Ganztagsschule ist viel mehr als nur Unterricht: Foto: Kaier - Kaier

Als erste von sieben Esslinger Ganztagsgrundschulen konzentriert sich die Katharinenschule ab dem nächsten Schuljahr ausschließlich auf den ganztägigen Betrieb.

EsslingenBarbara von Lauenstein ist sehr, sehr froh: Ihre Katharinenschule, eine von sieben gesetzlich verankerten Ganztagsgrundschulen in der Stadt Esslingen, wird ab dem Schuljahr 2019/20 komplett auf eine Halbtagsangebot verzichten. Damit tragen die Lehrer, aber auch die Stadt einer Entwicklung Rechnung, die sich an der Klaraanlage in den vergangenen Jahren immer mehr abgezeichnet hat. „Unter unseren 257 Schülerinnen und Schüler sind nur noch neun Halbtagskinder“, skizziert die Rektorin die Situation in diesem Schuljahr. Der gemeinderätliche Schulausschuss hat deshalb einstimmig beschlossen, dem Antrag der Schule nachzukommen und das Ganztagsangebot ab dem nächsten Schuljahr für alle verbindlich zu machen.

Gut für Kinder, die nicht genug Unterstützung daheim erhalten

Damit ist die Katharinenschule die erste Grundschule in Esslingen, die sich künftig nur noch als gebundene Ganztagsschule präsentieren wird. Bislang haben die Eltern in allen Esslinger Ganztagsgrundschulen die Wahl, ob ihr Kind den ganzen oder den halben Tag an der Schule verbringen möchte. Wobei der Bedarf an der ganztägigen Betreuung immer mehr zunimmt, beobachtet der städtische Schulamtsleiter Bernd Berroth. Eine Entwicklung, die auch Barbara von Lauenstein festgestellt hat. Sie ist glücklich darüber mit dem Ganztag viele Kinder zu erreichen, die von Haus aus nicht die Unterstützung bekommen können, die sie bräuchten. Zum Beispiel, weil ihre Eltern kein Deutsch sprechen. Und das sind im Einzugsbereich der Innenstadtschule nicht wenige. „Die Ganztagsschule trägt zu mehr Bildungsgerechtigkeit bei, weil die Kinder bei uns die Chance haben, etwas aufzuholen.“ In den vergangenen Jahren hat sie jedoch auch zunehmend beobachtet, dass die Ganztagsschule auch für bildungsnahe Elternhäuser salonfähig geworden ist. So habe es an ihrer Schule auch niemanden aus der Elternschaft gegeben, der sich dem Wunsch nach einem verbindlichen Ganztagsbetrieb wiedersetzt hätte.

Der Ganztag an der Klaraanlage hat freilich auch Tradition. Ist die Katharinenschule doch Fusionsprodukt aus der Burg- und Schillerschule. Erstere war im Hauptschulbereich Esslingens erste Ganztagsschule überhaupt. Seit dem Schuljahr 2003/2004 hatte sie auch für ihre Grundschüler ein entsprechendes Angebot. Zum Schuljahr 2015/16 wurde die Katharinenschule im Grundschulbereich gesetzlich anerkannte Ganztagsschule – wie alle anderen Esslinger Ganztagsgrundschulen auch.

Arbeit wird nun leichter

Dass sie sich ab dem kommenden Schuljahr ausschließlich auf den Ganztag konzentrieren kann, erleichtert die Umsetzung des pädagogischen Konzepts und die Organisation. Schließlich lässt sich die die Abwechslung von Lern-, Bewegungs- und Ruhephasen wesentlich sinnvoller gestalten, wenn alle Kinder gleich lang in der Schule sind. Weil die Katharinenschule ihren Kindern an vier Tagen pro Woche jeweils acht Zeitstunden anbietet, bekommt sie zwölf Lehrerstunden pro Ganztagsgruppe. Einen Teil davon kann sie in Geld umwandeln und sich externe Unterstützung einkaufen. Lehrer, Freizeitpädagogen, Lehrbeauftragte, aber auch weitere außerschulische Partner aus dem Jugendbegleiterprogramm bieten den Ganztagsschülerinnen und -schülern nicht nur Unterricht mit einer integrierten Lernzeit, in der mehrere Fachlehrer den Stoff mit den Kindern wiederholen oder üben. Sondern sorgen auch für Ruhepausen, Spielangebote oder Nacharbeitszeiten im Mittagsband. Dazu kommen thematische, bewegungsorientierte oder kreative AGs – von der Indianerschule über Judo mit dem KSV Esslingen bis zur Technik- oder Tanzgruppe. Eine Früh- und eine Spätbetreuung – die allerdings bezahlt werden müssen – ergänzen die kostenlosen Ganztagsofferten.

Die Katharinenschul-Kinder, die bisher nicht für den Ganztag angemeldet sind, können ihre Grundschulzeit aber noch in der Halbtagsschule fertig machen. Kinder aus dem Schulbezirk, die nicht auf eine gebundene Ganztagsschule wollen, können künftig den Wechsel auf eine andere Grundschule beantragen.

Rathaus lobt Rektorin

Im Esslinger Rathaus freut sich Bernd Berroth über „die Glanzleistung“ von Barbara von Lauenstein, Lehrer und Eltern für die gebundene Form gewonnen zu haben. „Das ist an diesem Standort genau das Richtige.“ Zumal damit auch die Schüler der internationalen Vorbereitungsklassen das Ganztagsangebot nutzen könnten. Davon profitieren die Kinder, aber auch die Schule, die mit ihnen weitere Lehrerstunden bekommt.

Zu den bislang sieben Esslinger Ganztagsgrundschulen sollen in den kommenden Jahren noch die Grundschulen in Zell, St. Bernhardt, auf dem Zollberg und in den Lerchenäckern dazukommen. Nur die GS Sulzgries, die Silcherschule und die GS Hegensberg-Liebersbronn sollen reine Halbtagsschulen bleiben. Berroth stellt aber auch klar, dass die Stadt ihre Ganztagsschulen auch künftig nicht dazu zwingen werde, die Wahlfreiheit von Ganztag- und Halbtag aufzugeben.