Markus Grübel besucht eine Textilfabrik in Yangon (Rangun) in Myanmar, die für deutsche Firmen näht. Foto: oh - oh

Markus Grübel, Esslinger CDU-Bundestagsabgeordnete und Beauftragte der Bundesregierung für die weltweite Religionsfreiheit, hat Tee- und Bekleidungsfabriken in Myanmar und Bangladesch besucht.

Esslingen (cid)Wenn der Kaffeeröster Tschibo Unterwäsche anbietet und die die Firma Triumph sowieso, oder wenn bei Tee Gschwendner in Esslingen ein großes Sortiment auf die Kunden wartet, dann macht man sich in der Regel wenig Gedanken darüber, woher diese Waren kommen und unter welchen Voraussetzungen sie produziert worden sind. Der Esslinger CDU-Bundestagsabgeordnete und Beauftragte der Bundesregierung für die weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, hatte nun die Gelegenheit, sich direkt dort umzusehen, wo solche Produkte hergestellt werden – in Myanmar und Bangladesch. Und seine Erkenntnis ist: „Wer Produkte aus diesen Ländern kauft, der hilft den Menschen dort.“

Vornehmlich waren die Rohingyas der Anlass, weshalb sich Grübel als Religionsbeauftragter in Begleitung von Mitgliedern des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kürzlich für gut eine Woche nach Myanmar und Bangladesch begeben hatte. Die Rohingyas sind eine muslimische Minderheit im überwiegend buddhistisch geprägten Myanmar. Sie werden als Staatenlose behandelt, ihre Hütten werden abgebrannt, ihre Frauen vergewaltigt, und sie werden vertrieben. Mehr als 900 000 von ihnen leben als Flüchtlinge im Süden von Bangladesch, etwa 40 Prozent sind jünger als zwölf Jahre. Die Kinder dürfen keine richtige Schule besuchen, nur in sogenannten Learning Centern gibt es zeitlich begrenzten Unterricht. Die Erwachsenen dürfen nicht arbeiten, die Menschen leben von Almosen und ihre Lage erscheint aussichtslos. Markus Grübel: „Das kann auf Dauer nur zum Desaster führen, zu Radikalisierung und Gewalt.“

Alles, was auch nur im Entferntesten zu Integration führen könnte, wird den Rohingyas vorenthalten. Organisationen wie die Vereinten Nationen, Unicef, die Malteser oder das Rote Kreuz organisieren die provisorischen Camps, die in der Monsunzeit doch keinen Schutz bieten. Was zu tun ist, um die Situation der Rohingyas menschenwürdig zu gestalten, liegt für den Religionsbeauftragten auf der Hand: Die Regierung von Myanmar müsse die zügige Rückführung der Rohingyas in ihre Heimat organisieren und ihnen die Staatsangehörigkeit zuerkennen. Diskriminierung gelte es zu beseitigen, die für ethnische Säuberungen und Menschenrechtsverletzungen verantwortlichen Täter müssten bestraft werden. „Die Europäische Union und die USA müssen deutlich die Forderung nach zügiger Rückkehr der Rohingyas formulieren“, betont Markus Grübel und verweist auf Kanada, das zu diesem Thema deutliche Worte gefunden hat.

Katastrophe in Dhaka

Vielen von uns sind die Bilder noch in Erinnerung, als am 24. April 2013 nach dem bisher größten Unfall in der internationalen Textilindustrie mehr als tausend Menschen starben. Die Textilfabrik Rana Plaza in einem Vorort von Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, war eingestürzt. In Süd- und Südostasien spielt die Textilindustrie eine große Rolle. Der Wettbewerb drückt auf die Preise, schlechte Arbeitsbedingungen sind die Folge. In einer Fabrik in Myanmar wird für Tschibo und Triumph Unterwäsche und Bademode für 2019 produziert. Markus Grübel erhält bei seinem Besuch einen durchaus positiven Eindruck von den Produktionsstätten. In Bangladesch spricht er mit Vertretern von H&M, mit Gewerkschaftsmitgliedern und mit Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung, die sich um die Arbeitsbedingungen kümmert.

Eine über dem Mindestlohn von 90 Dollar im Monat liegende Bezahlung, Mutterschutz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Arbeits-, Brandschutz, Klimatisierung und Unfallversicherung: All das wurde und wird in Myanmar und Bangladesch mühsam erkämpft. So informiert etwa die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit Näherinnen über deren Rechte. Ein Projekt, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert wird und bis zu 25 Prozent der Frauen erreicht.

Tee für Gschwendner

Auch auf einer Teeplantage sammelt Markus Grübel Eindrücke. Er spricht mit einem Tee-Bauern, der zusammen mit anderen Landwirten eine Kooperative betreibt und seinen Tee selbst verarbeitet. Mehr als das Dreifache des üblichen Lohns verdient er auf diese Weise und schafft damit die Existenzgrundlage für 40 Familien. Erst im Gespräch stellt sich heraus, dass die Kooperative auch Tee Gschwendner beliefert. Die Kette hat in Esslingen auf der Inneren Brücke eine Filiale.
Geben Grübels Beobachtungen die allgemeinen Verhältnisse in Myanmar oder Bangladesch wider? „Ich habe schon den Verdacht, dass man mich in die besonders schönen Fabriken geführt hat. Die Produktionsstätten sind meist ziemlich abgeschottet“, so der Religionsbeauftragte. Und so bleiben für ihn Zweifel, ob ihm während seiner Reise die ganze Wahrheit offenbart worden ist.

Fair und nachhaltig handeln

„Immer wieder kontrollieren und den Druck hochhalten“ lautet seine Empfehlung, wenn es darum geht, die Bedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter zu verbessern. Was aus seiner Sicht nicht weiterführt, ist der Boykott von Waren aus Myanmar oder Bangladesch. „Der Erwerb von Produkten aus diesen Ländern hilft den Menschen dort“, ist sich Grübel sicher. Es müsse aber immer faires und nachhaltiges Handeln eingefordert werden – „Kunden und Öffentlichkeit müssen wachsam sein“. Hilfreich sei dabei ein Textilbündnis, für das sich Gerd Müller als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung einsetze. Dabei geht es um einen „grünen Knopf“ als Erkennungszeichen für fair gehandelte Kleidung.