Der Geiger Sandro Roy war im Jazzkeller zu Gast. Foto: Kellmayer - Kellmayer

Ein Zwischenruf brachte es im Jazzkeller auf den Punkt: „Wiederkommen!“. Das Publikum war begeistert vom Konzert von Jermaine Landsberger samt Trio und Stargast Sandro Roy.

EsslingenDen zahlreichen Zuhörern wurde im Esslinger Jazzkeller ein besonderer musikalischer Leckerbissen geboten: Jermaine Landsberger gastierte am Freitagabend mit seinem Trio im stilvollen Gewölbekeller in der Webergasse 22. Mitgebracht hatte der Avantgardist der europäischen Gypsy-Jazzszene einen besonderen Stargast, den Geiger Sandro Roy. Landsberger kennt den 25-Jährigen, der wie er der Volksgruppe der Sinti angehört, schon seit Kindesbeinen an. Inzwischen gilt Roy als Shootingstar der deutschen Violinisten-Szene in Jazz und Klassik. „Sandro spielt besser als so mancher, der schon ewig im Geschäft ist“, lobte Jermaine Landsberger seinen Kollegen, mit dem er kürzlich dessen zweite CD „Souvenir de Paris“ eingespielt hat. Dass solche Wertschätzung nicht von ungefähr kommt, bewies Sandro Roy bereits beim eröffnenden Titel „Douce Ambience“ des legendären Jazzgitarristen Diango Reinhart. Zunächst doppelte er die Melodie der rechten Klavierhand, doch dann löste sich seine Geige, schwang sich zu exquisitem Solo empor. Mit welcher Perfektion Roy Saiten und Griffbrett bearbeitete, wie er sauber das halsbrecherische Laufwerk servierte und geschmackvoll phrasierte, ließ das fachkundige Publikum staunen und begeistert applaudieren. Dabei brannte der Geiger nicht nur ein technisches Feuerwerk ab, sondern zog auch mit seiner unbeschwerten Spielfreude die Jazzfans in Bann. Jermaine Landsberger klinkte sich ein, hämmerte seine Soli gekonnt und in rasender Geschwindigkeit aus den Tasten des Flügels, um dann für Joel Locher Platz zu machen, der sich als Meister des Basses entpuppte – souverän bei den stringenten Linien des Walking Bass und fantasievoll die punktgenauen Chorusse zelebrierend. Der Stuttgarter Drummer Obi Jenne wirkte eher im Hintergrund, sorgte jedoch mit technisch gekonnter Behandlung von Trommeln und Becken für einen konstant durchlaufenden Beat und präzise gesetzte Breaks. In homogen abgestimmtem Zusammenspiel entwickelte das Quartett eine ganz besondere Atmosphäre, mit hoher Originalität, frischer Energie und magischer Brillanz. Geschmackvoll und mit differenziertem Anschlag breitete Landsberger die Melodie des durch die Chansonette Edith Piaf bekannt gewordenen „La vie en rose“ aus, entwickelte sie improvisatorisch weiter und drehte sie durch die Akkord-Mühle, um sich am Schluss in der Schlichtheit des Hauptthemas wiederzufinden. Das in Triobesetzung gespielte „Silence“ war kammermusikalisch sauber ausgearbeitet, getoppt von einem delikaten Basssolo und grundiert vom feinen Rhythmus der Jazzbesen. Fetzigen Swing brachte dann „Mimosa“ und in Stefan Grapellis „Wendy“ bezauberte Sandro Roy mit süffigem Geigenton voller Schmelz, ehe Landsberger die Stimmung mit delikaten Klaviertönen aufnahm und weiterentwickelte. So begeisterte die Mannschaft um Jermaine Landsberger mit geballter Power an Groove, Virtuosität und Melancholie – einer interessanten Mischung, die eine breite Palette verschiedener Jazzstile abdeckte und damit zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen ließ. Und als der Bandchef mit seinem erst kürzlich geschriebenen Titel „Gypsylogie“ das Finale ankündigte, sprach der Zwischenruf aus dem Publikum „Wiederkommen“ den begeistert applaudierenden Zuhörern aus der Seele.