Die Gebäude der Grundschule Zell sind marode, deshalb wird ein Neubau errichtet. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Erstmals seit Jahrzehnten wird in Esslingen wieder eine öffentliche Schule komplett neu gebaut. Der Gemeinderat hat am Montag mit breiter Mehrheit den Neubau der Grundschule Zell beschlossen. Das Projekt samt einer integrierten Sporthalle kostet 11,8 Millionen Euro und soll bis zum Schuljahr 2020/2021 fertig sein.

Das bestehende Gebäude ist in die Jahre gekommen und an vielen Stellen stark beschädigt. „Die Schule ist in einem desolaten Zustand“, sagte der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht in der Sitzung des Gemeinderats. Hätte man die Schule in dem Gebäude weiter betreiben wollen, hätte man dieses aufwendig sichern müssen - allerdings galt es als nicht mehr sanierungsfähig. Deswegen hat die Verwaltung dem Gemeinderat einen Neubau empfohlen.

Dass ein solcher dringend notwendig ist, darüber war man sich im Kommunalparlament einig. Kein Konsens herrschte jedoch in der Frage, ob auch eine neue Sporthalle notwendig ist oder ob ein Gymnastikraum - wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen - ausreichend ist. Während sich die CDU schon im Vorfeld der Sitzung für eine Sporthalle stark gemacht hatte, zeigten sich vor allem die Freien Wähler skeptisch. Schließlich gebe es bereits eine Sporthalle in Zell. Diese sei zwar etwas weiter weg von der Schule, aber es sei zumutbar, dass die Schüler diesen Weg für Doppelstunden auf sich nähmen, befanden die Freien Wähler.

Zumal der Neubau der jetzt geplanten Einfeld-Sporthalle satte 1,1 Millionen Euro koste, gab Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler, zu bedenken. Zumindest hätte man es begrüßt, wenn die Frage nach dem benötigten Sportraum im Zusammenhang mit dem Sportentwicklungsplan und dem Haushaltsplan diskutiert worden wäre, betonte die Fraktionsvorsitzende. So aber könne man dem Bau der neuen Sporthalle nicht zustimmen.

Auch die Grünen taten sich schwer mit dem Bau einer Sporthalle. „Wir sehen das ähnlich wie die Freien Wähler“, sagte Gabriele Kienlin. Zum einen sehe man die hohen Kosten für die Halle kritisch, zum anderen hätte man sich ebenfalls gewünscht, dass der Bau derselben im Zusammenhang mit dem Sportentwicklungsplan diskutiert werde. Dennoch stimmten die Grünen sowohl dem Neubau der Schule als auch dem der Halle zu.

Ganz anders stellte sich die Sache für die CDU dar: Ohne die integrierte Sporthalle hätte man dem Neubau der Schule gar nicht zustimmen können, betonte Edward-Errol Jaffke. Schließlich habe die Grundschule Zell einen Sport-Schwerpunkt. Zudem sei ja geplant, die Schule künftig als Ganztagseinrichtung zu betreiben, dann sei eine Sporthalle umso zwingender nötig. „Außerdem lässt sich in einer Gymnastikhalle der Bildungsplan gar nicht umsetzen“, so Jaffke. Im Übrigen könne die neue Sporthalle künftig auch anderen Schulen und dem Vereinssport zur Verfügung gestellt werden.

Auch der SPD-Stadtrat Klaus Hummel zeigte sich sehr zufrieden mit den Neubau-Plänen der Stadt. Diese seien auch für die Eltern in Zell, die schon seit Jahren auf eine Ganztagsschule warteten, sehr erfreulich. Der Zeitplan sei zwar ambitioniert und knapp, aber er halte das Konzept für gut ausgearbeitet, lobte Hummel. Tobias Hardt (Linke) und Ulrich Fehrlen (FDP) zeigten sich ebenfalls vollauf zufrieden mit den Plänen - insbesondere vom Bau einer neuen Sporthalle. „Die Sporthalle ist sowas von notwendig, das ist was für die Zukunft“, betonte Hardt. Und Fehrlen merkte an: „Wenn die Planer einen Gymnastikraum für ausreichend gehalten haben, ist das ein Witz.“

Letztlich wurde der Beschluss für den Neubau samt Sporthalle mit sechs Gegenstimmen gefasst. Nun soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Man rechnet mit einer Entscheidung im Februar 2018. Der Baubeginn für die 2,5-zügige Schule ist für Ende 2018 anvisiert. Vom Schuljahr 2020/2021 an soll in dem Neubau eine Ganztagsgrundschule eingerichtet werden. Für die Grundschulbetreuung sowie eine Grundschulförderklasse könne zudem das Zeller Schulhaus genutzt werden, heißt es von der Verwaltung. In dem Neubau soll eine Standardturnhalle mit einer Nutzfläche von rund 400 Quadratmetern integriert werden.

Bis der Neubau steht, sollen die bestehenden Gebäude weiter genutzt werden. Lediglich der Schulhof wird während der Bauphase auf die Ostseite des Grundstücks (zur Hermannstraße) verlegt.