Seit rund 30 Jahren gibt es das Zwiebelfest auf dem Marktplatz. Derzeit wird heftig über dessen Zukunft diskutiert Foto: Archivfoto:Bulgrin - Archivfoto:Bulgrin

Anfang Oktober soll der Gemeinderat über die Zukunft des Zwiebelfests entscheiden. Deshalb werben die Festwirte jetzt offensiv für ihr Konzept. Doch es gibt massive Kritik.

EsslingenAnfang Oktober soll der Gemeinderat über die Zukunft des Zwiebelfests entscheiden. Es geht um die schon seit Monaten diskutierte Frage, ob künftig die Stadt die Organisation der Marktplatzhocketse in die Hand nehmen soll. Das ist Anlass für die Festwirte, sich zu positionieren. Mit einem neuen Imagefilm und einer umfassenden Stellungnahme haben sie sich nun an Gemeinderäte und Stadtverwaltung gewandt, um für ihr Konzept zu werben. Allerdings haben fast zeitgleich auch mehr als ein Dutzend andere Esslinger Gastronomen einen offenen Brief an die Stadträte geschrieben und das Fest in der jetzigen Form kritisiert.

Sieben Seiten lang ist die Stellungnahme der Zwiebelfestwirte. Sehr detailliert gehen sie darin auf die Kritik an ihrer Hocketse ein. Aus ihrer Sicht ist klar, dass von einer negativen Entwicklung des Fests keine Rede sein könne: „Unsere Umsatzzahlen, die der Stadt nicht vorliegen, zeigen die ungebrochene Beliebtheit des Fests.“ Das Image sei sehr gut und die Veranstaltung genau auf die Zielgruppe des „schwäbischen Viertelesschlotzers“ abgestimmt. Wenn das Image überhaupt gelitten haben sollte, dann nur wegen der Querelen mit einem ehemaligen Zwiebelfestwirt, betonen die Gastronomen. Sie gehen davon aus, dass die meiste Kritik an ihrem Konzept aus dessen Umfeld kommt – so etwa der Ruf nach einer aktiveren Rolle der Stadt bei der Traditionsveranstaltung, oder die Kritik, dass keine neuen Festwirte willkommen seien.

Doch gerade den Vorwurf, man diskriminiere andere Gastronomen bei der Vergabe der Lauben, weisen die Zwiebelfestwirte weit von sich. Das Gegenteil sei der Fall: „Es ist schwer für uns, Partner zu finden.“ Denn viele Gastronomen würden eine Präsenz auf dem Fest weder finanziell noch logistisch oder personell stemmen können oder wollen. Aber auch die Kritik, sie schotteten mit den Lauben Anrainer und Gewerbetreibende auf dem Marktplatz ab, können die Zwiebelfestwirte nicht nachvollziehen – zumal ihre Aufstellung bislang nie kritisiert worden sei.

Handlungsbedarf sehen die Zwiebelfestwirte nicht. Nicht zuletzt, weil das neue Konzept für die Hocketse, das die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST) ohne Rücksprache mit ihnen ausgearbeitet hat, im Wesentlichen das Zwiebelfest in seiner jetzigen Form abbilde. Zudem sei man immer offen für neue Mitglieder und neue Konzeptionen gewesen. Obwohl man sich bei der Neukonzeption der EST übergangen fühlt, zeigt man sich offen für Anregungen: „Durch die Diskussion ist in unseren Reihen auch eine Aufbruchstimmung entstanden, die wir toll finden.“ So könne man sich eine Erweiterung des Zwiebelfests auf dem Rathausplatz gut vorstellen.

Ganz andere Sicht auf die Sache

Denkbar sei auch, einen Zwiebelfestverein zu gründen, in dem städtische Akteure Mitglieder sind, oder eine Mitgliedschaft der Stadt in der bestehenden Zwiebelfest GmbH. Allerdings: Sollte die Stadt die Regie bei der Hocketse übernehmen wollen, bedeute das Investitionen von mindestens einer halben Million Euro – und das ohne Not, denn ein funktionierendes Zwiebelfest gebe es bereits.

Doch mehr als ein Dutzend andere Gastronomen aus Esslingen, die nicht am Zwiebelfest beteiligt sind, haben eine ganz andere Sicht auf die Sache. In ihrem Brief an die Gemeinderäte kritisieren sie das Zwiebelfest in jetziger Form: Altbewährtes wiederhole sich, Neues habe keinen Platz, Veränderungen seien nicht erwünscht. Die Hocketse habe viel verloren. Umso mehr wunderten sie sich, warum man sich in der Diskussion nur auf die Zwiebelfest GmbH fokussiere, die vielen örtlichen Gastronomen verschlossen bleibe. „Die Vergabe des Zwiebelfestes und des Marktplatzes nur an diese GmbH empfinden wir als ungerecht“, heißt es in dem Brief.

Man könne sich nämlich durchaus vorstellen, an einem neuen Zwiebelfest oder aber einem unter anderem Namen laufenden Fest auf dem Marktplatz mitzuwirken. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Verantwortlichen ein neues, offenes Sommerfest mit kulinarischen Genüssen zu schaffen“, schreiben die Gastronomen. Allerdings sollte dieses dann allen Esslinger Gastronomen offen stehen, fordern sie. Die EST wäre aus ihrer Sicht der richtige Organisator dafür. Gerne würde man an einer Neukonzipierung mitwirken, heißt es. „Die Zeit für eine Neuausrichtung des Zwiebelfestes ist gekommen. Es muss wieder das Fest aller Esslinger und nicht das einer kleinen, in einer GmbH organisierten Zahl Esslinger Wirte sein.“