Hier geht es ums Hören: Stephanie Lipp mit Kindern aus drei von vier beteiligten Esslinger Grundschulen. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

25 Kinder aus vier Grundschulen machen sich in der letzten Ferienwoche schon einmal fit für den Unterricht. In Esslingens erster Sommerschule gibts aber auch ein Freizeitprogramm.

EsslingenExakt 25 Jungen und Mädchen aus vier Grundschulen stimmen sich seit Montag in Esslingens erster Sommerschule auf den Alltag ein, der am Mittwoch wieder alle Kinder in Baden-Württemberg einholt. Die Kids aus der Pliensauschule, der Mettinger Schule, der Katharinenschule und der Waisenhofschule treffen sich noch bis Freitag jeden Tag in der Waisenhofschule. Dort warten drei Lehrerinnen, zwei Lehramtsanwärter, Mitarbeiter des Katholischen Jugendtreffs Sunshine, die Kindersportschule KiSS und der Trommellehrer Uwe Kühner auf sie. „Die Sommerschulen sind ideal für Schüler, die sich in den Hauptfächern unsicher fühlen und mehr üben möchten, einen Motivationsschub brauchen oder wieder mehr Spaß am Lernen finden wollen“, beschreibt Kultusministerin Susanne Eisenmann die Zielrichtung dieser Angebote.

Bis vor einem Jahr waren die Sommerschulen für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf nur an den Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen verortet, zum vergangenen Sommer hat das Kultusministerium sie auch auf Grundschulen ausgeweitet. Mittlerweile gibt es auch ein Pilotprojekt an sechs beruflichen Gymnasien im ländlichen Raum. Dass nach Plochingen und Kirchheim nunmehr auch Esslingen zu den Sommerschul-Kommunen zählt, ist der SPD-Gemeinderatsfraktion zu verdanken. Auf ihre Anregung hin fühlte die städtische Schulverwaltung bei den Schulen vor Ort vor, ob da nicht auch Interesse bestünde. Immerhin fördert das Land das Angebot mit maximal 5000 Euro, mit denen sich die Schulen externe Kooperationspartner suchen und das Mittagessen für die Kinder finanzieren können. Die Lehrerinnen und Lehrer, die sich in den Ferien engagieren, bekommen eine gewisse Stundenzahl auf ihre Deputate angerechnet.

Schulleiterin Eva Quantius-Kohl, Chefin der kleinen Grundschule in der Esslinger Innenstadt, brachte die Idee auch ins Kollegium ihrer Waisenhofschule. Ann-Kathrin Esser hat nur kurz überlegt: „Dann habe ich mir gedacht: Das wäre für die Kinder unserer internationalen Vorbereitungsklassen ganz einfach toll.“ Die hätten jetzt lange Ferienwochen im Kreise ihrer Familie verbracht und dabei sicher nicht deutsch gesprochen. Sprachförderung ist ein großes Thema an den Schulen der Innenstadt und ihren Randgebieten. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Stephanie Lipp und Lydia Braxator erarbeitete sie ein pädagogisches Konzept. Leitfaden sollten die fünf Sinne sein. Und das Kultusministerium hat den Antrag der Schule genehmigt. Weil nicht nur Waisenhofschüler davon profitieren sollten, hatten sich die Lehrerinnen im Vorfeld mit ihren Kolleginnen und Kollegen an den benachbarten Schulen in Verbindung gesetzt. Die hatten dann die Chance, auch aus ihren Klassen Kinder zu benennen, für die das Angebot passt. Zusammengekommen sind 25 Jungen und Mädchen in drei Gruppen, die auf verschiedenen Leistungsniveaus arbeiten. Soweit man das überhaupt sagen kann. Denn die Kriterien für die Einteilung waren zwar die Anforderungen, mit denen die Kinder im Fach Mathematik im kommenden Schuljahr konfrontiert werden. Doch allein die ersten beiden Tage haben Esser schon gezeigt, dass man mit solchen Verallgemeinerungen völlig schief liegen kann: „Wir haben selbst in den vermeintlich einheitlichen und harmonischen Gruppe gesehen, wie unterschiedlich die Kinder sind.“ Überhaupt ist es den Lehrerinnen wichtig, die Kinder nicht für Defizite zu sensibilisieren, sondern sie sicherer zu machen. Abgedeckt werden die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachkunde. Das Mittagessen liefert ein Caterer, die Sunshine-Mitarbeiter teilen es aus. Und nachmittags sorgen KiSS, Uwe Kühner oder die Sunshine-Leute fürs Freizeit-Feeling und soziale Miteinander. Am Ende der Sommerschule wollen die Lehrerinnen wieder Kontakt mit ihren Kolleginnen und Kollegen der anderen beteiligten Schulen aufnehmen. Der Erfolg der geopferten Ferienwoche soll für die Kinder schließlich nachhaltig sein. Laut den bisherigen Evaluationsergebnissen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, die das Angebot für Grundschüler im Land wissenschaftlich begleitet, gaben 82,5 Prozent der Kinder an, dass ihnen die Sommerschule Spaß gemacht hat. Zudem haben die Wissenschaftler eine Leistungssteigerung im Lesen konstatiert.

Bei der Stadt, die die Räume stellt, ist man sehr angetan von der Arbeit der Pädagoginnen und ihren Helferinnen und Helfern vor Ort. „Der Personalschlüssel ist einfach gigantisch“, so Susanne Mayr, die seitens des Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung die Sommerschule begleitet. Und wie sieht es mit weiteren Sommerschulen für Esslingen aus? „Die hätten wir schon gerne“, meint ihre Kollegin Gaby Jung. Aber das Land vergebe pro Kommune und Jahr leider nur einmal die vollen Ressourcen.

Motiviert ins neue Schuljahr

An mehr als 50 Sommerschulen im Land können die Kinder und Jugendlichen in den letzten Ferientagen von einem zusätzlichen Lernangebot und ergänzendem Ferienprogramm profitieren. Laut Kultusministerium bereiten sich derzeit rund 1400 Schüler so auf das neue Schuljahr vor. Um alle Anträge berücksichtigen zu können, habe man die Fördersumme von 575 000 Euro im vergangenen Jahr auf 750 000 Euro erhöht.

Lerninhalte aus dem regulären Unterricht wiederholen, vertiefen und gezielt an Lernschwierigkeiten arbeiten – das können die Schüler an diesen Sommerschulen. An den Grundschulen werden vor allem die Schlüsselkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen verstärkt gefördert, an den weiterführenden Häusern Deutsch, Mathe und Englisch. Ergänzt wird der Unterricht durch ein Ferienangebot örtlicher Kooperationspartner – dann stehen Sport, Musik, Natur und Umwelt, Technik, Kunst und Kreativität auf dem Programm.

Grundschulen sind im zweiten Jahr am Sommerschulkonzept beteiligt. 2018 startete die Pilotphase an acht Grundschulen, in diesem Jahr sind aufgrund der guten Resonanz schon 17 dabei.