Die Karnevalsfreunde Esslingen haben gewählt: Carmen und Stephan Neuser (Mitte) Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die fünfte Jahreszeit hat begonnen, und die Karnevalsfreunde Esslingen sind bereit: Erneut haben sie Carmen und Stephan Neuser zum Grafenpaar gewählt.

EsslingenJulian, seines Zeichens Staffelsteiger Weingeist, half seiner Mutter galant in das Ornat. „Jetzt werde ich langsam doch nervös“, meinte Carmen Neuser, obwohl sie bereits in der letzten Kampagne Burggräfin war. Die Spannung stieg nicht nur in der Garderobe, sondern auch im Saal der Gaststätte Waldheim auf dem Zollberg. Denn wer heuer als Ihre Hoheiten die Karnevalsfreunde Esslingen präsentieren werden, ist wie jedes Jahr ein gut gehütetes Geheimnis.

Als dann schlussendlich Ihre Lieblichkeit Carmen I. sowie Seine Tollität Stephan II. – die Verwaltungsbeamtin und der Direktionsbeauftragte einer Versicherung sind in Wirklichkeit auch ein Paar – mit der Stadtgarde einmarschierten, brandete in dem voll besetzten Saal begeisterter Applaus auf. „Die beiden sind das beste Grafenpaar, das wir in der Vereinsgeschichte jemals hatten“, meinte ein Ehrenburgherr. Trotz rund 50 Terminen an den Wochenenden in der letzten Kampagne waren die Berufstätigen bereit, erneut das Zepter zu schwingen. Vor zwölf Jahren sei ihre Tochter von dem Tanzfieber der Karnevalsfreunde infiziert worden, erzählte Mutter Carmen I.. Heute feiert die 16-Jährige Erfolge mit der Showgruppe Danza: Nächste Woche reisen die Mädchen nämlich nach Worms zum Bundesfinale des Wettbewerbs „Rendezvous der Besten“ des Deutschen Turnerbundes.

2.500 Euro für ein Kleid

Das Grafenpaar ist mit viel Herzblut bei der Sache und hat auch außerhalb der sogenannten fünften Jahreszeit Kontakte gepflegt und geknüpft. „Durch unsere zahlreichen Auftritte haben wir viele Leute kennen gelernt und es sind auch einige Freundschaften entstanden“, freute sich Stephan Neuser. Rund 2500 Euro hat Carmen Neuser für das figurbetonte, reich bestickte Kleid auf den Tisch gelegt. Ehrenburgherrin Karin Pflüger hat aber den Kauf des neuen Ornats mit einem kleinen Obolus unterstützt. Nachdem die Karnevalsfreunde einige Jahre lang die traditionelle Ordensparty zum Auftakt der närrischen Saison in Altbach gefeiert haben, sind sie nun wieder in die Heimat zurückgekehrt.

Volles Haus hieß es am Samstagabend in der Gaststätte Waldheim und zahlreiche Gastvereine aus der Region wie die „Schwarzen Husaren“, die „Quellenweiber“, die „Buchfinken“ und die „Nachtwächter“ waren angereist. Angesichts der kleinen Bühne mussten jedoch die tänzerischen Darbietungen erheblich gekürzt werden, und so manche Choreografie litt darunter. Nichtsdestotrotz, die Mädels waren Profi genug, um solche Widrigkeiten zu meistern, meinte nicht nur Präsidentin Elke Liebrich. Bereits bei den „Sternchen“ im Alter von vier bis sechs Jahren blitzte der Spaß am Tanzen auf. Und um den Nachwuchs muss sich der Verein wahrlich nicht sorgen. Tanzmariechen Soley Kotte ist erst seit Frühjahr mit an Bord und stand am Samstagmorgen beim Gardetanzturnier in Leinfelden-Echterdingen zum ersten Mal auf der großen Bühne.

Der Tanz beflügelt auch das Grafenpaar. Carmen I. hat nicht nur die Tänzerinnen betreut, geschminkt und Kostüme genäht, sondern zeichnet auch im Deko-Team für die Ausstattung bei Veranstaltungen verantwortlich. Am Samstagabend standen jedoch eher die repräsentativen Aufgaben auf dem Programm. Zahlreiche Orden und Küsschen wurden verteilt. Und nachdem den Karnevalsfreunden in ihrer 20-jährigen Vereinsgeschichte langsam die Motive ausgehen, ziert den diesjährigen Jahresorden das Konterfei des Grafenpaars. Diesem steht eine lange Kampagne ins Haus. Denn Aschermittwoch ist erst am 6. März.