Nach der Party sind nur noch Müllreste zu erkennen, wie dieses Handyfoto eines Augenzeugen zeigt. Foto: privat - privat

Bei einem Fest mit hunderten von Gästen im Burghof brechen laut einem Augenzeugen alle Dämme. Es fliegen Bierbänke von der Burgmauer. Die Polizei sucht nach dem Veranstalter der Party.

EsslingenJürgen Kürner ist in der Nacht von Freitag auf Samstag vom Glauben abgefallen. Der Pächter der Esslinger Burgschenke ist nach Jahrzehnten der gastronomischen Tätigkeit auf der Burg einiges gewöhnt, aber die Erlebnisse vom vergangenen Wochenende treiben ihn um. Laut Polizei haben etwa 200 Personen – Kürner spricht von 300 bis 400 – auf der Burg eine Party gefeiert, zu der eine noch nicht ermittelte Person über die Sozialen Medien eingeladen hatte. Es soll sich um eine Geburtstagsfeier gehandelt haben, ein Fest, das völlig aus dem Ruder gelaufen ist. An dessen Ende die Polizei den Burghof geräumt hat. Mit 40 bis 50 Einsatzkräften, wie Kürner sagt, der zuvor auch schon einen Hubschrauber über der Burg hat kreisen sehen. „Ruhestörungen, Auseinandersetzungen, Vandalismus, Müllablagerungen und stark betrunkene Jugendliche“, so steht es im Pressebericht der Polizei geschrieben. Laut einem Sprecher des Reutlinger Präsidiums sind auch Bänke in den Burghof geflogen.

Jürgen Kürner bestätigt dies. Mehrere Jugendliche seien vom Kanonenbuckel heruntergerannt, nachdem es „einen Riesenschlag getan hat“. Als er nachgeschaut hat, sah er Bierbänke von der kleinen Terrasse des Trödlers im Burggraben liegen. Als die Polizei später gegen Mitternacht zum zweiten Mal am Abend ausrückte, ging es laut dem Pächter ganz schnell. „Es hat zwar lang gedauert, bis etwas passiert, aber dann hat die Polizei ratzfatz den kompletten Bereich geräumt.“ Die Beamten seien von allen Seiten gekommen – und was sich diese haben anhören müssen, das hat ihm den Glauben geraubt. „Bullenschweine“-Sprechchöre mehrerer Personen war noch das Harmloseste. „Eine Respektlosigkeit sondersgleichen“, sagt Jürgen Kürner. Zudem habe es „unter aller Sau“ ausgesehen, die Partygäste hätten seine Toiletten besudelt, es habe intensivst nach Marihuana gerochen, ständig seien Flaschen geflogen: „Es war unerträglich.“ Solch ein Vorfall wie der am Wochenende sei „teilweise schon geschäftsschädigend“. Auch deshalb wiederholt er die Spontanidee eines Polizisten mit Nachdruck, dass er sich doch einmal zusammen mit der Polizei und dem Ordnungsamt austauschen solle. „Denn wir sind hier im Niemandsland, und es passiert häufig etwas. Aber wenn ich Hilfe rufe, dann dauert es oft ewig.“

„Eine Katastrophe“

Jürgen Kürner betont aber auch, dass er in der Nacht von Freitag auf Samstag mit den Ordnungshütern zufrieden war. In seiner langen Erfahrung als Gastronom auf der Burg war die ausgeartete Party die Spitze des Eisbergs – und er beschreibt die Entwicklung in den vergangenen 20 Jahren mit deutlichen Worten: „Wie sich das mit dem Vandalismus geändert hat, ist eine Katastrophe.“ Ähnlich schockiert berichtet er eben über den Umgangston mancher Partygäste gegenüber der Polizei. Diese suchte am Sonntag weiterhin den Urheber der Party, der auf einem Sozialen Netzwerk zu der Feier eingeladen hatte. Unterdessen laufe gegen eine Person eine Strafanzeige, weil diese den Platzverweis der Beamten missachtete.