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Fast allen Wünschen der Bewohner des kleinsten Esslinger Stadtteils wird von der Stadt eine Absage erteilt. Immerhin kommt der angekündigte Breitbandausbau.

EsslingenZu viel Autoverkehr, Probleme beim Busverkehr, chronischer Parkplatzmangel: Es waren vor allem Verkehrsthemen, die den Sirnauern bei der Einwohnerversammlung am Donnerstag unter den Nägeln brannten. Doch bei den meisten Punkten konnte die Stadtverwaltung den zahlreichen Besuchern im vollbesetzen Saal des Sportheims nicht viel Hoffnung machen – was an einigen Stellen für lautstark geäußerten Unmut sorgte. Eine gute Nachricht konnte die Rathausspitze aber doch überbringen: Ab Ende Juni soll die Breitbandversorgung in dem Stadtteil erheblich besser werden.

Besonders emotional wurde über die Probleme beim Busverkehr und über den Parkplatzmangel diskutiert. Schon lange fühlt man sich in Sirnau schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. So steht etwa seit Jahren eine bessere Taktung der Buslinie 104 auf der Wunschliste der Bewohner, ebenso eine Verstärkung der Linie 138. Doch statt Verbesserungen habe es in den vergangenen Monaten sogar noch Verschlechterungen gegeben, monierten zahlreiche Besucher der Einwohnerversammlung. Seit die Firma Rexer im vergangenen Juli die Linien übernommen habe, gebe es massive Probleme mit Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Das sei besonders ärgerlich, weil vor allem Schüler – unter anderem Grundschüler – die Busse nutzten und ständig zu spät zum Unterricht oder gar zu Prüfungen kämen oder aber von Eltern zur Schule gefahren werden müssten.

Von Seiten der Stadtverwaltung räumte man ein, dass in der Tat viel schief gelaufen sei beim Busverkehr in Sirnau in den vergangenen Monaten. Die Linie 104 sei zwar immer noch zu mehr als 80 Prozent pünktlich, die Linie 138 aber nicht einmal zu 80 Prozent. Allerdings helfe eine pauschale Kritik nicht weiter, mahnte Bürgermeister Ingo Rust. „Wir brauchen Beschwerden mit genauen Angaben, damit wir dem nachgehen können.“ Unabhängig davon wolle man noch dieses Jahr das gesamte Busnetz in Esslingen auf Verbesserungspotenzial überprüfen.

Keine Lösung für Parkplatzmangel

Im Hinblick auf den viel kritisierten Parkplatzmangel, insbesondere auf der Neckarinsel, hatte die Stadtverwaltung indes keine Lösung parat. Auf der Neckarinsel seien definitiv keine weiteren Parkplätze vorgesehen, betonte Wolfgang Ratzer, Leiter des Stadtplanungsamtes. „Das ist ein Kleinod, Parkplätze sind nicht primär das, was wir dort wollen.“ Zudem gebe es genügend Parkplätze im Gewerbegebiet Neckarwiesen auf der anderen Neckarseite – und der Fußweg von dort über den Steg zur Insel sei durchaus zumutbar. Das stellten die Sirnauer auch gar nicht in Abrede. Aber auch in den Neckarwiesen seien die Parkoptionen zu knapp – und zwar nicht nur an Sommer-Wochenenden, wenn der Tierpark Nymphaea und das Freibad des Schwimmvereins SSVE die Besucher in Scharen anlocken. Man wünscht sich deshalb einen Steg vom Kraftwerk auf der Neckarinsel hinüber zur Lilienthalstraße in den Neckarwiesen, um mehr Stellplätze erreichbar zu machen.

