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Die Badesaison geht zu Ende. Im Neckarfreibad sogar eine Woche früher. Mit dem Badbetreiber und Stammgästen hat die EZ über Besucherrekorde und die anstehende Sanierung gesprochen.

EsslingenBlauer Himmel, strahlender Sonnenschein, brütende Hitze: Diese Eindrücke werden in Erinnerung bleiben vom Sommer 2018. Lange Zeit half nur das Abtauchen ins kühle Nass der Freibäder. Doch langsam aber sicher nähert sich die Badesaison ihrem Ende. Das Neckarfreibad schließt wegen Sanierungsarbeiten sogar eine Woche früher als die übrigen Freibäder im Landkreis Esslingen. Zeit, Bilanz zu ziehen: Badbetreiber und Badegäste haben mit der EZ über Besucherrekorde, Baumaßnahmen und die verkürzte Saison gesprochen. Bei den Badegästen kommt die Sanierung gut an. Schließlich sei das keine Selbstverständlichkeit angesichts der angespannten Haushaltslage vieler Gemeinden.

Der große Besucherandrang, den man bei den konstant hohen Temperaturen vermutet hätte, ist den Stadtwerken Esslingen zufolge ausgeblieben. Die Stadtwerke betreiben das Neckarfreibad, und ihr Sprecher Moritz Brunemann stellt fest: „Im Fünf-Jahres-Vergleich liegt die Zahl der Badegäste nur im Durchschnitt.“ Zwar hätten die heißen Monate Juli und August dem Neckarfreibad viele Besucher beschert. „An starken Tagen kamen ungefähr 2000 Schwimmer“, sagt Brunemann. Zum Vergleich: Der Mittelwert liege bei 1200 Gästen pro Tag, bei schlechtem Wetter sinke die Besucherzahl auf 400. „Aber die durchwachsenen Monate Mai und Juni haben die Bilanz getrübt.“

Die letzten warmen Wochen wollen die Stadtwerke nutzen, um das Neckarfreibad zu sanieren. Dafür wird es bereits am 2. September geschlossen – eine Woche früher als in den Vorjahren, als das Ende der Badesaison mit dem Schulbeginn zusammenfiel. Die Sanierung um eine Woche zu verschieben, kommt laut Brunemann nicht infrage. Denn für die Arbeiten müsse man die warme Jahreszeit nutzen. „Bei Minusgraden im Winter können wir nicht bauen.“ Auch die Saison 2019 könne voraussichtlich nicht wie üblich am 1. Mai eröffnet werden. „Aber bis spätestens Ende des Monats rechnen wir mit dem Abschluss der Sanierung“, versichert der Stadtwerke-Sprecher. Neun Monate müssten für die Arbeiten jedoch eingeplant werden. „Schließlich geht es nicht um einige Schönheitsreparaturen“, erklärt Bäderleiter Michael Werner. „Fällig ist eine großflächige Gebäudesanierung.“

Das Neckarfreibad wurde in den 50er-Jahren gebaut. Seitdem gab es einige Teilsanierungen, etwa der Schwimmbecken. Diese und die Schwimmbadtechnik mit Wasseraufbereitungsanlage, Filter und Pumpe sind intakt und bleiben unverändert. Aber die Gebäude sind baufällig: Die Heizung in der Damentoilette ist verrostet, von der Decke hängt ein gelbes Rohr herab. Die Umkleidekabinen aus grauem Kunststoff sind mit Metallgittern überdacht. Der nackte Betonboden zwischen den gelben Spinden ist an einigen Stellen gerissen, an anderen klaffen Bohrlöcher. Auch die grau geflieste Gemeinschaftsdusche entstammt einer anderen Zeit. Darum erhält der vordere Teil des Bads eine Rundum-Erneuerung: Kasse, Umkleidekabinen, Spinde, Duschen, Toiletten, Kiosk und Bademeisterhäuschen werden teils abgerissen und neu gebaut, teils in ihrer Substanz erhalten und saniert.

Als Ausweichmöglichkeit in der ersten Septemberwoche bieten die Stadtwerke Esslingen den Badegästen das Hallen-Freibad Berkheim an. Doch gerade Sportschwimmer halten das nicht für einen adäquaten Ersatz. Beate Schiegg ist Stammgast im Neckarfreibad. Dreimal pro Woche zieht die Lehrerin im 50-Meter-Becken mittags nach der Arbeit ihre Bahnen. Dann ist es zwar voller als morgens, wenn das Bad um 6.30 Uhr öffnet und sich nur wenige Schwimmer das Becken teilen. Oder abends, wenn um 20 Uhr die letzten gehen. Doch auch tagsüber haben Schiegg und andere Sportschwimmer im abgetrennten Bereich freie Bahn. Für das Neckarfreibad spricht zudem seine zentrale Lage. Schiegg wohnt in der Weststadt, entsprechend kurz ist der Weg ins Freibad. Aufwändig dagegen wäre die Fahrt zum Berkheimer Bad. Das 50-Meter-Becken dort könnte sie nicht voll nutzen, weil ein flacher Bereich für Nichtschwimmer integriert und eine Ecke für Turmspringer abgetrennt ist.

Auch wenn die Sanierung des Neckarfreibads die Badesaison verkürzt: Schiegg ist froh über das Engagement der Stadt. „Das ist nicht selbstverständlich“, gibt sie zu bedenken. „Vielerorts werden Bäder wegen klammer Gemeindekassen geschlossen.“ Auch deshalb könnten immer weniger Kinder richtig schwimmen. „Doch Schwimmen gehört zur Kultur, bedeutet Lebensqualität und kann unter Umständen Leben retten.“

Auch Schwimmgast Stephan F. bewertet die Sanierung positiv. Ihm gefällt, dass die Sanitäranlagen näher zusammenrücken. „Dann suchen die Leute in Zukunft nicht mehr in den Duschen nach den Toiletten.“ Außerdem seien die Duschen künftig nur noch wenige Schritte vom Becken entfernt. Ein Segen bei schlechtem Wetter: „Dann müssen die Schwimmer nicht mehr so lang durch die Kälte laufen.“ Mit Kälte hat Stephan F. derzeit nicht zu kämpfen. „Noch nie war ich so oft im Freibad wie in diesem Jahrhundertsommer“, bekennt er. Beate Schiegg ist da weniger wetterfühlig: „Schwimmer wie ich lassen sich nicht mal von Regen abschrecken.“

Fast alle Freibäder im Landkreis Esslingen haben bis zum Ende der Schulferien am 9. September geöffnet. Nur in Kirchheim und Deizisau dauert die Badesaison bis zum 16. beziehungsweise 30. September.