Das EcoInn in der Kanalstraße bei seiner Eröffnung im Juni 2009. Foto: Archivbild Panzram - Archivbild Panzram

Von Melanie Braun

Schon seit Wochen ringen die Stadtverwaltung, das Jugendhaus Komma und das Hotel EcoInn um eine Lösung im Zwist zwischen Hotel und Jugendhaus. Nun melden sich die Gemeinderatsfraktionen der Grünen und der CDU öffentlich zu Wort. Während die Christdemokraten vor allem auf eine zügige Lösung des Problems drängen, fordern die Grünen das Hotel auf, sich wieder auf seine ursprüngliche Ausrichtung als Jugendgästehaus zu besinnen.

Anfang August war die schon seit Jahren problematische Situation zwischen dem EcoInn und dem Jugendhaus eskaliert. Grund dafür waren Beschwerden seitens der Hotelgäste, die sich vom Geräuschpegel des Best off Festivals im Komma gestört fühlten. Seither ist das Jugendcafé Fünfbisneun in dem Jugendhaus geschlossen (siehe Infokasten). Die Grünenfraktion fordert das Hotel nun auf, sich an die Beschlüsse des Gemeinderats aus dem Jahr 2006 zu halten.

Denn damals habe man mit dem Betreiber des EcoInn vereinbart, dass er sein Haus als Jugendgästehaus führe, als Ersatz für die Jugendherberge auf dem Zollberg, die zu der Zeit wegfiel. Doch inzwischen sei die Unterkunft an der Kanalstraße viel zu teuer für ihren eigentlichen Zweck - und das, obwohl der Gemeinderat nie beschlossen habe, das Jugendgästehaus auslaufen zu lassen. „Das Hotel EcoInn wird aufgrund seiner Hochpreisigkeit kaum mehr von Jugendgruppen, jungen Reisenden oder Gästen aus unseren Partnerstädten besucht“, sagt Carmen Tittel, Fraktionschefin der Grünen.

Ihr Fraktionskollege Helmut Müller-Werner ergänzt, dass eine Rückkehr zum ursprünglichen Geschäftsmodell auch den Konflikt mit dem benachbarten Jugendhaus entschärfen könnte. Zwar müssten sich das Komma und die Jugendkneipe Fünfbisneun selbstverständlich auch an die Nachtruhe halten, doch ein Jugendgästehaus sei mit dem laut Müller-Werner „engagierten und hervorragenden Programm“ im benachbarten Jugendkulturzentrum sicherlich besser vereinbar.

Im Übrigen erwarten die Grünen, dass das EcoInn die Subventionen zurückzahlt, die die Stadt dem Hotel gerade wegen seiner Ausrichtung als Jugendgästehaus gewährt hatte. Denn laut den Grünen bekam der Hotelbetreiber besonders günstige Konditionen für den Erbpachtzins, die jährlichen Subventionen zwischen 12 000 und 15 000 Euro entsprächen. Zudem habe die Stadt im Hinblick auf die Einrichtung eines Jugendgästehauses noch eine Bürgschaft für ein KfW-Darlehen gewährt.

Die CDU-Fraktion geht nicht ganz so weit wie ihre Ratskollegen, doch die Stoßrichtung ist ähnlich. So weisen auch die Christdemokraten in einer öffentlichen Stellungnahme darauf hin, dass das EcoInn einst gerade wegen seiner Nähe zum Jugendkulturzentrum Komma und zur Hochschule als Jugendgästehaus geplant gewesen und deshalb mit mehreren tausend Euro pro Jahr subventioniert worden sei. Man sehe aber auch, dass die Vorgaben der Polizeiverordnung von den Betreibern des Fünfbisneun mehr als großzügig ausgelegt worden seien.

Bauliche und organisatorische Veränderungen könnten aus Sicht der CDU durchaus sinnvoll sein, um den Konflikt zu entschärfen. Daher unterstütze die CDU die Initiative der Verwaltungsspitze, eine zügige Lösung des Konflikts herbeizuführen - grundsätzlich müsse man jedoch auch die Frage nach einer günstigen Hotelunterbringung für junge Leute in der Stadt beantworten.

Auch für Andreas Jacobson, dem Leiter des Jugendkulturzentrums Komma, liegt das Problem darin, dass das Hotel sein Geschäftsmodell unter der Hand verändert habe: In den Anfangsjahren des EcoInn habe es keine Probleme gegeben. Doch in punkto Lärmbelastung sieht Jacobson die Streitparteien auf einem guten Weg: Es zeichne sich ein Kompromiss ab. Auch Kulturbürgermeister Markus Raab ist „vorsichtig optimistisch“, wie er sagt. Man sei bereits recht weit in den Verhandlungen und gehe davon aus, in der nächsten Sitzung des Verwaltungsausschusses am 10. Oktober einen Kompromissvorschlag präsentieren zu können. Ziel sei es, wieder einen Modus Vivendi für alle Beteiligten zu finden.

Zum Thema Subventionen will sich Raab jedoch nicht äußern. Er verweist an den Finanzbürgermeister Ingo Rust, der für eine Stellungnahme gestern aber nicht zu erreichen war. Ebenso wie Rainer Dold, Geschäftsführer des EcoInn: Thomas Puchan, Manager des Hotels, erklärte, dass weder er noch Dold etwas sagen wollten.

der Streit

Lärm: In den vergangenen Jahren kamen sich das Jugendhaus Komma samt Jugendcafé Fünfbisneun und das benachbarte Hotel EcoInn immer wieder ins Gehege. Der Auslöser waren meist Hotelgäste, die sich über den Lärm bei Veranstaltungen in dem Kulturzentrum beschwerten. Bis vor Kurzem konnte der Konflikt durch Vereinbarungen zu Lärmpegel und Schallschutz immer wieder eingedämmt werden, doch Anfang August eskalierte er. Seither hat das Fünfbisneun auf dem Lorch-Areal die Pforten geschlossen. Man öffne erst wieder, wenn sich die Situation verbessert habe und man kein Bußgeld mehr riskiere, wenn sich ein Gast nach 23 Uhr im Hof aufhalte, sagt Komma-Leiter Andreas Jacobson.

Antrag: Die Grünen haben einen Antrag für den Gemeinderat vorbereitet, nach dem die Stadt vom EcoInn verlangen soll, Subventionen zurückzuzahlen und das Hotel wieder als Jugendgästehaus zu führen.