Doch diesem Wunsch erteilte die Stadt ebenso eine Absage wie einem von den Sirnauern geforderten Lärmschutz zur Kreisstraße 1215 oder der Sanierung des Unteren Hofhauwegs. Auch eine Reaktivierung der Beleuchtung am Spechtweg, auf dem Fuß- und Radweg zwischen der Kleingartenanlage und der Dieter-Roser-Brücke sowie entlang des Hofwegs nach Berkheim konnte die Stadtverwaltung nicht versprechen. Man habe die Beleuchtung aus Spargründen während der Wirtschaftskrise zurückgebaut, erklärte Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann. Der Ausschuss für Technik und Umwelt müsse nun entscheiden, wie man mit dem Thema umgehe – schließlich gebe es viele Wege in Esslingen, an denen Beleuchtung gefordert werde. Doch dies überall umzusetzen, koste viel Geld.

Die Befürchtung der Sirnauer, mit der Sperrung der Linksabbiegespur auf der Adenauerbrücke könne die Kreuzung vor der Dieter-Roser-Brücke zum Nadelöhr werden, teilte der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht. Man werde das beobachten und gegebenenfalls versuchen, gegenzusteuern, versprach er. Verbessert werden soll unterdessen die Zufahrt auf die Neckarinsel von der Adenauerbrücke aus – und zwar mit der Einrichtung einer eigenen Abbiegespur. Das wurde ebenso begrüßt wie die Ankündigung, dass das Breitbandnetz in Sirnau ab Ende Juni eine Leistung von 100 Megabit pro Sekunde aufweisen werde und dass die Lärmschutzwand zur B 10 hin im Frühjahr mit Wein berankt werden soll.

Kritik an Kommunikation

Frustriert zeigte man sich hingegen über die Geheimniskrämerei hinsichtlich der im vergangenen Jahr neu gebauten Logistikhalle im Gewerbegebiet. „Das ist nicht gut gelaufen“, räumte Oberbürgermeister Jürgen Zieger ein. „Wir werden dort das Planungsrecht ändern, damit so etwas nicht mehr passiert.“ Es sei zudem nicht das Ziel, weitere Logistik hier anzusiedeln. Mangelhafte Kommunikation kritisierte unterdessen auch ein Besucher, dessen Kind seit drei Wochen in die Kita Birkenweg nahe des Ebershaldenfriedhofs gehen muss, weil die Sirnauer Kita Bussardweg geschlossen ist. „Wir Eltern haben von der Stadt keinerlei Auskunft darüber bekommen, warum.“ Das sei ein Unding. Nur zufällig habe er nun in der Zeitung gelesen, dass dies dem merkwüdigen Geruch eines teerhaltigen Klebers geschuldet sei. Baubürgermeister Wallbrecht: Das zuständige Amt habe erst an diesem Mittwoch im Sozialausschuss darüber informiert.

Wahl: Bei der Einwohnerversammlung ist auch ein neuer Bürgerausschuss für Sirnau (BA) gewählt worden. Da sich auf die 15 Plätze nur elf Kandidaten gemeldet hatten, besteht der neue BA nur aus elf Mitgliedern. Dies sind: Mirko Engel, Angela Felder, Claudius Hammermann, Joachim Heinrich, Daniela Kirchner, Susann Knauer, Alexander Möncher, Steffen Moosberger, Markolf Neuske, Simone Sauer und Gabriele Tittel-Schleicher.

Austritte: Nicht mehr für den Bürgerausschuss kandidiert haben die bisherigen Mitglieder Ursula Frantz, Oliver Troll, Gisbert Locke, Willi Neubauer und Robert Schwarz. Oliver Troll und Gisbert Locke gehörten dem Bürgerausschuss seit 2006 an, Willi Neubauer und Robert Schwarz haben sich sogar 19 Jahre lang in dem Gremium engagiert. Und Ursula Frantz hat sich in den vergangenen 16 Jahren – davon 13 Jahre als BA-Vorsitzende – derart eingebracht, dass sie im Rahmen der Einwohnerversammlung von Oberbürgermeister Jürgen Zieger die Bürgermedaille der Stadt Esslingen für ihr Engagement verliehen bekam.