Die Beleuchtung zweier Fußwege aus dem Esslinger Norden hinunter ins Neckartal ist noch lange nicht vom Tisch. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Wenn die Geiselbachstraße voll gesperrt wird, sollen möglichst viele auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Nun wird über eine Beleuchtung der Fußwege nachgedacht.

EsslingenWenn in den nächsten Monaten die Geiselbachstraße voll gesperrt wird, will die Stadt Esslingen gewappnet sein, um den drohenden Verkehrsinfarkt zu vermeiden. Vor allem hofft man im Rathaus, dass möglichst viele Menschen aus Richtung Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und der Neckarhalde ihre Autos stehen lassen und auf den Bus umsteigen. Deshalb tut die Stadt einiges, um die Anbindung der nördlichen Stadtteile an den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen. Geht es nach dem Bürgerausschuss RSKN, dann sollten die Verkehrsplaner auch an die Fußgänger denken und die Wege zwischen Rüdern und Obertürkheim sowie der Neckarhalde und Mettingen aufwerten. Mit seinem Wunsch, beide Fußwege zu beleuchten, ist der Bürgerausschuss nicht alleine. Als die Verwaltung entsprechende Überlegungen nun im Mobilitätsausschuss kippen wollte, gab es eine Abfuhr. Eine klare Mehrheit der Ratsmitglieder will das Thema weiter verfolgen – in den Haushaltsberatungen können die Fraktionen nun die nötigen Finanzmittel beantragen.

Beide Fußwegverbindungen waren bis vor wenigen Jahren beleuchtet – zur Haushaltskonsolidierung hatte der Gemeinderat jedoch 2012 beschlossen, die Lampen entlang dieser beiden und einem Dutzend weiterer Fußwege abzubauen. Neben finanziellen Argumenten hatte die Bauverwaltung damals ins Feld geführt, dass die eingesetzten Gelder anderswo sinnvoller genutzt wären. Doch bei vielen Menschen aus den nördlichen Stadtteilen ist der Wunsch nach einer Beleuchtung geblieben. Die Fraktion der Linken hatte das Thema Ende 2018 wieder in den Fokus gerückt – nun kam es im Mobilitätsausschuss zum Schwur.

Tiefbauamts-Chef Uwe Heinemann empfahl, auf eine neuerliche Beleuchtung zu verzichten: „Man muss das im Gesamtzusammenhang sehen, und da gibt es wichtigere Aufgaben.“ So gebe es bei der Straßenbeleuchtung innerhalb bebauter Gebiete einen erheblichen Sanierungsstau: „Die Schäden waren teilweise so gravierend, dass ganze Straßenzüge zeitweise außer Betrieb genommen werden mussten.“ Um alles auf den neuesten Stand zu bringen, rechne man mit etwa fünf Jahren. Dieses Problem müsse die Stadt anpacken, ehe sie Freiwilligkeitsleistungen übernehme. Die beiden Staffeln zwischen Rüdern und Obertürkheim sowie der Neckarhalde und Mettingen sind nach Heinemanns Einschätzung in ordentlichem baulichem Zustand. Für die Beleuchtung des Fußwegs zwischen Rüdern und Obertürkheim rechnet das Tiefbauamt je nach technischer Ausstattung mit Investitionen zwischen 82 000 und 105 000 Euro sowie jährlichen Wartungskosten von 14 000 Euro, die Beleuchtung des Fußwegs zwischen Neckarhalde und Mettingen würde je nach Ausführung zwischen 97 000 und 188 000 Euro kosten, die jährliche Wartung zwischen 13 000 und 22 000 Euro. Unter solchen Vorzeichen und da keiner genau sagen könne, wie stark die Wege in den Nachtstunden tatsächlich frequentiert werden, sei die neuerliche Beleuchtung „nicht verhältnismäßig“. Zudem fürchtet Uwe Heinemann, damit auch in anderen Stadtteilen Begehrlichkeiten zu wecken.

Christine Sigg-Sohn, die Vorsitzende des Bürgerausschusses RSKN, warb im Mobilitätsausschuss dafür, am Ball zu bleiben. Die Wege ins Neckartal würden sehr wohl genutzt und seien gerade für Berufspendler eine willkommene Alternative. Und die Attraktivität dieser Verbindung werde durch die Geiselbachstraßen-Sanierung eher noch größer. Sigg-Sohn berichtete von vielversprechenden Gesprächen mit dem Tiefbauamt, die dann jedoch im Sande verlaufen seien. Und sie warb dafür, nicht nur von einer zu geringen Nutzung der Wege zu sprechen, die ohnehin niemand belegen könne, sondern auch das große Potenzial zu sehen, das der Bürgerausschuss in dieser Verbindung sieht: „Wenn man ein attraktives Angebot schafft, kann das für viele zu einer interessanten Alternative werden. Die 15 Monate, in denen die Geiselbachstraße gesperrt wird, sind genug Zeit, um bei manchen ein längerfristiges Umdenken zu bewirken und ein Signal zur Stärkung des Fußgängerverkehrs zu senden.“

"Es wäre ein falsches Signal"

Tobias Hardt (Linke), der den Stein damals ins Rollen gebracht hatte, erinnerte an ein Ausschuss-Protokoll vom Dezember 2018, in dem zu lesen sei: „Es wird zugesagt, dass die Verwaltung in vorliegender Angelegenheit nochmals mit dem Bürgerausschuss Kontakt aufnimmt mit dem Ziel, so schnell als möglich einen Vorschlag unterbreiten zu können, wie man in der Sache vorankommen könne.“ Hardt blieb dabei, dass das Geld für die Beleuchtung gut angelegt wäre – zumal man auf beiden Wegen in gut zehn Minuten zur S-Bahn nach Mettingen oder Obertürkheim gelange: „Mit dem Pkw geht das nicht schneller.“

Rasch wurde im Mobilitätsausschuss jedoch klar, dass die Stadtverwaltung keine Mehrheit finden würde. Andreas Fritz (Grüne) forderte: „Wir sollten überlegen, wie wir das hinbekommen.“ Heidi Bär (SPD) befand: „Wir wollen den Fußgängerverkehr stärken – da wäre es ein falsches Signal, die Beleuchtung abzulehnen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir eine pragmatische Lösung finden und die Finanzierung hinkriegen.“ Sven Kobbelt (FDP) konnte der Beleuchtung ebenfalls einiges abgewinnen und empfahl, die kostengünstigere Solarbeleuchtung nicht aus den Augen zu verlieren. Doch die ist für das Tiefbauamt am Rüderner Weg gar keine und am Neckarhalden-Weg die schlechtere Option. Schützenhilfe bekam das Tiefbauamt von Tim Hauser (CDU), der Zweifel an einem sinnvollen Kosten-Nutzen-Verhältnis anmeldete und befürchtete: „Das wird wohl nicht der große Wurf.“ Und Hermann Falch (Freie Wähler) bekannte sich zwar zu einer Stärkung des Fußgängerverkehrs, zweifelte jedoch an der Effektivität der Maßnahme. Obwohl Heinemann und Finanzbürgermeister Ingo Rust am Ende nochmals appellierten, das Geld in wichtigere Projekte zu investieren, lehnte es der Ausschuss mit klarer Mehrheit ab, das Projekt zu den Akten zu legen. Die nächste Diskussionsrunde dürfte bei den Etatberatungen folgen.