das Klinikum unter einer „Kapitalschwäche“ leidet. Investitionen würden nicht, wie eigentlich vorgesehen, ausreichend über Landesmittel finanziert, weshalb das Krankenhaus gezwungen sei, eigene Betriebsmittel einzusetzen.

Eigentlich wäre es Bernd Sieber am liebsten, er könnte bereits im Herbst den Arbeitnehmer wechseln, doch im Moment steht eher das Ende dieses Jahres als Zeitpunkt für sein Ausscheiden zur Diskussion. Die Frage ist, wie schnell es gelingt, die exponierte Stelle neu zu besetzen. „Durch die hervorragende Positionierung des Klinikums am Markt sind wir allerdings sicher, eine geeignete und kompetente Nachfolge für das Klinikum gewinnen zu können“, meint Oberbürgermeister Jürgen Zieger. Dass der Geschäftsführer von allen Seiten so viel Wertschätzung erfährt, macht ihm den Weggang aus Esslingen nicht eben leichter. „Die Zeit am Klinikum Esslingen wird für mich immer als eine besonders schöne Erfahrung in Erinnerung bleiben. Ich konnte mit einem hervorragenden und großen Team aus Ärzten, Pflege und kaufmännischen Mitarbeitern unser Klinikum Esslingen über die vergangenen Jahre weiter entwickeln“, so der 52-Jährige.