Sie arbeiten Hand in Hand: Steinmetzmeister Constantin Baki (links) und sein Mitarbeiter Axel Ibanhez-Pilih Foto: Bulgrin - Bulgrin

Fachkräftemangel ist auch im Handwerk ein Thema. Eine Delegation der Handwerkskammer Stuttgart sprach mit Steinmetzmeister Constantin Baki über Möglichkeiten, Fachkräfte zu finden.

EsslingenDass es mit Aufwand verbunden ist, junge Leute auszubilden, bestreitet der Esslinger Steinmetzmeister Constantin Baki nicht. „Es kostet viel Zeit ,und es ist am Ende ein Draufzahlgeschäft“, sagt der Handwerksmeister. „Aber ich sehe es als meine soziale Aufgabe, jungen Leuten die Tür zu öffnen und sie auszubilden.“ Das hört Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, natürlich gerne. Gemeinsam mit einer Delegation, zu der auch Kreishandwerksmeister Karl Boßler gehörte, war er gestern im Kreis Esslingen unterwegs, um sich bei drei Firmen ein Bild davon zu machen, wie Handwerksbetriebe mit der Herausforderung umgehen, Fachkräfte zu finden und vor allem auch in ihrem Betrieb zu halten.

Und da war die Delegation bei Constantin Baki, der seit 1996 den Steinmetzbetrieb führt und 20 Jahre lang die Bauhütte der Frauenkirche umgetrieben hat, an der richtigen Adresse. Mit ihm in der Werkstatt stand gestern Nachmittag Axel Ibanhez-Pilih. Der 26-jährige Geselle, der im nächsten Jahr seinen Meister machen will, ist bei Constantin Baki in die Lehre gegangen. Wie alle Auszubildenden des Esslinger Steinmetz- und Steinbildhauerbetriebs hatte auch er vor Beginn der Ausbildung ein Praktikum gemacht und dabei festgestellt, „dass der Beruf genau mein Ding ist“. Nach Abschluss der Ausbildung hat Axel Ibanhez-Pilih dann in einen Betrieb nach Freiburg gewechselt.

„Zu meiner Philosophie gehört, dass ich die Lehrlinge , wenn sie fertig sind, erst mal wegschicke“, erklärt Constantin Baki, der zur Zeit neben mehreren Gesellen einen Meister beschäftigt und gerade auf der Suche nach einem oder einer Auszubildenden ist. „Wenn meine früheren Lehrlinge dann zurückkommen, bringen sie wieder etwas Neues mit und haben auch innerhalb meines Betriebs eine ganz andere Stellung.“ Als Axel Ibanhez-Pilih im Dezember vergangenen Jahres bei Constantin Baki anklopfte, war sofort klar, dass der den Heimkehrer wieder bei sich beschäftigt. „Dass ich weniger Nachwuchssorgen habe, liegt vielleicht auch an der Art, wie die jungen Leute hier willkommen geheißen werden“, sagt der Handwerksmeister, der zugleich Lehrlingswart ist.

Nicht nur auf die Noten schauen

In dieser Funktion hört Constantin Baki von Kollegen immer wieder, dass sie nicht mehr ausbilden, weil sie keine qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber mehr finden. „Ich halte das für plattes Geschwätz. Es gab auch früher schon schlechte Schüler, die die Lehre gepackt haben“, gibt Baki zu bedenken. „Ein Meister, der nicht ausbildet, ist kein Meister.“ Statt zuvörderst auf die Schulnoten zu schauen „muss man konsequent ausprobieren und sich intensiv mit den jungen Leuten beschäftigen“, sagt der Steinmetz, dem auch Schülerpraktikanten willkommen sind. Die jungen Frauen und Männer müssten die Chance bekommen, „herauszufinden, ob der Beruf der richtige Weg für sie ist“. Als Hemmschuh macht Baki nicht selten die Eltern aus. „Eine handwerkliche Ausbildung hat bei uns kein gutes Ansehen mehr, weil die Eltern wollen, dass ihre Kinder studieren.“

Constantin Baki wird aber nicht müde, für das Handwerk zu werben. Dank der Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystems sei ein Studium immer noch möglich. Und wer einen Gesellen- oder gar Meisterbrief in der Tasche habe, „hat im Ausland riesengroße Chancen“, weiß der Steinmetzmeister. „Es ist beeindruckend, welche Werte Sie verteten und toll zu sehen, dass es noch solche Unternehmen gibt“, sagte Thomas Hoefling .