Pfarrer Stefan Schwarzer (links) und Pastoralreferent Uwe Schindera. Foto: oh - oh

Wenn Studenten Prüfungsstress, Beziehungsprobleme oder Geldsorgen plagen, versuchen die Hochschulseelsorger der evangelischen und katholischen Kirche zu helfen.

EsslingenI

n diesen Wochen kehren sie an ihre Hochschule zurück oder müssen sich als Erstsemester ganz neu einleben. Für Studierende heißt es nicht nur, fachlich im Studium zu bestehen. Auch mit Prüfungsstress, zwischenmenschlichen Problemen oder Geldsorgen müssen sie umzugehen lernen. Die beiden Esslinger Hochschulseelsorger, der katholische Pastoralreferent Uwe Schindera und der evangelische Pfarrer Stefan Schwarzer, stehen ihnen dabei zur Seite. An der Hochschule Esslingen haben sie für Studierende, Lehrende und andere Mitarbeiter ein offenes Ohr. Traditionell gibt es eine enge ökumenische Zusammenarbeit: „Eine Selbstverständlichkeit“ sagt Schindera. Er ist seit 2002 neben der Gemeindearbeit als Hochschulseelsorger in Esslingen tätig. „Ich bin im 32. Semester“, scherzt er. Stefan Schwarzer hat mit der Pfarrstelle an der Versöhnungskirche in Oberesslingen 2012 auch die Hochschulseelsorge übernommen. Konfessionen oder Religionen spielten in ihrer täglichen Arbeit keine Rolle. „Wichtig ist, als Seelsorger da zu sein“, erklärt Schindera. Er erinnert sich unter anderem an einen „definitiv nicht christlichen“ ausländischen Studenten, der regelmäßig zur internationalen Bibelstunde kam.

Keine feste Sprechzeiten

„Eigentlich tun wir nichts anderes als in der Gemeindearbeit“, sind sich die beiden einig. „Die Menschen kommen mit ihren Sorgen und Anliegen zu uns: Trauer, Trennungsschmerz, Prüfungsangst oder die Frage, ob sie ihr Studium packen“, umschreibt Schindera das Spektrum. Auch mit finanziellen Notlagen sind die beiden Seelsorger konfrontiert. Vor allem ausländische Studierende wenden sich an die beiden, wenn ihnen das Geld für Miete, Studiengebühren oder die Krankenversicherung ausgeht. Zur Überbrückung des Engpasses können die beiden auf Notfonds von Diakonie und Caritas zurückgreifen. „Allerdings prüfen wir genau, ob der Antragsteller wirklich bedürftig ist“, betont Schwarzer. Leicht falle ihm das nicht, gesteht er. „Ich bin ja kein Detektiv, aber immerhin handelt es sich um Spenden oder Kirchensteuern.“ Häufig überweisen sie dann das Geld direkt.

Zuweilen liegen die Probleme auch anders: Uwe Schindera erzählt von einer Studentin aus Kamerun, die schwanger wurde. Sie verwies er an die Schwangerenberatung. Vor allem auch in schweren Stunden sind die Seelsorger gefragt. Nach dem Tod einer Studentin baten Kommilitonen Stefan Schwarzer, für sie eine Trauerfeier an der Hochschule zu halten. „Das hat mir gezeigt, dass die Kirche hier etwas zu bieten hat.“ Geht es über das Seelsorgerliche hinaus, informieren sie über weitere Hilfsmöglichkeiten. „Man muss aber seine Grenzen erkennen“, betont Schindera. „Wir sind keine Therapeuten“, ergänzt Schwarzer.

Die beiden begeistert, dass sie an der Hochschule durch das Gespräch mit den jungen Erwachsenen mit ganz anderen Themen konfrontiert werden. „Wir sind dadurch am Puls der Zeit und müssen uns mit Fragen beschäftigen, die uns eigentlich fremd sind“, sagt Schindera. Immer wieder übernehmen sie kleine Lehraufträge vor allem zu ethischen Themen. Dafür gelte es, sich etwa mit Biotechnik oder künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Eine feste Sprechstunde auf dem Campus haben die beiden nicht. „Das haben wir mal versucht, aber es hat nicht funktioniert“, erinnert sich Schindera. „Doch wer uns braucht, findet uns auch“, sagt Schwarzer. Viele Kontakte kämen zwischen Tür und Angel zustande. Manchmal entwickelten sich daraus längere Gespräche „über Gott und die Welt“. Manchmal gehe es theologisch richtig zur Sache. Schwarzer und Schindera beobachten auch, dass Studierende heute wegen ihres straffen Studienprogramms unter einem größeren Druck stehen und sehr eingespannt sind: „Sie haben für viele Angebote schlichtweg keine Zeit oder keinen Kopf“, sagt Schindera. Und durch die relativ kurze Zeit, die die jungen Menschen an der Hochschule verbringen, sei Kontinuität in der Seelsorge schwierig, ergänzt Schwarzer. Das gelinge eher bei den Mitarbeitenden.

Dennoch überlegen die beiden immer aufs Neue, was sie den Studierenden anbieten können. Zweimal im Jahr laden sie etwa dazu ein, den Turm der Esslinger Stadtkirche zu besteigen. Das nächste Mal am 14. Dezember um 17 Uhr. In diesem Jahr gibt es zudem erstmals für Erstsemester eine Stadtführung mit dem Thema „Esslingen und seine Wissenschaftler“. Sie findet am 12. Oktober um 15 Uhr statt. Treffpunkt ist die Mensa auf dem Campus Stadtmitte. Die beiden Seelsorger gestalten auch Veranstaltungen der Hochschule mit und bieten einen ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung des Semesters an. Er beginnt am 1. Oktober um 8.15 Uhr in der alten Mensa in der Esslinger Kanalstraße. Thema: „Farbe bekennen für mehr Demokratie“. red