Zehn Jahre lang hat die Kette im Esslinger Bahnhofsgebäude ihre Kundschaft versorgt, seit Anfang Oktober ist Schluss damit. Foto: Bulgrin

Von Claudia Bitzer
Wer in diesen Tagen mit knurrendem Magen die Tür zum Burger King im Esslinger Bahnhofsgebäude aufdrücken will, hat Pech gehabt. Die Stadt ist seit Anfang Oktober whopperfreie Zone. Soweit die Tatsache, die alle Beteiligten bestätigen. Warum das nach zehn Jahren so ist, darüber darf hingegen weiterhin wild spekuliert werden.
Bis Redaktionsschluss hat kein einziges Schildchen die Kundschaft darauf aufmerksam gemacht, dass der Betreiber, die SSP Deutschland GmbH, den Esslinger Burger-King-Ableger nicht mehr aufschließen möchte. In der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass Du ein Esslinger bist ...“ von Stadtmarketing-Chef Michael Metzler hat die Frage, ob endgültig zu ist und wenn ja, warum, denn auch zahlreiche Menschen umgetrieben. Mittlerweile sind die Beiträge offenbar gelöscht.

Gerüchte – und Gerüche?

Es gab dort Klagen über mangelnde Hygiene in der Filiale und schlechte Qualität der Burger. Eine Schreiberin kritisierte, dass man die Küche an der Stelle untergebracht hatte, an der zuvor Toiletten waren. Manche aus der Gruppe empfanden die Schließung als überfällig, nur wenige trauerten. Die Bahn habe den Vertrag mit dem Betreiber nicht mehr verlängern wollen, will ein Schreiber von einer Mitarbeiterin erfahren haben.
Letzteres wird sowohl von der Deutschen Bahn als auch von Burger King dementiert. Der Franchisenehmer habe von sich aus gekündigt, der Standort sei für ihn nicht mehr interessant, so ein Bahn-Sprecher, dessen Name nicht in der Zeitung geschrieben werden darf. Mehr kann er nicht mitteilen.
Mehr will auch Burger King nicht sagen. „Das Burger King Restaurant am Bahnhofsplatz in Esslingen wurde am 3. Oktober 2017 aufgrund eines ausgelaufenen Mietvertrags geschlossen, der seitens des Franchisenehmers nicht verlängert worden ist. Das Unternehmen bedauert es, seine Gäste an diesem Standort aktuell nicht mehr bedienen zu können. Liebhaber der frischen, auf offener Flamme gegrillten Beef-Burger können diese jedoch weiterhin in den Burger King Restaurants in Deizisau und Stuttgart genießen.“ Das lässt Burger King Deutschland mit Sitz in Hannover durch ein Münchener PR-Büro übermitteln. Mehr sagt auch der PR-Mensch in der Bayernmetropole nicht. Aber der darf ohnehin nicht zitiert werden. Er plaudert nur noch aus, dass Burger King auf Expansionskurs sei und bis 2022 seine 700 Deutschland-Filialen auf 1000 steigern wolle.
Damit stellt sich natürlich umso mehr die Frage, warum man Esslingen nicht mehr will. Zumal der große Fast-Food-Konkurrent McDonald’s die Stadt schon 2004 verlassen hatte. Auch die SSP Deutschland hüllt sich trotz Anfrage in Schweigen. Das Unternehmen mit Sitz in Eschborn ist die Tochter eines britischen Konzerns, in der Systemgastronomie tätig und bespielt schwerpunktmäßig Franchiseunternehmen wie Starbucks, Kamps oder eben Burger King. „Alle Betriebe liegen an Verkehrsknotenpunkten wie an Bahnhöfen, Autobahnen und Flughäfen“, heißt es im Netz. Warum sein Interesse ausgerechnet am Esslinger Bahnhof erloschen ist, lässt SSP offen.
Am Wirtschaftskontrolldienst kann es jedenfalls nicht gelegen haben: „Bei uns gab es keine Befunde, die zu einer Schließung geführt haben könnten“, vermeldet Landratsamtssprecher Peter Keck aus dem Veterinäramt. Der darf wenigstens mit vollem Namen in der Zeitung genannt werden. Im Landratsamt weiß man aber, dass Burger King offenbar immer wieder mit unverschuldeten Gerüchen in seiner Esslinger Lokalität zu kämpfen hatte.
Die Bahn will allerdings auch davon nichts wissen. Sie ist zuversichtlich, die 250 Quadratmeter im Bahnhof wieder schnell zu vermieten. „Schließlich haben wir dort viel Laufkundschaft“, so der Bahnsprecher ohne offiziellen Namen. Man wolle einen guten Branchenmix und gehe davon aus, dass wieder ein gastronomischer Betrieb die Flächen zwischen Zeitschriftenladen und DB-Reisezentrum fülle. City-Managerin Silke Renninger-Metz trägt den Verlust indessen mit Fassung. Man sehe zwar durchaus, dass man den 13- bis 15-Jährigen in der Stadt noch mehr bieten sollte. Aber man brauche nicht unbedingt einen Burger King zur Aufwertung der Innenstadt.

Global Player im Fast-Food-Bereich

Burger King hat 1954 in Miami sein erstes Restaurant eröffnet. Die zweitgrößte Hamburger-Kette der Welt betreibt in Deutschland derzeit 700, weltweit mehr als 15 000 Filialen. Fast alle werden von unabhängigen Franchisenehmern geführt. Sie gehört zu Restaurant Brands International Inc., einem großen Schnellrestaurant-Unternehmen mit einem geschätzten Umsatz von 23 Milliarden US-Dollar und mehr als 19 000 Restaurants in 100 Ländern.
Burger King Esslingen ist 2007 im Bahnhofsgebäude eröffnet worden. Franchisenehmer ist SSP Deutschland. Drei Jahre zuvor hatte Konkurrent McDonald's die Stadt verlassen. Er war in der Bahnhofstraße untergebracht. Dort hatte es immer wieder Beschwerden über den Müll gegeben, den die Gäste hinterließen. Auch vor dem Bahnhof kam es immer mal wieder zu Klagen über unschöne Hinterlassenschaften von Burger-King-Kunden.