Fair Play ist am Integrationstag Trumpf. Foto: Peter Dietrich - Peter Dietrich

Beim vierten Integrationstag waren in der Neckar-Sporthalle das Aufwärmen und ein Training mit dem Ball angesagt. Die Hälfte der Schüler kam aus der Vorbereitungsklasse.

EsslingenWann kicken wir? Diese Frage stellten die 30 Schüler der Schule Innenstadt Esslingen beim vierten Integrationstag schon am frühen Morgen. Doch zuerst waren in der Neckar-Sporthalle das Aufwärmen und ein Training mit dem Ball angesagt. Die Hälfte der Schüler kam aus der Vorbereitungsklasse, sehr viele von ihnen haben noch keine oder kaum Deutschkenntnisse, ein Schüler war erst am Vortag das erste Mal in die Klasse gekommen. Die anderen Schüler waren alle Sechstklässler. Zusammengestellt wurden die kickenden Schüler und Schülerinnen von der Freizeitpädagogin Julia Schumacher, die an der Schule Innenstadt die wöchentliche Fußball AG leitet.

Im Vorjahr hatte es einige Macho-Jungs gegeben, die zu Beginn erst einmal nicht gemeinsam mit Mädchen spielen wollten. Das war diesmal kein Problem. Die etwa zehn Spielerinnen legten sich beim Schlussturnier mächtig ins Zeug und bewiesen zudem vor der blauen Matte hervorragende Torhüterqualitäten. „Jeder einzelne wird gleich behandelt“, betonte der DFB A-Lizenz-Trainer Jochen Bauer, der mit seiner jb fairplay gGmbH das Kinderfußballereignis organisiert hat. Er hat 2015 mit derartigen Projekten begonnen, derzeit gibt es im Großraum Stuttgart 15 davon. Sie werden nun von Tobias Feisthammel, dem Kapitän der Stuttgarter Kickers, weiter betreut, denn Jochen Bauer ist von Backnang in den hohen Norden gezogen und hat dort ebenfalls mit fünf Integrationsprojekten begonnen. Rund um Hanau in Hessen gibt es inzwischen auch welche. „Mittelfristig wollen wir das bundesweit anbieten“, sagt Bauer.

Ziel ist ein faires Spiel und ein respektvoller Umgang, deshalb gibt es für eine fair handelnde Mannschaft einen Sonderpunkt. Um nach Toren lange Diskussionen zu vermeiden, wer da jetzt wohl etwas falsch gemacht und den Treffer nicht verhindert hat, gibt es eine Sonderregel: Ein Gegentor, das auf dem kleinen Spielfeld innerhalb einer halben Minute erzielt wird, zählt sogar doppelt. Zu den Partnern des Integrationstags gehört neben der Stadt Esslingen und einigen Sponsoren auch der VfB Oberesslingen-Zell. Javier Rodriguez, Sportlicher Leiter bei der Jugend des Vereins, war beim Integrationstag selbst als Schiedsrichter dabei und konnte dort Ausschau nach jungen Fußballtalenten halten. Außerdem schaffen Schüler den Sprung in den Verein leichter, wenn sie dort schon jemanden als Ansprechpartner kennen. „Wir wollen möglichst viele Kinder in die Vereine bringen“, sagt Bauer. Auch der frühere Regionalligaspieler Eleftherios Avraam war als Schiedsrichter mit von der Partie und achtete auf ein rundum faires Spiel.