Streitbar wie eh und je: Hannes und der Bürgermeister zoffen sich in der Komödie-Scheuer Mäulesmühle. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Was sich liebt, das neckt sich: Hannes und der Bürgermeister zoffen sich in der Komödie-Scheuer Mäulesmühle mit schwäbischem Wortwitz, und das Publikum hat seinen Spaß dabei.

EsslingenWenn der Bürgermeister sich in der Amtsstube über seinen Schreibtisch beugt und der Amtsbote Hannes das Hinterteil der Hose bügelt, sodass es qualmt, gibt es kein Halten mehr. „Des gibt’s bloß bei uns“ heißt nämlich das neue Programm des Duos aus der Komödie-Scheuer Mäulesmühle.

Und es brauchte angesichts urkomischer Szenen wahrlich nicht viel, um das Publikum am Montagabend im fast auf den letzten Platz besetzten Neckar Forum zu Lachsalven hinzureißen. Es genügte eine prähistorisch erscheinende Amtsstube im Rathaus irgendwo in einer Kleinstadt im Schwabenland mit einem Schreibtisch, auf dem noch ein Schnurtelefon steht und in dem sich in der Schublade die allzeit beliebte Schnapsflasche verbirgt. Sowie eine Holztür, durch die immer wieder der knitze Amtsbote hereinpoltert.

Hannes (Albin Braig) und der Bürgermeister (Karlheinz Hartmann) werfen sich seit über 30 Jahren auf der Bühne in einem irrwitzigen Tempo die verbalen Spielbälle zu und sprühen dabei vor schwäbischem Witz. Und seit über 20 Jahren verfolgt eine treue Fan-Gemeinde die oftmals skurrilen Verwicklungen auch im SWR-Fernsehen. Das Rezept: Der Zuschauer begegnet immer wieder Altbekanntem. Wie dem Amtskollegen aus dem Nachbarort, dem „Schofseggl“ oder der verehrten und gefürchteten Gattin, dem „Schatzilein“ und „Zuckerschnäuzelchen,“ sowie dem Gasthaus Ochsen, in dem so einige Gemeinderatssitzungen bereits feucht-fröhlich geendet haben.

Schläfchen in der Amtsstube

Und so schnarchte nach einer durchzechten Nacht der Bürgermeister wieder einmal im Neckar Forum in seiner Amtsstube in einem Schubkarren, und Hannes hat es sich auf dem Schreibtisch bequem gemacht. Im anschließenden Schlagabtausch erfährt das Publikum die Hintergründe, und dabei nehmen die beiden so manche Vetterleswirtschaft und unsinnigen Beschlüsse und Anträge in der Kommunalpolitik aufs Korn. Und auch der „Schofseggel“ aus Schriedingen bekommt wie alle anderen Angeber in einer anderen Anekdote sein Fett ab: „Wer große Töne spuckt, sollte an den Gegenwind denken.“ Hannes, der so herrlich eine Schnute ziehen und die Augen verdrehen kann, hat auch noch andere Weisheiten parat: „Wer glänzen will, muss mehr als einen blassen Schimmer haben.“ Da das Denken augenscheinlich mit dem Trinken kommt, dem sogenannten Wissensdurst, durfte an diesem Abend selbstredend der immer wieder zelebrierte Schluck aus der Schnapsflasche nicht fehlen.

Der Fan kennt sie aus Erzählungen von Hannes und dem Bürgermeister alle beim Namen, die Stadträte und Angestellten aus dem Rathaus, hat sie jedoch noch nie zu Gesicht bekommen. Das gilt jedoch nicht für Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle, die vier Haus- und Hofmusikanten des Duos, die zwischen den Sketchen in bewährter Weise meisterlich und augenzwinkernd unterhielten. Das Quartett griff nicht nur zu Gitarre, Kontrabass, Waschbrett und Hupe, sondern besang auch a cappella und schwäbelnd den Liebesschmerz. Mit dem Abgesang auf das Wirtshaussterben auf dem Land wurde der Niedergang des „Ochsen“ eingeläutet.

Hannes war untröstlich und musste seinen Schmerz gleich mit Schnaps begießen: „Mein Freund der Ochsen ist tot.“ Und der Bürgermeister befürchtete, in Zukunft seinen Rostbraten mit Stäbchen essen zu müssen, denn die Chinesen kommen. Nach einem schnippischen Diskurs über die um sich greifende digitale Welt – Spätzle schmecken doch besser geschabt als gedruckt – stellte sich das Ganze jedoch als Missverständnis heraus.

Es gab immer wieder Szenenapplaus für so manchen wortwitzigen Unsinn mit Hintersinn. Als Hannes dem Bürgermeister das Hinterteil der noch angezogenen Hose bügelte, gab es dann kein Halten mehr. „Schatzilein“ war in Streik getreten und der Bürgermeister war eben nur ein „geübter Bügelgucker“ und erfuhr so nebenbei, dass Frau Finkbeiner vom Hochbauamt jeden Dienstag im Rathaus ihre Wäsche bügelt und Frau Hägele freitags, aber nur kleine Sachen, da ja um 12 Uhr Dienstschluss sei.