Bei der Feuerwehr Esslingen wird jede helfende Hand gebraucht. Damit es nicht am Nachwuchs mangelt, wollen Feuerwehrmänner- und frauen mit Social Media andere für deren Arbeit begeistern.
Esslingen Wenn’s irgendwo brennt oder brenzlig wird, ist die Feuerwehr Esslingen mit ihren hauptamtlichen und freiwilligen Einsatzkräften zur Stelle. Damit die Truppe aber nicht selbst in Not gerät und es genügend Nachwuchs gibt, hat sie im Januar eine Mediengruppe und die Arbeitsgemeinschaft Nachwuchswerbung ins Leben gerufen. Beide AGs wollen die Öffentlichkeit für die tägliche Arbeit der Feuerwehr begeistern.
Egal ob Fotokampagnen oder Videos auf Facebook: Die Medienbeauftragten der Feuerwehr Esslingen stecken voller Ideen. Eines der insgesamt zwölf Mitglieder ist Lisa Albus. Die 21-Jährige ist seit drei Jahren bei den Brandbekämpfern in der Stadtmitte sowie Leiterin der Kinderfeuerwehr. „Ich finde es jedes Mal spannend, wenn ich mit den Kameraden im Feuerwehrauto sitze und die Sirene los geht. Dann weiß man noch nicht so genau, was passiert ist, was einen erwartet, und ich finde es toll, dass man Menschen helfen kann.“
Ihr Cousin ist auch bei der Freiwilligen Feuerwehr und brachte sie auf die Idee, dort mitzumachen. „Ich habe mich schon immer für die Feuerwehr interessiert“, erinnert sich Albus. Doch das geht nicht jedem so, und mancherorts fehlen der Wehr die Leute: Die Abteilung Zell suche etwa dringend Nachwuchs, weiß der stellvertretende Stadtbrandmeister Roland Reutter. Das liege daran, dass nicht viele Feuerwehrmänner und -frauen in Zell wohnen oder arbeiten. „Dadurch ist die Verfügbarkeit sehr eingeschränkt“, sagt Reutter.
Für viele sei das Hobby außerdem mit mehr Aufwand verbunden, als wenn man einem Sportverein beitrete. Denn bevor man ein Feuerwehrfahrzeug fahren kann und zu Einsätzen darf, müsse man aus Sicherheitsgründen eine Ausbildung absolvieren. Es gibt auch Fortbildungen: Lisa Albus macht gerade eine zur Truppführerin, die erste Stufe einer Führungskraft bei den Brandbekämpfern. „Bei der Feuerwehr zu sein, ist aber weitaus mehr, als zu Einsätzen zu fahren“, findet Lisa Albus, die sich bewusst für ihr Hobby entschieden hat. „Es ist die Kameradschaft, die es ausmacht.“
Dass sich die Arbeit auszahlt, das wollen Albus und die elf anderen Medienbeauftragten zeigen. Jede der sieben Außenabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr, die hauptamtliche Abteilung sowie die Kinder- und Jugendfeuerwehr haben mindestens einen Vertreter. Sie überlegen sich regelmäßig Projekte, um andere für die Feuerwehr zu interessieren und über deren Arbeit zu informieren. „Zum Start im Januar haben wir gebrainstormt. Wir entwickelten dann eine vier Meter lange Stellwand, die alle Abteilungen der Feuerwehr erklärt“, erzählt Lisa Albus. Diese passe in einen Koffer hinein und könne bei Infoveranstaltungen aufgestellt werden.
Öffentlichkeitsarbeit wird auch auf Facebook betrieben. Die neue Facebookseite der Feuerwehr Esslingen hat seit der Gründung im Januar schon über 700 Likes. Auf dieser Plattform posten die jungen Medienbeauftragten nicht nur Fotos und Texte, sondern auch Videos. „Wir haben eines gemacht, das zeigt, was wir bei einem Einsatz alles anziehen und mitnehmen und wie viel es wiegt.“ Mit all den schweren Ausrüstungsgegenständen käme man da schon auf über 60 Kilogramm. „Das Video ist sehr gut angekommen und wurde sehr oft geklickt“, sagt Albus. Bei einem weiteren Facebook-Projekt werden alle Außenbereiche mit Text und Foto vorgestellt sowie auf die Webseite der Feuerwehr verlinkt. „In der Mediengruppe hat jeder seine Aufgabe. Es gibt zum Beispiel jemanden, der die Texte überarbeitet. Aber insgesamt arbeiten wir im Team.“
Der stellvertretende Stadtbrandmeister Roland Reutter gibt die Facebookposts dann frei. „Wir haben in der kurzen Zeit eine stattliche Anzahl von Likes auf Facebook gesammelt. Das ist ein großer Erfolg für uns.“ Da mache es dann nur umso mehr Spaß, sich neue Projekte einfallen zu lassen, findet Lisa Albus. „Manchmal muss ich sie aber zügeln, dass sie ihre Ideen nicht alle auf einmal umsetzen“, sagt Reutter mit einem Augenzwinkern.
Parallel zur Mediengruppe hat sich im Januar die AG Nachwuchswerbung gegründet. „Ziel ist es, nachhaltig über Jahre eine Stammmannschaft zu halten“, erklärt Reutter. Die AG sei sehr wichtig, denn immer wieder würden Mitglieder aus Altersgründen austreten oder junge Kollegen beispielsweise wegen eines Studiums umziehen. „Die Nachwuchsarbeit ist mehrstufig. Sie beginnt mit der Kinder- und Jugendfeuerwehr. Ab 17 Jahren kann man dann seine Ausbildung machen, um ab 18 Jahren bei Einsätzen zu unterstützen.“
Der Mannschaft gehen die Ideen erst mal nicht aus. Die AG Nachwuchswerbung hat schon ihr nächstes Projekt im Blick: Sogenannte Beach Flags, die bei Veranstaltungen im Wind wehen und für Aufmerksamkeit sorgen sollen. „Sie sind unsere Ideengeber, die Kreativen“, lobt Roland Reutter seine junge Truppe.
Die Wehr in Zahlen
Die Feuerwehr in Esslingen wurde am 30. August 1852 gegründet und zählt zu den ältesten in Deutschland. Heute besteht sie aus sieben freiwilligen Einsatzabteilungen sowie einer Jugend- und Kinderfeuerwehr sowie einer Altersabteilung mit insgesamt etwa 250 Mitgliedern. Zu denAbteilungen der Freiwilligenzählen Stadtmitte, Berkheim, Hegensberg, Sirnau, Sulzgries, Wäldenbronn und Zell.
Die Ehrenamtlichen sind die wesentliche Stütze im Brandschutz- und Hilfeleistungswesen der Stadt. Sie werden bei Einsätzen wie Bränden, Verkehrsunfällen und Gefahrgutaustritten alarmiert und unterstützen die hauptamtliche Abteilung. Pro Jahr rücken die Truppen der Freiwilligen Feuerwehr etwa 300 mal aus.