Hausaufgabenbetreuung in stilvollem Ambiente: Die Villa Kienlin ist seit 1981 Teil des Mörike-Gymnasiums. Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Festmotto aus dem Leitbild: „Wir identifizieren uns mit unserer Schule, indem wir uns persönlich einbringen ...“

Von Claudia Bitzer

Es gilt als Esslingens erstes Gymnasium, auf dem Mädchen und Jungen von Anfang an in allen Klassen gemeinsam die Schulbank gedrückt haben: Vor 50 Jahren ist das Esslinger Mörike-Gymnasium an den Start gegangen. Und zwar in dem Neorenaissancegebäude mit Jugendstilelementen, das die Stadt von 1904 bis 1906 für die „Höhere Mädchenschule“ und spätere Mädchenoberschule in der Neckarstraße 38 bauen ließ. Diese Schule, die sich seit 1954 Mädchengymnasium nannte, bezog dafür den Neubau in der Breslauer Straße und wurde zum Theodor-Heuss-Gymnasium (THG). Auch sie wurde schnell koedukativ, berichtet Holger Hartlieb vom Mörike-Jubiläumskomitee. Laut einem Internet-Eintrag wurden im THG mit Bezug des neuen Schulgebäudes 1968 auch bereits Jungen aufgenommen. Hartlieb: „Aber es gab offenbar auch noch reine Mädchenklassen.“

Dass die damals nur drei Gymnasien in der Stadt boomten und das Mörike als Nummer vier für Entlastung sorgen sollte, war klar. Aber warum die neue Schule in dem alten Schulhaus ihre Bleibe fand und das Mädchengymnasium den Neubau in Oberesslingen bezog, hat das Forscherteam aus dem Mörike noch nicht herausbekommen. Jedenfalls hatte das Mörike nur die Hülle des Mädchengymnasium übernommen, ihr schulgeschichtliches Erbe hatte das THG angetreten.

Vielleicht sorgt ja der 21. Oktober 2017 für mehr Klarheit. Denn unter den 300 bis 400 Ehemaligen der Abi-Jahrgänge 1972 bis 2013, die sich am Nachmittag von heutigen Mörike-Schülern durchs Schulhaus führen lassen und sich für den Festakt am Abend im Neckar Forum angekündigt haben, sind auch Schüler aus den Anfangsjahren. Als das Mörike-Gymnasium am 9. September 1967 mit zwölf Klassen aus den Stufen fünf bis neun gegründet wurde, ist ein Teil der Schülerinnen aus dem Mädchengymnasium in der Neckarstraße geblieben, die Jungen kamen vom Schelztor-Gymnasium. Somit war auch klar, dass die Schule von Anfang an ein sprachliches und ein naturwissenschaftliches Profil hatte. Schon bald stellte es sich heraus, dass das anfangs nur als Progymnasium angelegte Mörike bis zum Abi führen sollte. Der erste Schulleiter war der Esslinger CDU-Politiker Ansgar Ocker.

In den vergangenen 50 Jahren hat es das Mörike-Gymnasium immer wieder geschafft, sich mit an die Spitze von Entwicklungen zu setzen, die andere Schulen übernommen haben. Angefangen vom gemeinsamen Unterricht von Männlein und Weiblein über den bilingualen Zug Deutsch-Englisch, den Ocker-Nachfolger Michael Daubert 1999 an die Schule holte und der das Mörike lange Jahre zum Spitzenreiter in der Eltern- und Schülergunst machte. In diese Reihe gehören aber auch das Doppelstunden-Modell, mit dem Schulleiter Wolfgang Tanzer 2005 die Belastungen durch das achtjährige Gymnasium abfangen wollte und der spätere Unterrichtsbeginn, den er 2013 eingeführt hat. Schulleiterin Gerda Eller: „Ich bin überzeugt davon, dass uns auch hier noch viele folgen werden.“

Bereits sehr früh war das Mörike Versuchsschule für Naturwissenschaft und Technik sowie für den Ethikunterricht, seit einem Jahr haben die Schüler mit Spanisch als dritter Fremdsprache eine weitere Wahlmöglichkeit. Seit 2007 ist das Mörike offene Ganztagsschule. Mit dem Fachbau für Naturwissenschaften, der Jugendstilvilla Kienle und dem Anbau für die Mensa stehen den derzeit 750 Schülern und 70 Lehrern neben dem Hauptbau mittlerweile zwei weitere Gebäude zur Verfügung. Dass das Mörike als erste Esslinger Schule 2016 in das bundesweite Schulnetzwerk Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage aufgenommen wurde, macht Eller und ihr Kollegium besonders stolz. Denn das friedliche Miteinander in einer Welt, „die einfach vielfältig ist“, sei wichtiger denn je.

Schon früh hat sich eine „Mörike-Familie“ gebildet, die sich über Generationen hinweg mit ihrer Schule identifiziert hat. Deshalb wolle man beim Jubiläum auch Schüler und Ehemalige ins Zentrum stellen, so Eller. Deren Beiträge sind nicht nur in der 150-seitigen anzeigenfreien Festschrift verewigt, die Holger Hartlieb mit Kollegen zusammengestellt, Kunstlehrer Sebastian Kopp in ein ansprechendes Layout gegossen und Eva-Maria Scholz als Lektorin betreut hat. Ehemalige aus fünf Jahrzehnten werden auch beim abendlichen Festakt im Neckar Forum jeweils ein Jahrzehnt ihrer Schulzeit auf der Bühne passieren lassen, derzeitige Mörike-Schüler dürfen dazu Fragen stellen. Das Festaktteam um Lehrerin Ulla Saur hat zudem künstlerische Eigenbeiträge von derzeitigen Schülern und Ehemaligen zusammengestellt. Das Neckar Forum wird mit 900 Menschen, darunter auch Gäste aus den diversen Austauschprogrammen, rappelvoll werden.