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Musicals ziehen immer: Der Chor Voices präsentierte im vollbesetzten Gemeindehaus am Blarerplatz ein Potpourri aus bekannten Melodien.

EsslingenDer Saal war voll, als die Voices im Gemeindehaus am Blarerplatz ihr Programm „Love, Life & Mysteries“ aufführten: „ein ‚musical‘isches Klassentreffen in Paris“. Nicht etwa ein bestimmtes Musical war gemeint, vielmehr ein Potpourri aus beliebten Melodien, durch eine Rahmenerzählung zusammengehalten: 25 Jahre nach dem Abi 1993 treffen sich die Schüler dieses Jahrgangs in Paris wieder. Ganz so alt ist der Chor Voices noch nicht, der sich erst 1997 gründete, und seine Mitglieder, angefangen mit Martina, Anni und Natalie, die in die Handlung einführten, dürften auch nicht alle exakt Abi-Jahrgang 1993 sein. Mareike Peissner jedenfalls, die den Chor seit einem Jahr leitet und von der die Anregung kam, sich nach Gospel und Jazz, Barock und Romantik auch einmal dem Musical zuzuwenden, war 1993 noch ein Kleinkind.

Treffen sich also die drei früheren Klassenkameradinnen, und schon kündigt die erste Melodie an, was die Zuhörer erwartet: „The Music of the Night“, in diesem Fall aus dem Musical „Phantom in der Oper“ von Andrew Lloyd Webber, gefolgt von – ausnahmsweise mal nicht aus einem Musical – „Champs-Elysées“, damit man, auch ohne Französisch-Kenntnisse, sofort weiß, dass das Klassentreffen in Paris stattfindet. Wiebke Heite bedient im Café, Brigitte und Kristina stoßen dazu und die Shopping Queen Gudrun Weckmann-Lautsch: Es ist „One Short Day“ in der Emerald City aus dem Musical „Wicked“ nach dem Roman Nun folgt ein Highlight: Der Friseur David bietet seine Dienste an, und ein Kunde, der wohl nicht erst 1993 das Abitur abgelegt hat, fragt ihn, ob er auch seine nicht mehr so fülligen Haare verlängern könne.

Unterstützt von Beinahe-Profi-Band

Wer es noch nicht erraten haben sollte: Das nächste Stück heißt natürlich „Hair“. Und von dort ist es nicht mehr weit zu „America“ aus „West Side Story“, eingeleitet vom Bild eines „Ronald J. Stump“ und einer Frau, deren Frisur verdächtig der des amerikanischen Präsidenten ähnelt. Durch solche Späße aufgelockert, kommen die Sängerinnen und Sänger mehr und mehr in Fahrt. Wichtig ist dabei, dass sie von einer Beinahe-Profi-Band unterstützt werden: Klemens Fregin am Schlagzeug, Joel Büttner an der Bassgitarre und Daniel Weiss am Keyboard studieren alle drei an der Stuttgarter Musikhochschule und halten dezent, aber sicher den Rhythmus. Nach der Pause geht es weiter mit „Chim Chim Cher-ee“ aus „Mary Poppins“, den ja auch zu einem Musical gemachten Abba-Songs „Mamma mia“ und „Dancing Queen“ sowie aus „Little Shop of Horrors“ dem Titelsong und „Dentist“, letzterer mit der drastischen Einlage eines Zahnarztes, der mit der Bohrmaschine auf den Patienten losgeht. Nicht immer ganz perfekt ausbalanciert sind die Chorstimmen, dafür mit umso mehr Freude bei der Sache. Nur bei den mikrophonverstärkten Solo-Passagen fällt dann doch auf, dass hier keine Vollblut-Musikerinnen wie Whoopi Goldberg am Werk sind, denn die Verstärkung hebt auch jede kleinste Unsicherheit gnadenlos hervor. Am Ende ist der Beifall dennoch groß.