Janine Wahr brennt für ihre Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Im Rahmen der EZ-Serie über die zehn Finalisten des Ehrenamtspreises 2018 „Starke Helfer“ geht es heute um die Feuerwehrfrau Janine Wahr. Sie ist für die Ausbildung des Nachwuchses bei der Esslinger Feuerwehr verantwortlich und beteiligt sich an Einsätzen.

Esslingen Es gibt Einsätze, die brennen sich fest“, sagt Janine Wahr und wählt dieses Bild nicht ohne Grund. Sie denkt an den 24. November 2015. Damals wurde die Feuerwehr zu einem Großbrand in der Zeller Hauptstraße gerufen und es stellte sich heraus, dass in dem Gebäude chemische und radioaktive Stoffe lagerten. „Damit rechnet man nicht“, erinnert sich die 27-Jährige – von vier Uhr nachts bis 15 Uhr am nächsten Tag war sie in einem gefährlichen Dauereinsatz. Janine Wahr macht das freiwillig, setzt auch mal ihre Gesundheit aufs Spiel, um anderen Menschen helfen zu können. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement – ob im Einsatzdienst oder als Verantwortliche für die Ausbildung des Nachwuchses in der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen – steht Janine Wahr in der Endrunde des Ehrenamtspreises 2018 „Starke Helfer“ zum Thema „Jung und engagiert“.

Dass sie es unter die zehn Finalisten des Ehrenamtspreises geschafft hat, welcher von der Stiftung Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und von der Eßlinger Zeitung ausgeschrieben wird, macht Janine Wahr doch schon ein wenig stolz. Allerdings erweckt sie keineswegs den Eindruck, als ob es ihr bei ihrer freiwilligen Arbeit vordergründig auf die Anerkennung ankommt. Sie habe schon irgendwie ein Helfersyndrom, sagt sie, schätzt aber auch „die tolle Kameradschaft“ bei der Feuerwehr, den großen Freundeskreis, der sich daraus ergibt, und bringt es dann ganz einfach auf den Punkt: „Ich will die Feuerwehr nie missen.“

Eine Sache des Erbguts

Oliver Knörzer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen, weiß, was er an seiner Kollegin hat. „Bei ihr ist die Feuerwehr im Erbgut vorhanden“, sagt er. Das belegen tatsächlich die Fakten: Der Vater war hauptamtlicher Feuerwehrmann und beide Opas waren es davor auch. Und so verwundert es kaum, dass auch der Lebensgefährte selbstverständlich aus den Reihen der Wehr kommt. „Ich habe früh eine Liebe zu roten Autos mit blauen Lichtern entwickelt“, meint Janine Wahr augenzwinkernd und denkt zurück an jenen Tag, als sie als 16-Jährige in Hegensberg am Feuerwehr-Gerätehaus vorbeigehen wollte. Sie ist dann hineingegangen und hat gesagt: „Ich will zur Feuerwehr.“

Seither ist sie dabei. Erst in der Jugendfeuerwehr, dann aktiv „bei den Großen“ – und all das, was sie leistet, musste in Lehrgängen erarbeitet werden. Grundausbildung, Erste Hilfe, Atemschutz, Sprechfunkerin, Maschinistin für Löschfahrzeuge, Trupp- und Gruppenführerin – da blieb und bleibt für Freizeit nicht mehr allzu viel übrig, zumal es ja noch den Beruf gibt: Janie Wahr arbeitet als Modellbaumechanikerin bei Daimler in Mettingen. Seit 2011 trägt die 27-Jährige als ehrenamtliche Jugendgruppenleiterin eine besondere Verantwortung für die Nachwuchsausbildung in der Esslinger Feuerwehr. Und seit 2015 ist sie die Leiterin der Jugendgruppe innerhalb der Jugendfeuerwehr Esslingen mit 37 Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren und zehn Jugendgruppenleitern.

Darüber hinaus kümmert sie sich um die etwa 20 Mitglieder der Kinderfeuerwehr im Alter zwischen sieben und 12 Jahren. „Mit Jugendlichen in der Pubertät ist es manchmal nicht ganz leicht“, so Janine Wahrs Erfahrung. Doch das sieht sie eher als Herausforderung: „Es muss auch mit jemandem klappen, den man vielleicht nicht so mag. Im Vordergrund steht das Team, dieses muss funktionieren.“ Den jungen Menschen etwas fürs Leben mitgeben, sie für ein gemeinsames Ziel begeistern: Das gibt Janine Wahr immer wieder Auftrieb für ihre Arbeit mit jungen Leuten. Und diese beschränkt sich nicht nur auf die Ausbildung. Die Organisation von Festen, dem Tag der Feuerwehr, Ausflügen und sportlichen Aktivitäten, das Erstellen von Präsentationen, Fahrdienste, Dienstbesprechungen auf Kreisebene, Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Nachwuchswerbung und Kummerkasten: All dies und einiges mehr kommt noch oben drauf.

Kameradschaft steht ganz oben

Menschen, Tiere oder auch Sachen retten. Das ist nicht immer ganz ungefährlich, wie Janine Wahr aus Erfahrung weiß: „Man braucht einen gesunden Respekt vor den Einsätzen. Wir sind aber darauf trainiert, mit Angst umzugehen.“ Manchmal komme diese Angst erst hinterher. „Man funktioniert im Einsatz, und danach stellen sich die Gedanken ein.“ Sie zu verarbeiten, dabei hilft ihr das, was sie an der Feuerwehr ganz besonders schätzt: die Kameradschaft. „Wenn es Verletzte oder gar Tote gibt, dann hilft das Reden in der Gemeinschaft. Wir verarbeiten das gemeinsam“, sagt die Feuerwehrfrau.

Im Rahmen dieser Serie präsentiert die EZ die zehn Finalisten des Ehrenamtspreises 2018 „Starke Helfer“ zum Thema „Jung und engagiert“.