Foto: Rainer Kellmayer - Rainer Kellmayer

Der Jazz-Pianist Johannes Mössinger zählt zu den gefragtesten Vertretern seiner Zunft. Mit seinem Quartett war er nun im Jazzkeller in der Webergasse zu Gast.

EsslingenJohannes Mössinger ist im Esslinger Jazzkeller kein Unbekannter. Bereits im September 2014 hatte er mit seinem Quartett den renovierten Keller wiedereröffnet, nun gastierte der Pianist mit einem umformierten Ensemble im stilvollen Gewölbe in der Webergasse 22. Und schon als die ersten Takte erklangen, war den Zuhörern klar: Hier sind musikalische Spitzenkönner am Werk.

Das ruhige „Nimue“, eine Huldigung an die keltische Mondgöttin, beginnt mit einem improvisierten Intermezzo von Klavier und Kontrabass. Mit Jazzbesen gefühlvoll gestrichene Trommeln schalten sich ein, und schließlich springt auch die Posaune auf den klingenden Zug auf. Die Musik nimmt Fahrt auf, immer wieder begeistern die weichen Posaunentöne, die Andy Hunter seinem blitzenden Zuginstrument entlockt: Betörend schöne Klänge, die im ausdrucksstarken Klavierspiel des Südbadeners Johannes Mössinger ihre Entsprechung finden. Mal mit farbigen Akkordgängen, dann wieder mit flinken Fingern durch die Skalen huschend, zeigt der Meister der Tasten, dass er zu den Besten der internationalen Jazzpianisten-Gilde gehört. Seinem durch und durch kultivierten Spiel merkt man die Affinität zur klassischen Musik an: Im vergangenen Jahr hat der vielseitige Musiker nicht von ungefähr eine CD mit Inventionen und Sinfonien des Barockgiganten Johann Sebastian Bach eingespielt.

Im von Thelonious Monk inspirierten Titel „Back up“ schimmern immer wieder Themen des berühmten Nestors des New Jazz durch. Andy Hunter sorgt für Bläserkunst auf höchstem Niveau, und Adam Nussbaum steuert nicht nur den mustergültig durchlaufenden Beat bei – mit seinen Späßchen erheiterte er auch ein ums andere Mal die Zuhörer. An den Drums ist er ein absoluter Perfektionist. Man spürt: Der Rhythmus ist seine Welt. Technisch gekonnt und mit beeindruckender Lockerheit bedient er Trommeln und Becken, differenziert in der Lautstärke und färbt die vielfältigen Schlagzeugaktionen durch den Einsatz unterschiedlicher Schlägel.

Grundiert wird das Johannes Mössinger Quartett von Martin Gjakonovsky, einem der profiliertesten Bassisten der europäischen Jazzszene: Mit profunden Basstönen sorgt er in den einzelnen Nummern für Fundament und Tiefe. Doch wenn er aus der Begleitrolle heraustritt, soliert er äußerst nobel. Er ist keiner, der den Bass wie ein Berserker traktiert. Gjakonovsky überzeugt durch blitzsauberes Saitenspiel, glasklar in der Trennschärfe der Töne und mit beispielhafter Intonationsreinheit. Damit reiht er sich nahtlos in den Bandsound ein, der sich durch Transparenz, homogenes Zusammenspiel und eine schier unerschöpfliche Fantasie in den Chorussen auszeichnet.

Johannes Mössinger präsentiert an diesem Abend im Esslinger Jazzkeller ausschließlich Werke aus eigener Feder. Und obwohl er sich der strengen Form verpflichtet fühlt, klingen seine Kompositionen niemals stereotyp. Jeder Titel hat eigene Aussagekraft, bringt neue, sprudelnde Ideen – mal impressionistisch angehaucht wie „Quirilunga“, dann wieder mit bluesigem Touch in „Splamshy Squeeze“. Und das fachkundige Publikum im traditionsreichen Jazzer-Domizil merkt schnell: Beim Johannes Mössinger Quartett stimmt einfach alles – Timing, Fantasie und die Spannungsbögen, die durchgehend für eine dichte Atmosphäre sorgen. Immer wieder gibt es an diesem Abend stürmischen Beifall, und als das Quartett mit „Landscapes“ das Finale einläutet, ist noch lange nicht Schluss. Natürlich folgen die obligatorischen Zugaben.