Der Kampf um die Herrschaft entzweit Queen Elizabeth I. (Margot Robbie, links) und Maria Stuart (Saoirse Ronan). Foto: Focus Features - Focus Features

Von der Rivalität zwischen Elizabeth I. von England und der Schottin Maria Stuart erzählt Josie Rourke in ihrem Historiendrama „Maria Stuart, Königin von Schottland“.

EsslingenSchon Friedrich Schiller wusste: Die Rivalität zwischen Elizabeth I. von England und Schottlands Maria Stuart gehört zu den dramatischsten und spannendsten Beziehungen, die die europäische Geschichte zu bieten hat. Immer wieder waren die Königinnen Protagonistinnen in Literatur und Film. Mal lagen Fokus und Sympathie dabei auf der einen, wie in Shekhar Kapurs Historienfilm „Elizabeth“ mit Cate Blanchett. Mal lagen sie aber auch auf der anderen, wie in Schillers großem „Maria Stuart“-Drama oder zuletzt in der Netflix-Teenie-Historienserie „Reign“ über die junge Schottenkönigin am französischen Hof. Jetzt kommt ein neuer Film über die beiden Regentinnen ins Kino, der es eher mit Schiller hält. In „Maria Stuart, Königin von Schottland“ erzählt Regisseurin Josie Rourke die Geschichte einmal mehr hauptsächlich aus Sicht der jungen Schottenkönigin, die der Machtkampf mit Elizabeth schließlich bekanntermaßen nicht nur sprichwörtlich den Kopf kostete.

Weil das nun mal verbriefte Geschichte ist, beginnt Rourkes Film auch mit diesem tragischen Ende und rollt dann detailreich auf, wie es dazu kommen konnte. Der Film setzt ein mit der Rückkehr der erst 18 Jahre alten Witwe Maria (hervorragend: Saoirse Ronan) vom französischen Hof in ihre schottische Heimat nach dem Tod ihres jungen Ehemannes, des französischen Königs Franz II. Mit ihrem ersten Schritt auf heimischem Boden tritt sie in den großen Machtkampf mit der englischen Königin Elizabeth I. (mindestens genau so gut wie Ronan: Margot Robbie) ein. Denn Maria erkennt die protestantische Elizabeth als Tochter von Heinrich VIII. und dessen zweiter Frau Anne Boleyn nicht als rechtmäßige Königin an – eine Meinung, die viele Katholiken ihrer Zeit mit ihr teilen. Trotz der offenkundigen Rivalität – schließlich erhebt Maria selbst Anspruch auf den englischen Thron – schreiben die Frauen sich Briefe, sind offenkundig voneinander fasziniert und bewundern sich gegenseitig. Doch die Umstände, eine männerdominierte Welt, die weibliche Regenten eher als Ärgernis empfindet – und die Macht – treiben sie immer wieder voneinander weg.

Wie schon bei Schiller zielt auch der Film von Josie Rourke, die sich als Intendantin des renommierten Londoner Theater Donmar Warehouse einen Namen gemacht hat, auf einen großen Showdown: das Treffen der beiden Königinnen. Dass es dieses höchstwahrscheinlich in der Realität niemals gegeben hat, hat schon Schiller nicht interessiert. Leider ist dieser Höhepunkt des Films gleichzeitig auch seine schwächste Szene, der man Rourkes Theaterherkunft deutlich anmerkt und die auf der Leinwand überhaupt nicht funktioniert. In einer abgelegenen Waldhütte treffen die Regentinnen aufeinander – und auch wieder nicht. Denn weiße Tücher und Handtücher versperren der einen immer wieder den Blick auf die andere. Symbolträchtig ist das, ja. Allerdings ist es denn doch ein sehr seltsamer königlicher Showdown am Badebottich. Die ganz große Stärke des Films ist dagegen seine überzeugende Besetzung. Die beiden ebenbürtigen Königinnendarstellerinnen Ronan und Robbie wachsen über sich hinaus. Beide waren bereits einmal oscar-nominiert. Dieser Film könnte ihnen jeweils eine weitere einbringen.

Zwei Länder, zwei Königinnen, ein erbitterter Kampf um die Macht. Die Geschichte von Elizabeth I. und Maria Stuart ist oft erzählt – nun bringt Josie Rourke eine weitere Version ins Kino. Zumindest schauspielerisch gibt es einiges zu entdecken.